Essen. Das Elisabeth-Krankenhaus Essen hat eins von 22 Pankreaszentren bundesweit. Die Chancen der Patienten hätten sich verbessert, sagen die Experten.
Sie haben viele Jahre Erfahrung und ein halbes Jahr intensiver Vorarbeit eingebracht und sind im Januar 2023 zum ersten Mal als Pankreaszentrum zertifiziert worden: Nun hoffen die Experten aus dem Essener Elisabeth-Krankenhaus, in Zukunft noch mehr Patienten mit chirurgischen Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) noch besser behandeln zu können.
Bauchspeicheldrüsenkrebs stellt mit über 400.000 Todesfällen und einer 5-Jahres-Überlebensrate von zehn Prozent die vierthäufigste krebsbedingte Todesursache weltweit dar. „Die Bildung spezialisierter Zentren kann die Therapie deutlich verbessern“, sagt Prof. Dr. Peter M. Markus. Er ist Direktor der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Unfallchirurgie am Elisabeth-Krankenhaus, die nun erstmals die Zertifizierung durch die Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie erhalten hat. Seine Klinik ist damit eins von nur 22 Pankreaszentren bundesweit. In Essen gibt es schon länger eines am Alfried-Krupp-Krankenhaus in Rüttenscheid.
Essener Klinik musste hohe Fallzahlen belegen
Wichtig für eine erfolgreiche Arbeit sei ein interdisziplinärer Ansatz, erklärt Prof. Markus. So arbeitet er eng mit seinem Chefarztkollegen Dr. David Albers zusammen, der im März die Leitung der Klinik für Innere Medizin und Gastroenterologie am „Elli“ übernommen hat. Als „ersten Aufschlag“ haben die Mediziner dieser Tage zu einem Symposium eingeladen, um den Kollegen und Kolleginnen ihr neues Team der Viszeralmedizin vorzustellen.
„Die große Tumorchirurgie ist unser Schwerpunkt, und wir machen schon seit 16 Jahren Pankreas-Operationen“, betont Peter M. Markus. „Doch jetzt haben wir ein anderes Qualitätsmonitoring: Alle Daten gehen in das chirurgische Qualitätsregister StuDoQ ein.“ Schon für die Zertifizierung spielten Daten eine ausschlaggebende Rolle: So muss die Klinik mindestens 40 Pankreaspatienten im Jahr operieren; mit 60 bis 70 OPs liegt man im Elisabeth-Krankenhaus deutlich über dieser Schwelle. Außerdem ist festgelegt, dass bei einer Teilmenge der Operationen (den Resektionen) die Sterblichkeit nicht über sieben Prozent liegen darf. „Da liegen wir genau auf der geforderten Höhe“, sagt der Mediziner.
Neuer Chefarzt für Innere Medizin und Gastroenterologie
Die Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Unfallchirurgie am Elisabeth-Krankenhaus Essen ist im Januar 2023 durch die Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie als Kompetenzzentrum für chirurgische Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse (Pankreaszentrum) zertifiziert worden. In dem Zentrum arbeitet die Viszeralchirurgie eng mit der Klinik für Innere Medizin und Gastroenterologie zusammen.
Geleitet wird die Klinik für Innere Medizin und Gastroenterologie seit März von Dr. David Albers (51). Er ist Nachfolger von Chefärztin Prof. Brigitte Schumacher, die sich aus dem Klinikalltag des Hauses verabschiedet hat. Albers war seit 2013 Leitender Oberarzt der Endoskopie. Zu seinen Schwerpunkten zählen die endoskopische Therapie von Frühkarzinomen im Gastrointestinaltrakt und die endoskopische Therapie von Motilitätsstörungen der Speiseröhre.
Im Pankreaszentrum arbeiten Radiologie und Onkologie mit, unterstützt wird es von Anästhesiologie, Strahlentherapie, Pathologie, Strahlenmedizin, Geriatrie. Neben Pankreaskrebs werden im Zentrum auch akute und chronische Bauchspeicheldrüsenentzündungen behandelt. Risikofaktoren für diese Erkrankungen sind Alkohol, Rauchen und Adipositas.
Allerdings ist eine OP vielfach schon nicht mehr möglich, wenn der Pankreaskrebs festgestellt wird. Eine möglichst frühe Diagnose sei zentral, doch die Symptome sind oft unspezifisch: So erleben viele Patienten einen Gewichtsverlust oder leiden unter Bauch- oder Rückenschmerzen, die mitunter falsch interpretiert werden. Es fehlten diagnostische Methoden, um Bauchspeicheldrüsenkrebs gut festzustellen, sagt Dr. David Albers.
Ein Alarmsignal sei eine schmerzlose Gelbsucht, mit der viele Betroffene ins Elisabeth-Krankenhaus überwiesen werden. Sie untersuche man mittels Endosonographie, einer Kombination von Endoskopie und Ultraschalluntersuchung: „Kein anderes Verfahren bietet eine so gute Auflösung und so eine hohe Genauigkeit“, sagt Dr. Albers. Dazu sollte der untersuchende Arzt auch Erfahrung im Lesen der Bilder mitbringen, ergänzt Prof. Markus: „Dann sieht er mehr als andere.“ Albers verfüge über die entsprechende Expertise: Er hat eine Leidenschaft für die Endosonographie – und ein Zertifikat der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM), das ihn berechtigt, selbst Weiterbildungskurse dazu zu leiten.
Heute können mehr Pankreas-Patienten operiert werden
„Dank der verbesserten Diagnostik erwischen wir heute mehr operable Patienten“, sagt Prof. Markus. Mehr Patienten mit einer Heilungschance also. Inzwischen operiere man sogar Betroffene mit zwei oder drei Metastasen; Fälle, die lange als nicht heilbar galten. Heute behandle man viele Patienten schon vor dem Eingriff mit einer Chemotherapie, durch die der Tumor schrumpfe. „In den vergangenen Jahren gab es viel Bewegung. Wir werden aggressiver – und interdisziplinärer.“
So wirbt das Pankreaszentrum auf seiner Homepage, dass man nicht nur den Fachabteilungen im eigenen Haus zusammenarbeite, sondern auch mit dem Westdeutschen Tumorzentrum (WTZ) der Uniklinik Essen vernetzt sei: „dem onkologischen Spitzenzentrum des Ruhrgebiets“. Weite Wege müssten die Patienten dafür übrigens nicht in Kauf nehmen, sagt Peter M. Markus: „Die Ambulanz des WTZ befindet sich auf unserem Campus.“