Essen-Rüttenscheid. Der Verein Sportfreunde 07 ist dem lange gewünschten Kunstrasenverein ein Stück näher. Grund ist eine Einigung mit dem Rüttenscheider Sportclub.
Schon lange kämpfen die Sportfreunde 07 für Kunstrasen auf ihrem Platz. Nun könnte der Rüttenscheider Sportverein seinem Ziel ein Stück näher sein. Die Sportfreunde haben sich mit dem Rüttenscheider Sportclub (RSC) – aktuell im Walpurgistal beheimatet – auf Kriterien für die gemeinsame Nutzung ihrer Anlage an der Veronikastraße geeinigt.
In Essen ist die sogenannte 2:1-Lösung gängige Praxis. Das heißt: Zwei Vereine nutzen gemeinsam eine Sportanlage, die für diesen Zweck modernisiert wird. Der Platz, der nicht mehr benötigt wird, kann für andere Zwecke genutzt werden. Vor diesem Hintergrund liefen Gespräche zwischen den Sportvereinen mit dem Ziel, einen Kunstrasenplatz zu bekommen. Dabei konnte nicht sofort eine Einigung erzielt werden, nun gab es aber einen Durchbruch. Der Rüttenscheider SC kann sich vorstellen, zu den Sportfreunden auf die Anlage zu kommen. Beide Vereine haben dafür eine Anforderungsliste zusammengestellt.
Rüttenscheider Sportvereine listen ihren Bedarf auf
Die Sportfreunde zählen zu ihrem Bedarf vier Kabinen, einen Schiedsrichterraum, ein Vereinsheim, ein Büro (aktuell Schiedsrichterraum, der umgebaut werden soll), einen Lagerraum für Bälle und Trainingsmaterial (die sich zurzeit in einer renovierungsbedürftigen Garage befinden), einen Lagerraum für Geräte und Getränke (aktuell in einer zweiten renovierungsbedürftigen Garage) sowie einen Wäscheraum mit Trikotablage (zurzeit in einem maroden Bauwagen).
Der RSC braucht nach eigenen Angaben ebenfalls vier Kabinen oder alternativ zwei Kabinen mit Käfigen und Einschließmöglichkeiten, einen Schiedsrichterraum, ein Vereinsheim mit Küche und angeschlossenem Lagerraum, einen Büro- und Geschäftsraum, einen beheizten Lagerraum für Bälle und Trainingsmaterial, einen Lagerraum für Gerätschaften, einen Wäscheraum mit Trikotablage und eine Aufstellfläche für einen Grillunterstand.
Essener Sportfreunde 07 sind offen für externe Nutzung des Kunstrasenplatzes
Kai-Hendrik Haß von den Sportfreunden 07 wertet die Einigung auf Kriterien als einen „wichtigen Schritt“. Man sei „sehr hinterher“, dass der Kunstrasenplatz endlich komme. Denn: „Wir sehen, dass andere Vereine stark nachgefragt werden, weil sie Kunstrasen haben.“ Wenn es soweit sei, sei der Verein offen für eine Nutzung aus dem Stadtteil. Haß: „Bis 14 oder 15 Uhr könnten zum Beispiel Schulen oder Kindergärten dort spielen.“
Der RSC hatte zunächst gezögert, die eigene Anlage im Walpurgistal aufzugeben. Laut Maik Henkies, Leiter der Fußballabteilung, hatte die Stadt aber signalisiert, dass es dort keine Chance auf einen Kunstrasenplatz gebe. Das habe den Ausschlag gegeben. Mit den gemeinsam erstellten Kriterien könne man aus seiner Sicht vor Ort arbeiten. „Noch besser wäre allerdings ein zweiter Platz“, sagt Henkies. Denn er rechnet mit einem großen Andrang, wenn die Pläne umgesetzt werden.
Die Sportfreunde 07 haben zwölf Teams, davon ein Mädchen- und ein Frauen-Team. Beim RSC spielen fünf Teams. So viele Mannschaften, eine Lage mitten in Rüttenscheid und dann auch noch ein Kunstrasenplatz: „Da wird es nicht lange dauern, bis wir die ersten Kinder abweisen müssen“, befürchtet Henkies.
Essener Sportbund wertet Einigung als „gute Lösung“
Eng begleitet wurden die Gespräche der beiden Vereine vom Essener Sportbund (Espo). Dass sie sich vorstellen können, die Anlage an der Veronikastraße gemeinsam zu nutzen, bewertet Espo-Geschäftsführer Thorsten Flügel als „gute Lösung“. Den Anforderungskatalog müsse nun die Sportverwaltung bewerten und ob genug Geld zur Verfügung stehe, müsse die Politik entscheiden. „Es geht ja nicht nur um den Rasen“, so Flügel. „Insbesondere der RSC möchte natürlich bestimmte Dinge haben, wenn er seine Anlage verlässt.“
Florian Fuchs, sportpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, ist zuversichtlich, dass die beiden Vereine ihren Kunstrasenplatz in naher Zukunft bekommen werden. „Wir sind in der gesamten Stadt schon weit gekommen, was den Kunstrasen angeht. Viele Plätze fehlen nicht mehr“, erklärt er. Deshalb sei davon auszugehen, dass die Anlage an der Veronikastraße demnächst dran sei. Ob der Rat die entsprechenden Mittel schon für 2024 bereitstellen werde, lasse sich aber noch nicht sagen.
Das hänge auch davon ab, wie viel Geld für andere Sportstätten – und dabei geht es nicht nur um Fußball – gebraucht werde, so Fuchs. Zu bedenken sei außerdem, dass auch bestehende Kunstrasenplätze dann und wann saniert werden müssen: „Wenn ein Platz kaputt ist, kann man nicht einfach ein Jahr warten.“ Inwiefern der Anforderungskatalog der beiden Vereine realisierbar sei, müsse man sich ebenfalls erst einmal genau anschauen.
Essener Rat entscheidet über Haushalt für das Jahr 2024
„Teilweise notwendig, teilweise ‘nice to have’“, so umschreibt Ulrich Pabst, sportpolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion, den Katalog. Klar sei in jedem Fall: „Wenn der RSC das Walpurgistal verlässt, braucht er Räumlichkeiten.“ Auch Pabst ist zuversichtlich, dass die Vereine künftig auf Kunstrasen spielen werden. „Es gab diverse Gespräche mit beiden Vereinen und das Ergebnis macht einen belastbaren Eindruck“, sagt er. Nun müsse die Verwaltung einen Vorschlag machen. Anschließend müsse man auch schauen, was mit der nicht mehr genutzten Anlage im Walpurgistal passieren soll. Er sympathisiere mit der Idee, die Fläche zu begrünen.
In der kommenden Woche treffen Sportpolitiker, Sportverwaltung, Espo und Sportdezernentin Simone Raskob zum sportpolitischen Gespräch zusammen. Hier soll unter anderem über die Wünsche der Sportfreunde 07 und des Rüttenscheider SC gesprochen werden. Anschließend führt der Weg über den Sportausschuss in den Rat, der den Haushalt für das Jahr 2024 beschließt.