Essen-Borbeck. Jugendliche produzieren einen Audio-Rundgang über den Matthäusfriedhof in Essen. Wie die Entdeckungstour funktioniert.
Der Borbecker Matthäusfriedhof an der Bocholder Straße hat auf rund drei Hektar Fläche einen alten Bestand von rund 140 Bäumen, die gehegt und gepflegt werden. Eine grüne Oase mitten in der Alltagshetze der Stadt. Die Bienen summen, friedlich liegen der „Garten der Erinnerung“ und der „Garten der Verbundenheit“ da. Nun gibt es hier eine Entdeckungsreise zum Hören, die den christlichen Umgang mit Tod und Trauer in digitaler Form näherbringt.
Im Rahmen eines Konfirmanden-Projektes der evangelischen Kirchengemeinde Borbeck-Vogelheim ist ein Audio-Rundgang mit 15 Stationen entstanden. Die Jugendlichen haben die Texte selbst eingesprochen. Der 13-jährige Niklas Müller war dabei. Er fand es „cool“, den Text zum RWE-Fanfriedhof vorlesen zu dürfen: „Ich bin selbst RWE-Fan und meine Eltern auch. Denen hat’s auch gefallen.“
Er kniet nieder und hält sein Smartphone an den QR-Code. Zunächst ertönt der Gesang „Wir werden Essen nie vergessen“, dann berichtet Niklas von der Möglichkeit, sich als rot-weisser Fan im Schatten der Familiengrabstätte von Vereinsgründer Melches begraben zu lassen. Neben einer originalen Flutlichtlampe und Sitzschalen aus dem alten Georg-Melches-Stadion.
An der nächsten Station liest der Fußballfan einen Namen und stellt fest: „Da liegt die Nachbarin meiner Oma.“ Einen persönlichen Bezug zum Friedhof der Gemeinde herzustellen, das war das Anliegen von Pfarrer Michael Banken, und es scheint gelungen. Die 13-jährige Sophia Stähler berichtet, das Vorlesen und Aufnehmen habe gut geklappt. Anna Münzberger ist ebenfalls 13 Jahre jung und findet die Idee spannend, auf diesem Weg Näheres zu erfahren.
Idee für digitale Entdeckungstour über Essener Friedhof stammt aus Ostfriesland
Michael Banken stieß im Urlaub im ostfriesischen Fischerdorf Greetsiel eher zufällig auf dieses Audioformat. Bei einer Hörspiel-Tour rund um den kleinen Leuchtturm „Lükko“ kann man mittels eines Smartphones über einen QR-Code neun Erzählungen abrufen. Beim Pfarrer hatte es gefunkt: „Das würden wir uns auch wünschen. Unser Matthäusfriedhof ist doch so ein schöner Ort der Ruhe für die Gemeinde.“
Wieder daheim, fragte Banken in die Runde: „Ließe sich so etwas nicht auch hier organisieren?“ Schnell fand er engagierte Mitstreiter. Daniel Stender von der Friedhofsverwaltung war Feuer und Flamme: „Unser Friedhof wird digital? Als Michael das vorgeschlagen hat, hat es bei mir sofort klick gemacht.“
Beim Bestreben um ständige Verbesserungen ist Friedhofsgärtner Uwe Bylsma vorne mit dabei. Er selbst hat einen besonderen Bezug zum Matthäusfriedhof: „Ich habe hier das Laufen gelernt. Unsere Familie ist mit meiner Tochter jetzt schon in vierter Generation hier tätig. Mein Vater Werner war über 50 Jahre auf dem Friedhof beschäftigt.“ Ein besonders Projekt seien zum Beispiel die Baumgrabstätten rund um eine Eiche: „Sie waren im Nu belegt. Als ich 2008 hier anfing, gab es rund 120 Beerdigungen im Jahr. Im Jahr 2022 hatten wir 252 Bestattungen.“ Viele entschieden sich bewusst für diesen Friedhof, weil er sich von anderen unterscheide.
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