Essen. Die Heizungspläne der Regierung setzen die Immobilienpreise in Essen weiter unter Druck. Doch für Käufer ist das nur zum Teil eine gute Nachricht

Die Heizungspläne der Bundesregierung bremsen den ohnehin abgekühlten Immobilienmarkt in Essen weiter. Haus- und Wohnungskäufer sind deutlich vorsichtiger geworden. „Hat der Energieausweis eines Gebäudes früher im Grunde niemanden interessiert, ist das jetzt völlig anders“, sagte der Immobilienexperte Dirk Langensiepen von der LL-Verwaltung KG. Makler berichten, dass der Energieausweis und der Sanierungsstand eines Gebäudes mittlerweile in nahezu jeder Besichtigung Thema seien.

Nach Vorstellung der Bundesregierung soll von 2024 an jede neu eingebaute Heizung zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Damit dürften ab dann keine Öl- und Gasheizungen mehr installiert werden. „Das Thema Heizung treibt momentan Käufer wie auch Verkäufer um“, betonte Langenspiepen.

Vor allem die Preise von älteren, unsanierten Gebäuden geraten seit dem Bekanntwerden der Pläne weiter unter Druck. Deren Besitzer befürchteten einen weiteren Wertverlust ihrer Immobilie. Langensiepen schätzt, dass dadurch die Preise für unsanierte Häuser und Wohnungen je nach Lage um weitere fünf bis zehn Prozent nachgeben könnten.

Vermittlungsdauer von Immobilien in Essen steigt deutlich

Die derzeitige Entwicklung trifft auf einen Markt, der sich ohnehin schon deutlich gedreht hat. Der Grund sind die rasch gestiegenen Bauzinsen im vergangenen Jahr. Wer sein Haus oder seine Wohnung verkaufen will, trifft auf eine deutlich geringere Nachfrage. Die Folge: Etwa seit Mitte vergangenen Jahres geben die Immobilienpreise in Essen nach. Preise wie in den Boom-Jahren 2020 und 2021 sind kaum noch zu erzielen. „Wir bewegen uns wieder auf das Niveau von 2017/2018 zu“, sagte Stefan Pásztor, Vorsitzender vom Ring Deutscher Makler (RDM) in Essen.

Makler berichten zudem von deutlich längeren Vermarktungszeiten, bis eine Immobilie den Besitzer wechselt. Momentan dauere es drei bis sechs Monate länger, schätzte Pásztor. Das liege auch daran, dass Eigentümer noch nicht realisiert hätten, dass die Boomphase am Immobilienmarkt mit hohen Preisen vorbei sei. Die Heizungspläne wirkten nun zusätzlich preisdämpfend. Das heißt: Potenzielle Käufer versuchen bei älteren Immobilien, die notwendigen Modernisierungskosten in den Preisverhandlungen zum Abzug zu bringen. Je nach Lage der Immobilie und der jeweiligen Nachfrage könne das durchaus zum Erfolg führen.

Banken sind bei der Baufinanzierung vorsichtiger

Allerdings schauten auch die Banken mittlerweile genauer hin, betonte Langensiepen. „Die Institute sind vorsichtiger geworden“, welche Immobilien sie finanzieren. Pásztor weiß von Finanzierungen, die zuletzt sogar geplatzt sind. Bei schlechtsanierten Häusern nämlich preisten die Banken die Sanierungskosten ein und würden bei der Kreditvergabe von den Käufern mehr Eigenkapital verlangen. Der Traum von den eigenen vier Wänden erledige sich dann in so manchem Fall, beschreibt Pásztor die Folgen der Heizungspläne, die bereits sichtbar würden.

Hohe Zinsen, Modernisierungszwang, höhere Eigenkapitalanforderungen und immer noch überhöhte Preisvorstellungen auf Verkäuferseite: All das belaste derzeit den Immobilienmarkt und lässt den erfahrenen Immobilienfachmann Pásztor zur Einschätzung kommen. „So hab ich das noch nicht erlebt.“

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