Essen-Bochold. Klima, Natur und Menschen im Stadtteil Bochold sollen vom ersten „Tiny Forest“ in Essen profitieren. Das Konzept soll Schule machen.

Miniwälder entstehen derzeit an vielen Stellen im Ruhrgebiet – der erste „Tiny Forest“ in Essen ist jetzt im Haus-Berge-Park in Bochold angepflanzt worden. Mit Spaten ausgestattet halfen viele Menschen im Stadtteil mit. Zum Glück war der Boden aufgelockert und weich, so hatten es die Kinder der Bergmühlenschule einfacher. Sie setzten die ersten Sträucher für den Miniwald, Johannisbeeren zum Beispiel.

Noch ist der künftige „Tiny Forest“ im Haus-Berge-Park in Essen-Bochold von einem Bauzaun umgeben. Er soll bald durch einen Staketenzaun ersetzt werden.
Noch ist der künftige „Tiny Forest“ im Haus-Berge-Park in Essen-Bochold von einem Bauzaun umgeben. Er soll bald durch einen Staketenzaun ersetzt werden. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Auf der relativ kleinen Fläche von etwa 200 Quadratmetern werden in den kommenden Tagen insgesamt 900 verschiedene Bäume, Sträucher und Gehölze gepflanzt. Nicht alle von ihnen werden in dieser Dichte langfristig anwachsen, genau das gehört zum Konzept des „Tiny Forests“. „Der Miniwald ist ein Experiment“, erklärt Ute Kerbusk, Landschaftsarchitektin bei Grün und Gruga. „Es werden sich die Arten durchsetzen, die am besten mit dem Standort zurechtkommen.“ Das Projekt wird wissenschaftlich begleitet, koordiniert von der Emschergenossenschaft entstehen ähnliche Flächen in mehreren Ruhrgebietsstädten.

„Tiny Forest“ ist für Essen ein Experiment

Die Fläche im Haus-Berge-Park ist in verschiedene Zonen eingeteilt: In der Mitte, rund um einen Walnussbaum, der dort bereits steht, sollen weitere Bäume wie Esche, Stieleiche, Esskastanie und Sandbirke anwachsen, drumherum kleinere Bäume wie Feldahorn und Vogelkirsche, davor Sträucher. Auch für Obstgehölze und eine Blühwiese sind Flächen vorgesehen. Diese inbegriffen ist das Gelände knapp 400 Quadratmeter groß. In den Anfangsjahren werden die Pflanzen zwar gewässert, ansonsten aber sollen Menschen nicht eingreifen, sondern den Miniwald sich selbst überlassen.

Die Arten wachsen vergleichsweise schnell, sodass in wenigen Jahren ein kleines Waldstück entsteht, das durch die Speicherung von CO2 und das Binden von Wasser einen Effekt auf das Klima im direkten Umfeld haben soll. Profitieren sollen auch Vögel und Insekten, denen der Miniwald einen Lebensraum bieten kann. Am Standort in Bochold und einem weiteren in Stoppenberg möchte die Stadt das Konzept erproben und später eventuell auf weiteren Flächen im Stadtgebiet umsetzen.

Menschen in Essen-Bochold engagieren sich für ihren Miniwald

Dabei geht es nicht nur um Klima und Ökologie, sondern auch um soziale Ziele. Der „Tiny Forest“ soll die Menschen im Stadtteil verbinden, gemeinsam legen sie ihn nicht nur an, sondern schauen auch in Zukunft nach dem Rechten. „Wir waren schon bei der Auftaktveranstaltung begeistert über das große Interesse in verschiedenen Generationen“, sagt Quartiersmanagerin Dorothee Linneweber, die das Projekt im Duo mit Eva Stuke-Voswinckel auf Stadtteilebene begleitet.

Beim Pflanzen halfen dem Team der Essener Arbeit-Beschäftigungsgesellschaft unter anderem zwei Klassen der Grundschule, Kinder aus der direkt angrenzenden Kita St. Maria Rosenkranz und auch einzelne interessierte Privatleute. Viele hatten sich auch schon im Vorfeld bereiterklärt, den Wald zu pflegen, was vor allem bedeutet, ihn in den ersten Sommern zu bewässern.

Zum Schutz wird der Miniwald eingezäunt, aktuell stehen dort klassische Bauzäune, sie werden aber noch durch Zäune aus Naturhölzern ersetzt. Entlang der Zäune wollen die Quartiersmanagerinnen kleine Namensschilder aller Beteiligten befestigen. Wie es in Sachen Beteiligung wirklich klappt und welche Möglichkeiten Städte haben, die Bevölkerung für Umweltbildung zu gewinnen, erforscht ein Student der Technischen Universität Dortmund in seiner Abschlussarbeit.