Essen-Bergerhausen. Gisela (85) und Wolfgang Pfotenhauer (87) aus Bergerhausen sind 65 Jahre verheiratet. Sie engagieren sich ehrenamtlich. Wie ihre Liebe begann.

  • Gisela und Wolfgang Pfotenhauer sind seit Jahrzehnten ehrenamtlich engagiert.
  • Jetzt hat das Paar die Eiserne Hochzeit gefeiert.
  • 1958 haben sie sich das Ja-Wort gegeben – nicht nur aus romantischen Gründen.

Seit 65 Jahren sind Gisela und Wolfgang Pfotenhauer verheiratet, haben jetzt das Fest der Eisernen Hochzeit gefeiert. Kennengelernt haben sich die beiden schon als Teenager. Bis heute sind sie ein eingespieltes Team. Die ehemalige SPD-Bezirksvertreterin und der Vorsitzende des Bürgervereins Essen-Bergerhausen erzählen, wie alles begann.

„Liebe ist nicht Rosen und nicht Schokolade, sondern das Zusammensein für immer“ – diesen Spruch hat Gisela Pfotenhauer auf einem Lesezeichen entdeckt und sofort als Motto für die Eiserne Hochzeit übernommen. „Das mit uns passt schon“, sagt sie und weiß nach so vielen Jahren, dass es gute und weniger gute Zeiten in einer Ehe gibt. „Aber ich habe nie einen besseren Mann getroffen. Deshalb bin ich natürlich geblieben“, sagt die 85-Jährige und lacht.

Das Paar lernte sich auf einer Familienfeier kennen

Kennengelernt hat sie ihren Wolfgang, der jetzt 87 Jahre alt ist und sich gerade von einem Schlaganfall erholt, auf einer Familienfeier. „Damals war ich 14 und gerade konfirmiert worden. Unsere Eltern waren befreundet“, sagt die Bergerhauserin, die früher in Dortmund wohnte.

Wolfgang Pfotenhauer nahm einiges in Kauf, um seine Gisela zu sehen. „Erst bin ich mit dem Rad von Essen nach Dortmund gefahren, 45 Kilometer hin, 45 Kilometer zurück“, erinnert er sich. Später nahm er den Zug: Holzklasse, drei Pfennig pro Kilometer. „Ich habe es auch einmal mit dem Rad versucht, war dann aber ziemlich geschafft“, sagt Gisela Pfotenhauer.

Hochzeit ganz in Weiß: Die kirchliche Trauung von Gisela und Wolfgang Pfotenhauer fand in der Nicolaikirche in Dortmund statt.
Hochzeit ganz in Weiß: Die kirchliche Trauung von Gisela und Wolfgang Pfotenhauer fand in der Nicolaikirche in Dortmund statt. © FUNKE Foto Services | Repro: Socrates Tassos

Standesamtlich wurde 1958 in Essen-West geheiratet und kirchlich auf den Tag genau ein Jahr später in der Dortmunder Nicolaikirche. „Ich war ja erst 20 und damit noch minderjährig, musste für die Hochzeit noch die Genehmigung der Eltern haben“, blickt Gisela Pfotenhauer zurück. Mit dem Mann sei die Mutter einverstanden gewesen, aber der Name habe ihr nicht gefallen. „Sie wollte immer, dass er auf das Pfo vorne weg verzichtet, Tenhauer sei doch viel schöner“, erzählt die 85-Jährige schmunzelnd.

Sie war als Buchhalterin erst in Dortmund, später in Essen beschäftigt, Wolfgang Pfotenhauer im Verkauf bei der Ruhrkohle. Damals habe man nicht viel Geld gehabt, die Hochzeit sei deshalb eher klein ausgefallen. Trotzdem hatte sich die Braut für die kirchliche Trauung ein weißes Kleid mit Lurexfäden schneidern lassen, wie es damals modern war. Das Kleid hat die Jahrzehnte überdauert, getragen wurde es nach der Hochzeit nicht mehr. Gefeiert wurde zu Hause, mit selbst gemachtem Heringssalat von der Nachbarin. „Wir hatten damals nur noch unsere Mütter, es war eine kleine Runde“, sagt Gisela Pfotenhauer.

Das Ja-Wort hatte nicht nur romantische Gründe

Das Ja-Wort hatte auch nicht nur romantische Gründe: „Um eine Wohnung über die Ruhrkohle zu bekommen, musste man ja damals verheiratet sein“, erzählt Wolfgang Pfotenhauer. Und tatsächlich klappte es mit der gemeinsamen Bleibe: Das junge Paar konnte gemütliche 38 Quadratmeter im Dachgeschoss an der Küntzelstraße in Holsterhausen beziehen, später zog es die Familie nach Rüttenscheid. Inzwischen lebt das Paar seit 48 Jahren in Bergerhausen.

1958 haben Gisela und Wolfgang Pfotenhauer standesamtlich in Essen-West geheiratet.
1958 haben Gisela und Wolfgang Pfotenhauer standesamtlich in Essen-West geheiratet. © FUNKE Foto Services | Repro: Socrates Tassos

Das Ehepaar hat zwei Töchter, 59 und 55 Jahre alt, und eine 26-jährige Enkelin, die Kunst und Niederländisch studiert. Bis heute ist der Kontakt zur Familie eng. „Wir waren ja damals drei Frauen in der Familie. Da hat mein Mann immer gesagt, macht ihr mal, was ihr wollt, ich verdien’ halt das Geld“, erinnert sich die Jubilarin.

Gisela Pfotenhauer blieb ihrem Job als Buchhalterin treu, dabei wäre sie eigentlich lieber Bibliothekarin geworden. Bücher sind bis heute ihre große Leidenschaft. „Leider kann ich wegen meiner Augen nicht mehr gut lesen“, bedauert sie. Mit großem Einsatz kämpfte sie vor Jahren – allerdings vergeblich – um den Erhalt der Stadtteilbibliothek Bergerhausen, unterhielt zudem 20 Jahre lang Senioren im Wohnstift Adolphinum als Vorleserin. Bis heute ordnet sie täglich den Lesestoff im öffentlichen Bücherschrank des Stadtteils.

Beide Partner engagieren sich seit vielen Jahrzehnten ehrenamtlich

Für beide Partner war das ehrenamtliche Engagement immer wichtig. Gisela Pfotenhauer war nicht nur in Sachen Tierschutz, sondern auch als Presbyterin an der evangelischen Johanneskirche und als langjährige Leiterin einer Sportgruppe aktiv. Sie war politisch unterwegs, trat 1965 in die SPD ein, für die sie erst in den Bürgerausschuss und später in die Bezirksvertretung einzog. Auch ihr Mann war für die SPD und die Arbeiterwohlfahrt aktiv. Aus Altersgründen ist das Paar im Wahlkampf nicht mehr dabei – was selbst politische Gegner bedauern.

Wolfgang Pfotenhauer wusste sich nicht nur politisch zu wehren. Er war viele Jahre in Sachen Selbstverteidigung unterwegs und als Taekwondoka beim Rüttenscheider SC sehr erfolgreich. Den Bürgerverein Bergerhausen rettete er vor dem Aus, indem er 1995 den Vorsitz übernahm. Für seine ehrenamtlichen Verdienste erhielt Pfotenhauer 2015 das Bundesverdienstkreuz am Bande.