Essen. Vom Hügel in die Essener Philharmonie: Folkwang Kammerorchester und Dirigent Johannes Klumpp sorgen zum 65. Bestehen für spannungsreiche Momente.
Johannes Klumpp war wieder in seinem Element, plauderte begeistert von weisen Holzbläsern, dem „Ra-ta-ta-ta“ der Violinen und einer Romanze, die ständig die unsterbliche Geliebte Josephine besingt. Es ging also um Beethoven bei diesem Abschlusskonzert des Folkwang Kammerorchesters in seiner 65. Jubiläumssaison.
Und der quirlige Chefdirigent gab dabei mit tänzelndem Ganzkörpereinsatz und Hüftschwung schon etwas zu viel an Showeinlagen, aber schließlich war man ja im großen Saal der Philharmonie… Die jungen Musiker freilich ließen sich dadurch enorm inspirieren und verliehen der Sinfonie Nr. 1 ansteckenden Schwung und Leichtigkeit, mit spannungsreich ausgekosteten Momenten und Präzision in Streichern und Bläsern.
Solist des Abends ist der junge griechisch-albanische Violinist Jonian Ilias Kadesha
Im beliebten Violinkonzert galt das Interesse vor allem dem jungen griechisch-albanischen Solisten Jonian Ilias Kadesha. Ätherisch, filigran, weltentrückt ging er den Solopart an – so hauchzart, dass er sich oft genug hart an der Hörgrenze bewegte, wobei Klumpp und das Orchester mit ihm um das leiseste Pianissimo wetteiferte oder mit sinfonisch kraftvollen Tutti entgegnete. Die „mittleren“ Werte fehlten dieser Wiedergabe, dafür überraschte Kadesha mit den dissonant angereicherten Kadenzen von Alfred Schnittke, die auch den Dialog mit Pauke und Streichern als stilistische Reibung einbezogen.
Die Zugaben gehörten als reizvoller Kontrast den Neutönern: hier ein Solo von George Enescu, dort nochmals Schnittke mit seiner schwindelerregenden Orchester-Polka. Toll!