Essen-Bochold. Was können und wollen die Bocholder fürs Klima in Essen tun? Eine Umfrage der Grüne Hauptstadt Agentur will diese Frage klären. Was geplant ist.
Weniger Treibhausgasemissionen, mehr klimafreundliche Quartiere in Essen: Mit diesem Anspruch hat die Stadtverwaltung jetzt das Projekt „KlimaQuartier Bochold“ gestartet. Seit vergangenem Freitag, 26. Mai, können Bewohnerinnen und Bewohner, vor allem aber Hauseigentümerinnen und -eigentümer aus dem Stadtteil an einer Online-Befragung teilnehmen. Die Umfrage läuft noch bis 23. Juni. Das Projekt ist Teil des Programms „Energetische Stadtsanierung“, mit dem die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) die Erstellung von energetischen Konzepten sowie die Arbeit von so genannten Sanierungsmanagern fördert.
Der Hintergrund: Essen will zwischen 2030 und 2040 klimaneutral werden. Unter anderem über das Projekt „KlimaQuartier“, über Aufklärung und Information sollen Anreize für eine energetische Sanierung geschaffen werden. Die aktuelle Umfrage wird von der Grüne Hauptstadt Agentur koordiniert.
Stadt Essen fördert PV-Anlagen
Die Stadt Essen fördert die Neuinstallation von Photovoltaikanlagen (PV-Anlagen) und thermischen Solaranlagen mit Heizungsunterstützung auf dem Stadtgebiet. Die Förderung unterstützt private, gemeinnützige und gewerbliche Antragsteller mit Liegenschaften in der Stadt Essen. Ziel ist die stärkere Nutzung von Sonnenenergie zur Reduktion des CO2-Ausstoßes im Stadtgebiet. Für die Förderung 2023 stehen insgesamt 2.385.000 Euro zur Verfügung.
Essen will zwischen 2030 und 2040 klimaneutral werden
Dass Bochold als erster Essener Stadtteil im Projekt „KlimaQuartier“ an den Start geht, hat seine Gründe: „Nach einer Analyse sozialer Faktoren, Sanierungszustand und Energieverbrauch von Wohngebäuden und weiterer Daten“, erklärt Stadtsprecher Patrick Betthaus, „hat sich Bochold als besonders geeignet für das KfW-Programm gezeigt“. Grundsätzlich sei die Realisierung von jeweils zwei „KlimaQuartieren“ pro Jahr geplant: „Aktuell wird ein Konzept für das ,KlimaQuartier Beisenviertel‘ in Katernberg erarbeitet. 2024 werden dann voraussichtlich zwei weitere Quartiere gestartet – eines davon stadtteilübergreifend in Holsterhausen und Frohnhausen und ein weiteres in Karnap.“
Das Projektgebiet in Bochold erstreckt sich über 89 Hektar im westlichen Bereich des Stadtteils. Es umfasst neben Ein- und Zweifamilienhäusern auch Mehrfamilienhäuser, Hochhäuser sowie das Gewerbegebiet Wolfsbankring. Per Post wurden entsprechende Hausbesitzer und Mieter darüber informiert, dass sie an der Online-Befragung teilnehmen können. Abgefragt wird unter anderem, wann die letzte energetische Sanierung durchgeführt wurde und ob weitere bereits geplant sind. „Außerdem möchte die Grüne Hauptstadt Agentur erfahren, wie die Stadt die Bürgerinnen und Bürger unterstützen kann, um die aktuellen energiepolitischen Herausforderungen anzugehen“, so Betthaus.
Grüne Hauptstadt Agentur wertet die Fragebögen aus Bochold aus
Gemeinsam mit dem städtischen Fachbereich 12, zuständig für Statistik, wertet die Grüne Hauptstadt Agentur die Fragebögen im Anschluss aus. Aus den Antworten soll noch im Sommer dieses Jahres ein so genanntes energetisches Quartierskonzept erstellt werden, um Potenziale zu ermitteln und Maßnahmen zu erarbeiten, mit denen Energie vor Ort eingespart, effizienter genutzt und gewonnen werden kann. Und das individuell anhand der jeweiligen Gegebenheiten vor Ort: „Da unterschiedliche Gebäudearten verschiedene Ansprüche und Herausforderungen bergen, werden die energetischen Sanierungsmaßnahmen auf die Gebäudetypologie abgestimmt“, erklärt der Stadtsprecher. „Ziel ist die möglichst effiziente und kostengünstige Sanierung, um Energie einzusparen, die Energieeffizienz zu steigern und bestmöglich energieautark zu werden.“
Derzeit befindet sich Bochold noch in der so genannten Konzeptphase. Im Herbst 2023 ist dann der Start des Sanierungsmanagements, sprich: die Umsetzung von konkreten Maßnahmen, geplant. Darunter fallen beispielsweise die Installation von Photovoltaik-Anlagen oder die Umstellung der Wärmeversorgung. Helfen soll dabei ein Sanierungsmanager. Der wird in Bochold ein Büro erhalten und vor Ort Menschen beraten. „Er wird mit Aktionen auf die Menschen zugehen“, so Betthaus. „Er berät außerdem die Bürgerinnen und Bürger zu Hause zu energetischen Sanierungsmaßnahmen wie Heizungstausch und Photovoltaik-Anlagen.“ Geplant seien zudem Mitmachaktionen und Informationsabende zu den Themen Energieeinsparung durch Lüften und Heizen, Wassereinsparung, aber auch die Unterstützung bei der Beantragung von Fördermitteln.
Sicher ist: Zur Sanierung gezwungen werde niemand, versicherte Betthaus. Es handele sich um offene Angebote der Stadt Essen, nicht um verpflichtende Maßnahmen. „Mit der kommenden Förderrichtlinie zur energetischen Sanierung von Wohngebäuden versucht die Stadt jedoch Anreize zu setzen, damit Eigentümer und Mieter motiviert werden, an der energetischen Wende aktiv teilzunehmen.“