Essen. Reizgas hat in der Essener „Musikpalette“ in der Nacht zu Freitag einen Tumult ausgelöst. 14 Gäste wurden verletzt. Vorwürfe gegen Veranstalter.
Eine Vor-Abi-Party in der Essener Disco „Musikpalette“ – mit Feiernden mehrerer Schulen – hat in der Nacht zu Freitag (31.3.) eine unerwartete Unterbrechung gefunden: Aus bisher unbekannten Gründen war plötzlich Reizgas in der Luft. Sechs der jugendlichen Gäste kamen wenig später leicht verletzt in Krankenhäuser. Insgesamt zählte die Feuerwehr 14 leicht Verletzte, die Polizei spricht von insgesamt 16.
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Als es zu dem Vorfall kam, war die Disco in der Kettwiger Straße 20 rappelvoll. Das zeigen auch Aufnahmen auf dem Instagram-Kanal eines Mitveranstalters, die offensichtlich noch vor dem Vorfall aufgenommen wurden. Auf den Videos ist zu sehen, wie Hunderte Jugendliche gemeinsam friedlich tanzen und feiern. Die Polizei spricht von etwa 200 Gästen in der Musikpalette.
Um 1.06 Uhr gab es dann plötzlich „Gas-Alarm“, teilte die Feuerwehr am Morgen mit. Vor Ort habe sich herausgestellt, dass wohl Pfefferspray in der Disco versprüht worden war, bericht Feuerwehrsprecher Christoph Riße. Die Einsatzleitung alarmierte deshalb mehrere Rettungs- und Notarztwagen nach, auch ein leitender Notarzt wurde gerufen.
Gas-Alarm in Musikpalette: Wurden Gäste am Verlassen der Disco gehindert?
„Selbst an der Tür konnte man das Gas riechen, viele haben gehustet und verlangten nach Wasser, das aber nicht in ausreichender Menge verfügbar war“, berichtet am Freitag ein Mitveranstalter der Party auf Anfrage – der nach eigenen Angaben Zeuge vor Ort war, aber namentlich nicht genannt werden will. Dass plötzlich Reizgas versprüht wurde, darauf sei man „nicht vorbereitet gewesen“, sagt er. Die Feuerwehr habe später Wasser an die Gäste verteilt.
Der Vater einer jungen Besucherin erhob am Freitagmorgen gegenüber dieser Zeitung den Vorwurf, die Veranstalter hätten Gäste trotz Alarms nicht aus der Disco gelassen, um erst deren Verzehrkarten abzurechnen. Es hätte sich am Ausgang eine lange Schlange gebildet. „Musikpalette“-Mitinhaber Klaus Koch (72) sagt dazu auf Nachfrage unserer Redaktion, das könne allenfalls ganz am Anfang gewesen sein, als erste Gäste nach draußen gedrängt hätten. „Die Disco-Halle liegt im zweiten Tiefgeschoss, da kriegt das Personal an der Tür oben nicht so schnell mit, wenn unten was passiert ist“, sagt Koch. Es seien aber alle Notausgänge geöffnet worden.
Der Polizei lagen am Freitagmorgen keine Informationen zu Problemen bei der Disco-Räumung vor, sagte ein Behördensprecher. Allerdings würde bei den Ermittlungen auch „das Verhalten der Veranstalter“ in den Blick rücken, meinte er.
Gäste konnten nach zwei Stunden zurück, einige feierten weiter
Nach Angaben der Feuerwehr wurden insgesamt 14 der etwa 200 Gäste vom Notarzt untersucht, bei sechs Personen seien Atemprobleme und Augenreizungen festgestellt worden. Diese Party-Besucher waren es auch, die in Krankenhäuser gebracht wurden.
Etwa zwei Stunden dauerte der nächtliche Einsatz, berichtet Feuerwehrsprecher Christoph Riße. Als sichergestellt war, dass keine Pfefferspray-Reste mehr in der Disco zu messen waren, hätten die verbliebenen Gäste die Disco wieder betreten dürfen. Einige hätten dann auch weitergefeiert, sagt „Mupa“-Betreiber Klaus Koch. Die Feuerwehr war mit zwei Löschzügen, mehreren Sonderfahrzeugen, sechs Rettungswagen und zwei Notarztfahrzeugen vor Ort.
„Mupa“-Betreiber (72): „Großteil der Gäste hat nicht bezahlt“
Nachdem die Disco durch die Einsatzkräfte wieder freigegeben worden war, habe es weitere Beschwerden von Gästen gegeben, berichtet der Mitveranstalter. Es habe sich eine Schlange gebildet, weil viele kurze Zeit später die Disco hätten verlassen wollen. Jedoch sei es an der Garderobe nicht möglich gewesen, allen schnell ihre Jacken auszuhändigen, sagt er.
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„Mupa“-Mitinhaber Koch vermutet zu dem Vorfall: „Da hat sich irgendwer einen Scherz erlaubt und Reizgas versprüht.“ Er selbst sei auch vor Ort gewesen und habe wie andere auch einen Hustenreiz verspürt. Taschenkontrollen beim Zugang zur Disco seien erfolgt, berichtet Koch. „Aber so ein Pfefferspray ist ziemlich klein, das kann bei einer Kontrolle auch unbemerkt bleiben.“
Der Gas-Alarm habe ihn „eine Menge Geld gekostet“, sagt der 72-Jährige. Nach seinen Angaben hätte der Großteil der Gäste die Disco nach der Räumung verlassen, „ohne zu bezahlen“. Ob die Musikpalette hier gegen Gäste vorgeht? „Vermutlich nicht“, meint Koch: „Ich bin froh, dass alles letztlich glimpflich ausging.“ Als er gegen 3 Uhr früh die Disco verlassen hatte, hätten einige wenige noch weitergefeiert.
>>> INFO: Polizei Essen sucht Zeugen
- Wie es zu dem Reizgas-Austritt kam, das untersucht die Polizei. Es geht um den Tatvorwurf der gefährlichen Körperverletzung, sagt ein Polizeisprecher.
- In diesem Zusammenhang sucht die Polizei auch nach Zeugen. Sachdienliche Hinweise werden erbeten an die Polizei Essen unter der Telefonnummer 0201/829-0.
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