Essen-Karnap. In Essen-Karnap entsteht eine neue Moschee der bosnisch-herzegowinischen Gemeinde. Das ruft auch Kritiker auf den Plan.

Die Mitglieder der bosnisch-herzegowinischen Gemeinde hatten Nachbarn und Interessierte zur Karnaper Straße eingeladen, um von ihrem Vorhaben zu berichten, dort eine neue Moschee zu bauen. Sie warben für ihr Vorhaben auch bei Parteien, bauten nach Angaben von Sanel Hajdarovac, zweiter Vorsitzender der Dzemat-Gemeinde, Vorurteile und Ängste ab: „Wir haben viele Gespräche geführt und konnten den Menschen das Bauchgrummeln nehmen. Ich glaube, alle wissen, was wir vorhaben.“ Doch es gibt noch Kritiker des Moschee-Baus.

FDP-Vorsitzender im Essener Norden sieht Moschee-Bau kritisch

„Ich betrachte das kritisch“, erklärt Thomas Spilker im Gespräch mit dieser Redaktion. Der FDP-Vorsitzende des Ortsvereins Essen-Nord ist bekannt dafür, kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Er fragt, ob diese Moschee wirklich im Essener Norden gebaut werden müsste, dort gebe es bereits genügend Gebetshäuser dieser Art.

Ein Argument, dass Kurspahic aus dem Vorstand des Moschee-Vereins kennt. Eine Moschee für seine Gemeinde gibt es in Essen bisher noch nicht. Zuerst war die Gemeinde auf der Heßlerstraße ansässig und seit Ende der 1990er-Jahre in Altenessen in einem Eckhaus auf der Rahm-/Ecke Stauderstraße. Kurspahic erklärte schon im Februar, dass die Gemeinde in diesem Jahr auf das 40-jährige Bestehen zurückblickt. „In dieser Zeit sind wir Teil der Essener Gesellschaft geworden, wir fühlen uns hier bestens aufgehoben. Diese Stadt ist unsere Heimat, hier oben im Essener Norden fühlen wir uns zuhause.“

Der Entwurf der neuen Moschee aus der Vogelperspektive: Die Dzemat-Gemeinde will zwei Millionen Euro in den Neubau stecken und alles aus eigenen Mitteln stemmen.
Der Entwurf der neuen Moschee aus der Vogelperspektive: Die Dzemat-Gemeinde will zwei Millionen Euro in den Neubau stecken und alles aus eigenen Mitteln stemmen. © Dzemat

Spilker hingegen sagt, dass die Moschee nur noch mehr Menschen aus anderen Ländern anziehen würde, die diese nutzen wollen. „Für unsere Stadtteile ist es nicht gut, wenn ein gewisser Mengenpunkt überschritten wird, Alteingesessene fühlen sich dann nicht mehr heimisch.“ Jede Konzentration würde Nachteile mit sich bringen. Er wisse schon jetzt nicht mehr, was in manchen Geschäften verkauft werde, könne die Schilder nicht lesen. Spilker führt auch wieder die Vorkommnisse der Altenessener Silvesternacht vor drei Jahren an, bei der 50 junge Männer randalierten und sich zum Teil dabei filmten.

Essens Oberbürgermeister befürwortet Moschee-Bau

Mit diesen Worten scheint Spilker zu bestätigen, was Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU) direkt nach den Ausschreitungen befürchtet hatte: Die Silvester-Randale heize die Stimmung unnötigerweise an und sei „Wasser auf die Mühlen derjenigen politischen Kräfte, die Altenessen schlecht machen und spalten wollen“. Kufen selbst befürwortet den Moschee-Bau im Nachbarstadtteil Karnap ebenso wie viele andere Stadtteilpolitiker und auch Nachbarn: „„Ich habe keinen schlechten Eindruck“, sagte ein Karnaper Rentner, der sich im Februar vor Ort „ungefiltert und aus erster Hand“ informieren und die Mitglieder des Moschee-Vereins kennenlernen wollte. Er empfinde große Offenheit und habe sich gut mit dem Imam unterhalten..

Im Februar stand der alte Netto-Markt an der Karnaper Straße 243 noch, jetzt hat der Abrissbagger sein Werk vollbracht, der Discounter ist Geschichte. Der Neubau, der an derselben Stelle entsteht, wird große Räume für die Jugend-, Frauen- und Seniorengruppen der Gemeinde beherbergen. An den Flachbau für die Sozialräume schließt sich in aufsteigenden Kuben der Gebetssaal an, über den sich ein kleines, symbolisches Minarett in Mintgrün erhebt. Ein großer Kinderspielplatz und 28 Pkw-Stellplätze runden den Neubau ab.

Essener Moschee soll im Herbst 2024 fertig sein

Laut Sanel Hajdarovac sind die Aufträge vergeben, im Sommer diesen Jahres soll der Rohbau stehen, im Herbst kommenden Jahres soll die Moschee dann komplett fertig sein. Ob der Zeitplan aufgeht, werde sich zeigen, „wir haben ja gerade erst angefangen“. Auch während der Bauarbeiten wollen sich die Gemeinde-Mitglieder gesprächsbereit zeigen: „Wir wollen alle Menschen mitnehmen“, erklärt Hajdarovac und ergänzt, dass er immer bereit für Gespräche sei.

Sechs Wohnungen entstehen auf Netto-Grundstück

Die bosnisch-herzegowinische Gemeinde in Essen zählt zu den ältesten und größten in Deutschland. 2018 hat die Gemeinde das Areal an der Karnaper Straße 243 gekauft und nach dem Wegzug von Netto Ende 2020 eine Bauvoranfrage gestellt. Diese wurde ebenso positiv beschieden wie der im Frühjahr 2021 gestellte Bauantrag. Die Baugenehmigung erhielt der Moschee-Verein im November vergangenen Jahres.

Der Neubau kostet rund zwei Millionen Euro. Finanziert wurde der Kauf des Grundstücks als auch die neue Moschee durch Mitgliedsbeiträge und Spenden. Das ehemalige Lager des Supermarktes bleibt erhalten und soll zu einem Wohngebäude mit sechs Wohnungen umgebaut werden, die zum Teil vermietet werden sollen.

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