Essen. Bei Bauarbeiten in der Essener Innenstadt wurden uralte Bruchsteinblöcke freigelegt. Archäologen wollen nun herausfinden, wozu sie gehörten.
Dass bei Bauarbeiten in der Essener Innenstadt nicht einfach munter drauflosgebaggert werden darf, liegt nahe. Handelt es sich doch um den historischen Stadtkern, was vermuten lässt, dass noch so manches bisher unentdeckt im Boden schlummert. Und tatsächlich: Bei Schachtarbeiten der Stadtwerke am Grillotheater stießen Arbeiter auf uralte Bruchsteinmauern. Archäologen nehmen den Fund nun unter die Lupe.
Etwa 60 Zentimer breit und 1,50 Meter tief ist der schmale Graben, den Bauarbeiter am Theaterplatz gezogen haben, um eine alte Wasserleitung freizulegen. Die alte, 20 Zentimeter starke gusseiserne Leitung stammt aus den 1950er Jahren und neue Leitung aus Stahl ersetzt werden, erläutert Bauleiter Frank Marquardt. Da sich die Stadtwerke mit ihrer Baustelle im historischen Stadtkern bewegen, werden die Arbeiten von Archäologen begleitet. Die Untere Denkmalbehörde hat dies dem Wasserversorger zur Auflage gemacht. Bei Bauarbeiten in der Innenstadt sei das so üblich.
Die Bauarbeiten in der Essener Innenstadt werden von Archäologen begleitet
So achtet Archäologe Sascha Müller im Auftrag der Stadtwerke darauf, dass die Bauarbeiten bei der Arbeit behutsam vorgehen. Baggerschaufeln mit Zähnen dürfen beispielsweise nicht zum Einsatz kommen, weil die zu großen Schaden anrichten könnten. Denn es müsse jederzeit damit gerechet werden, auf Baudenkmäler zu stoßen. Die Arbeiten kommen deshalb vielleicht halb so schnell voran wie bei vergleichbaren Baustellen sonst üblich, erläutert Frank Marquardt.
Das behutsame Vorgehen hat sich aus Sicht des Denkmalschutzes bereits bezahlt gemacht. Sascha Müller deutet auf mächtige Blöcke aus Naturstein, die beim Ausschachten freigelegt wurden. „Ziegelsteine wurden erst ab dem 12./13. Jahrhundert verwendet“, so Müller. Was nicht heißen solle, dass die Bruchsteinfundamente auch so alt seien.
Bekannt ist dass, der Bereich um den Theaterplatz schon im Mittelalter dicht bebaut war. Seit 1892 steht dort das Grillo Theater, ein Geschenk der Unternehmerwitwe Wilhelmine Grillo an die Stadt Essen. Vorgänger-Gebäude sind schon auf der historischen Karte der Stadt Essen von Honigmann und Vogelsang aus dem Jahre 1806 verzeichnet, erläutert Sebastian Senczek, Essens neuer Stadtarchäologe. Die freigelegten Bruchsteinfundamente werden nun erfasst und mit den vorliegenden Informationen und Karten abgeglichen. Ob sie sich einem Gebäude zuordnen lassen, wird man sehen.
Die Funde werden erfasst, dokumentiert und wieder zugeschüttet
Nicht zu übersehen ist, dass man bei früheren Arbeiten weniger behutsam vorgegangen ist. Hier und dort queren Versorgungsleitungen den offenen Schacht. Die Funde werden deshalb gesichert und mit einem Vlies abgedeckt. Wenn die neue Wasserleitung liegt, wird der Schacht wieder verfüllt. Für die Nachwelt bleiben die Funde erhalten, indem die Archäologen sie dokumentiert haben, womit sich das Bild des historischen Stadtkerns um ein weiteres Puzzlestück vervollständigt.
Dass die Archäologen bei den Bauarbeiten der Stadtwerke auf weitere Mauerreste stoßen, ist nicht ausgeschlossen, vielleicht sogar wahrscheinlich. Die neue Wasserleitung wird auf einer Länge von 240 Metern am Theaterplatz, am II. Hagen und in der Trentelgasse verlegt. Die Stadtwerke rechnen mit neun Monaten Bauzeit.