Essen-Rellinghausen/Stadtwald. Seit dem Start im Mai 2022 in Rellinghausen haben sich viele selbst organisierte Gruppen gebildet. Weitere Teilnehmer und Ideen sind erwünscht.

  • Vor einem Jahr ist das Seniorennetzwerk Rellinghausen-Stadtwald gestartet.
  • Statt Einsamkeit und Langeweile gibt es nun Kontakte und Aktivitäten für ältere Menschen.
  • Das Netzwerk entwickelt sich ständig weiter.

Vor einem Jahr ist das Seniorennetzwerk Essen-Rellinghausen-Stadtwald gestartet. Zum ersten Treffen kamen damals rund 150 Bürgerinnen und Bürger, denen es um soziale Kontakte und gemeinsame Freizeitgestaltung ging. Die Anfangseuphorie war groß. Wie sich das Projekt entwickelt hat.

Ziel des Netzwerks ist es, ältere Menschen aus Rellinghausen und Stadtwald zu aktivieren und zusammenzubringen und gegenseitiges Kennenlernen zu fördern. Interessierte Seniorinnen und Senioren sollen – je nach Fähigkeiten und Vorlieben – Freizeitangebote selbst organisieren und durchführen.

Die Bandbreite ist groß: Es können Aktivitäten im Freien sein wie Radtouren, Wanderungen oder Ausflüge, aber auch Angebote wie Spielenachmittage, Kochen, Gesprächsrunden, Handykurse oder eine Einführung in die sozialen Medien. Manchmal stehen auch aktuelle Themen im Mittelpunkt, wie am 12. Juni, 18 Uhr, wenn es um Solarstrom vom Dach oder Balkon gehen wird.

Das Seniorennetzwerk Rellinghausen-Stadtwald ist vor einem Jahr in Essen gestartet

Organisiert wurde die Auftaktveranstaltung vor einem Jahr vom Zentrum 60 plus in Rüttenscheid in Kooperation mit der evangelischen Gemeinde Rellinghausen, Mitgliedern des Runden Tisches in den Stadtteilen und dem Verein „Zwar“ (Zwischen Arbeit und Ruhestand). Der Saal der evangelischen Gemeinde war damals gut gefüllt, zahlreiche ältere Menschen aus dem Stadtteil zeigten Interesse.

Ein Jahr nach dem Start des Netzwerks sei man mit der Resonanz sehr zufrieden, auch wenn sich die Anzahl der Teilnehmenden an den zweimal im Monat stattfindenden sogenannten Basistreffen inzwischen auf rund 100 reduziert habe, berichtet Hartwig Paus, der als Diplom-Pädagoge das Zentrum 60 plus für den Stadtbezirk II im Isenberg-Treff betreut. „Einige kommen nur zu den Aktivitäten wie Radtouren oder Wanderungen“, so Paus.

Die Basistreffen des Seniorennetzwerks Rellinghausen-Stadtwald finden im evangelischen Gemeindezentrum Rellinghausen an der Bodelschwinghstraße statt.
Die Basistreffen des Seniorennetzwerks Rellinghausen-Stadtwald finden im evangelischen Gemeindezentrum Rellinghausen an der Bodelschwinghstraße statt. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Ursprünglich waren nur die ersten drei Treffen im evangelischen Gemeindezentrum an der Bodelschwinghstraße geplant, aber man treffe sich weiterhin jeweils am zweiten und vierten Montag im Monat von 18 bis 20 Uhr dort, um sich gruppenübergreifend auszutauschen und organisatorische Dinge zu besprechen. „Drei Leute kümmern sich um die Homepage, auf der die Angebote und Termine einzusehen sind“, erläutert Paus.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer – meist zwischen 60 und 70 Jahre alt, teils aber auch deutlich älter – organisieren ihre Treffen in der Regel über Whatsapp-Gruppen, einige treffen sich auch zu festen Terminen an bestimmten Orten. „Die Fahrradgruppe kommt immer dienstags um 13 Uhr vor dem evangelischen Gemeindezentrum zusammen“, erläutert Teilnehmer Herbert Schröder. Im vergangenen Winter sei man zwar nur zweimal gefahren, habe sich aber monatlich zu anderen Aktivitäten wie Weihnachtsmarkt- oder Restaurantbesuch getroffen, um den Kontakt aufrechtzuerhalten.

Viele Senioren wollen neue Kontakte knüpfen

Neue Menschen kennenzulernen sei für viele das Ziel, sind sich Herbert Schröder (65), Andrea Kamrath (64) und Ruth Wallmeroth (63) einig, die sich mit viel Herzblut für das Projekt engagieren. Das Bedürfnis nach neuen Kontakten sei unabhängig davon, ob man in Rellinghausen oder Stadtwald neu zugezogen sei oder wie Herbert Schröder schon Jahrzehnte dort wohne. Manchmal wundere man sich, wer alles in der Nachbarschaft lebe, berichten die Ehrenamtlichen.

Man achte darauf, dass die Aktivitäten die finanziellen Möglichkeiten der Teilnehmer nicht übersteigen. „Die einfachsten Sachen sind oft die schönsten. Man lernt nicht nur die eigene Stadt kennen, sondern weiß irgendwann auch, wo es die besten gegrillten Hähnchen und das leckerste Eis in Essen gibt“, sagt Herbert Schröder mit einem Augenzwinkern.

Neue Mitglieder und Ideen sind jederzeit willkommen

Das Seniorennetzwerk – es gibt insgesamt zehn solcher Gruppen in den Essener Stadtteilen – sei eine echte Erfolgsgeschichte, betonen die Organisatoren. Es sei aber kein statisches Gebilde, sondern ein offener Zusammenschluss, der sich fortwährend verändere. „Neue Aktive, aber auch neue Ideen sind weiter gefragt“, betont Hartwig Paus. So stehe seit dem Gründungstreffen die Idee im Raum, eine Disco für ältere Menschen ins Leben zu rufen. „Vielleicht gibt es ja konkretere Vorschläge.“ Jeder könne seine Fähigkeiten, Talente oder beruflichen Erfahrungen einbringen. Manchmal würden auch externe Referentinnen und Referenten eingeladen, zum Beispiel, wenn es um Raumgestaltung nach Feng-Shui-Prinzipien, Polizei-Tipps gegen Betrugsmaschen oder die Bedeutung der Essener Tafel gehe.

„Es wäre schön, wenn sich Paten finden, die Neulinge, die sich in bestehenden Gruppen anfangs vielleicht unwohl fühlen, in die Gemeinschaft einführen“, erklärt Paus und räumt direkt noch mit einem Vorurteil auf: Das Seniorennetzwerk Rellinghausen-Stadtwald richte sich zwar in erster Linie an Bewohnerinnen und Bewohner der beiden Stadtteile. „Es wird aber niemand weggeschickt, der woanders wohnt.“