Essen-Stoppenberg. Die alte Fußgängerbrücke über die Köln-Mindener Eisenbahn in Essen-Stoppenberg ist seit Jahren abgerissen. Darum ist vom Neubau nichts zu sehen.
Mit maroden Brücken kennen sich die Menschen in NRW mittlerweile aus – die Rheinbrücke der A1 bei Leverkusen und die berüchtigte Rahmedetalbrücke sind nur zwei Beispiele. Ein weiteres, das wahrscheinlich in keiner Statistik auftaucht, ist die Fußgängerbrücke an der Josef-Hoeren-Straße in Essen-Stoppenberg. Auch die war marode und wurde vor zwei Jahren abgerissen. Ein Neubau ist seit drei Jahren geplant, nur zu sehen ist davon noch nichts.
Die Brücke führte über die Köln-Mindener Eisenbahnstrecke und trennt Essen-Stoppenberg von Essen-Katernberg. Sie war jahrelang besonders beliebt bei Schulkindern, die zum Schulzentrum am Stoppenberg wollten. Direkt vor der Brücke hält zudem die Buslinie 183. Außerdem gehörte die Brücke zum Radwegenetz Essen. Von Norden kommend, können Radfahrer über diese Route die Kokerei Zollverein auf direktem Weg erreichen.
Rat der Stadt Essen hatte Neubau der Brücke im Jahr 2020 beschlossen
Der Rat hatte den Neubau im September 2020 beschlossen. Die alte Brücke wurde einige Monate danach abgerissen. Fußgänger und Radfahrer müssen jetzt die rund 300 Meter entfernte Überquerung an der Rahmstraße nutzen, die ebenfalls nicht mehr in bestem Zustand ist. Bezirksbürgermeister Michael Zühlke (SPD) erklärt: „Der Plan war, die neue Fußgängerbrücke soll errichtet werden, bevor die zweite an der Raumstraße gesperrt werden muss.“ Er empfehle dringend, sich darauf zu konzentrieren.
Beide Brücken stammen aus den 1970er Jahren. Anlass für den Bau war ein schwerer Unfall am Bahnübergang Rahmstraße im September 1973. Weil sich die Schranken vorzeitig geöffnet hatten, erfasste ein Nahverkehrszug einen Personenwagen. Alle sechs Insassen wurden getötet.
Wann kommt jetzt der Neubau? Auf Anfrage wiederholte Stadtsprecher Burkhard Leise das, was die Stadt auch schon vor einem Jahr sagte: „Der Planungs- und Genehmigungsaufwand der Maßnahme ist nicht unerheblich.“ Das liege unter anderem daran, dass man sich permanent mit der Deutschen Bahn austauschen müsse, da bei einem solchen Eingriff in das Streckennetz teils erhebliche Vorlaufzeiten in Zusammenhang mit etwaigen Streckensperrungen notwendig seien.
Leise: „Zuletzt konnten die Planungen in Bezug auf die Entwässerung sowie die Statik des neuen Bauwerks weiter vorangetrieben werden.“ Im vergangenen Jahr wurden Rodungsarbeiten durchgeführt, auch der Kampfmittelräumdienst hat seine Arbeit getan. Aufgrund der Komplexität und noch anstehender Planungsschritte könne allerdings kein konkreter Zeitplan für die Fertigstellung der Bauarbeiten genannt werden.
Dass sich der Neubau der Brücke so lange verzögert, findet Uwe Kutzner, Vorsitzender der CDU Altenessen-Süd und Mitglied des städtischen Planungsausschusses, ärgerlich: „Es gab zwar keine Alternative zu der Stilllegung und dem Abriss der Brücke, doch diese Hängepartie kann man den Bürgern nicht vermitteln.“ Und wieder sei es die Deutsche Bahn, die sich als schwieriger Partner erweise. Kutzner findet den aktuellen Zustand auf Dauer nicht tragbar. Er will das Thema bei der nächsten Sitzung des Stadtplanungsausschusses noch einmal ansprechen und die Verwaltung auffordern, mit dem Neubau zu beginnen.
Neue Brücke soll Optik von Welterbe Zollverein aufnehmen
Die Stoppenberger und Katernberger müssen sich erstmal weiter gedulden, bis die Brücke gebaut wird. Die neue Brücke soll dann genügend Platz für Fußgänger und Radfahrer bereithalten und eine Anbindung der Wohngebiete in Altenessen und Katernberg an die Innenstadt und die Verbindung der Wohngebiete nördlich und südlich der Bahnstrecke bieten. Neben der Erreichbarkeit der angrenzenden Schulstandorte soll auch eine direkte Verbindung zur Zeche Zollverein ermöglicht werden.
Auch die Optik des Welterbes soll durch eine doppelgekrümmte und schlanke Bauweise aus wetterfestem Stahl aufgegriffen werden. Geplant sind sowohl Treppenaufgänge als auch eine Rampe mit zwei Prozent Steigung, die auf die neue, vier Meter breite Brücke, hinaufführt. So spart man im Gegensatz zu einer Aufzugvariante mögliche Folgekosten durch Wartungen und Reparaturen.
Apropos Kosten: Im Jahr 2020 hatte der Rat der Stadt Essen 7,3 Millionen Euro für das Projekt abgesegnet. Ob das reichen wird ist jetzt, drei Jahre später, unklar. Eine aktuelle Kostenbezifferung ist laut Burkhard Leise derzeit nicht möglich: „Sobald hier konkretere Informationen vorliegen, werden die Öffentlichkeit und die zuständigen politischen Gremien entsprechend informiert.“
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