Essen. „Klang.Sucht.Oper“: Das Essener Aalto-Theater geht neue Wege. Am Kopstadtplatz machen Sänger, Tänzer, DJ und Orchester gemeinsame Sache.
Das ehemalige Schossau-Haus am Kopstadtplatz ist alles andere als ein klassisches Theater. Im Untergeschoss des ehemaligen Kaufhauses hat Dirk Bußler seinen Konsumreform-Shop eingerichtet. Eine Etage darüber war das Museum Folkwang im Rahmen von „Folkwang und die Stadt“ im vergangenen Jahr mit seiner „Expo Alternativ“ zu Gast war. Am kommenden Mittwoch, 7. Juni, hat sich im einstigen Kaufhaus nun eine weitere Essener Kulturinstitution angemeldet. Das Opernhaus geht im Rahmen des Projekts „Aalto: StartUp“ vor die Tür und sorgt mitten in der City für ein Zusammentreffen ganz unterschiedlicher Musikstile.
DJ Pablo Giuggiolini, Rapper Sebastian Campione und Beatboxer Kevin O Neal sind dabei ebenso am Start wie Sänger und Tänzer der Theater und Philharmonie Essen. Zum Folkwang Kammerorchester gesellt sich außerdem eine Rockband, und neben Violine, Saxofon, Schlagzeug, Gitarre und Keyboard kommt auch die chinesischen Laute Guzheng zum Einsatz. „Klang.Sucht.Oper“ nennt sich diese Erkundungs-Tour in unterschiedliche Musikwelten, bei denen Queens „Love of My Life“ mit klassischem Orchester ebenso erklingt wie Mozarts berühmte Bass-Arie „Oh, wie will ich triumphieren“ mit Beatboxing-Begleitung.
Drei Vorstellungen an einem Tag: Das Musiktheater geht neue Wege
„Neue Wege“ heißt das vom Land NRW aufgelegte Förderprogramm, mit dem das Aalto-Theater drei Jahre lang neue Formate und Spielorte ausprobieren kann. Die musiktheatrale Performance „Aufbruch – A Merry Odyssey“ hat im vergangenen Herbst den Anfang im Opernhaus gemacht. Auch die Suche nach einem externen Spielort in der City glich trotz zahlreicher Leerstände einer etwas längeren Irrfahrt. Am Kopstadtplatz fand sich schließlich die Kurzzeit-Spielstätte. Drei Vorstellungen werden dort am 7. Juni (13-14, 16 bis 17 und 18 bis 19 Uhr) gespielt. Dazwischen werden stündlich zwei Workshops angeboten.
Das Konzerthaus für einen Tag sorgt in vielerlei Hinsicht für Offenheit und Zugänglichkeit. Eintritt gezahlt wird ganz nach Gusto. Wer möchte, bewegt sich frei im Raum, wandelt zwischen Band und Orchester umher oder nimmt Platz auf einem der drehbaren Stühle für ein 360-Grad-Kulturerlebnis, erklärt Dramaturgin Sandra Paulkowsky. Die szenische Einrichtung besorgt Claudia Isabel Martin. Die musikalische Leitung hat Heribert Feckler, der die spartenübergreifende, musiktheatrale Klangreise mit bekannten und neu dazugewonnenen Künstlern antritt.
Wie viel Beethoven steckt in der Musik von Billy Joel?
Das Projekt will nicht nur Menschen für die Musik gewinnen, die sonst eher selten ins Theater gehen. Es will auch Ohrenöffner sein für alle, die bei Klassik sonst automatisch abwinken: „Nichts für mich!“ Wer nun aber erlebt, wie prima sich Rockstar Elton John und Barock-Komponist Henry Purcell akustisch ergänzen und wie stimmig sich Mozarts Musik von einer Rockband interpretieren lässt, der will vielleicht auch noch erfahren, wie die Habanera einst von Kuba nach Europa oder wie viel Beethoven in der Musik von Billy Joel steckt.
„Klang.Sucht.Oper“ ist ein Programm gegen das Schubladendenken. Es will aber auch vom Prozess des Musikschaffens, den Inspirationen und Festlegungen erzählen: „Wenn die Leute auf Englisch singen, ist das für manche schon keine Klassik mehr“, weiß Heribert Feckler. Beim „Cold Song“ aus Henry Purcells Semi-Oper „King Arthur“ wird man noch einmal ganz genau hinhören.
Musikgeschichte und -geschichten trägt „Klang.Sucht.Oper“ in ebenso fundierter wie überraschender Form zusammen. Der Dortmunder Beatboxer Kevin O Neal ist schon lange im Geschäft, die Zusammenarbeit mit den vielen Künstlern verschiedener Sparten ist für ihn bislang einzigartig, quasi Liebe auf den ersten Beat. Die Kunstform dieser mundgemachten Musik, auch sie soll das Publikum kennenlernen.