Essen. In der Innenstadt sollen Regenbogenfarben auf dem Straßenpflaster Toleranz für alle sexuellen Orientierungen zeigen. Nicht jeder findet das gut.

Die Farben des Regenbogens sind weltweit zu einem Zeichen für mehr Toleranz geworden. Als ein solches kommen sie nun in der Essener Innenstadt aufs Straßenpflaster. Im Ratsausschuss für Verkehr fand das aber nicht jeder gut.

Silas Haake gab den Anstoß für einen Antrag von CDU und Grünen, der in der jüngsten Sitzung des für Verkehr und Mobilität zuständigen Fachausschuss des Stadtrates eine breite Mehrheit fand. „Ich bis selbst schwul“, erzählt Haake, der für die Grünen im Rat sitzt, im Gespräch mit der Redaktion. „Mit meinem Freund würde ich aber nicht händchenhaltend durch die Essener Innenstadt gehen, zumindest nicht abends.

„Queere Community“ werde weiter diskriminiert, klagt grüner Ratsherr

Leider seien Menschen, die sich aufgrund ihrer sexuellen Orientierung zugehörig fühlen zur „Queer Community“ noch immer Diskriminierung ausgesetzt. Wer oder was ihm in der Innenstadt genau Angst macht, blieb offen, doch um „Missverständnissen vorzubeugen“ betonte Haake, er mache Homophobie nicht an Hautfarbe oder Herkunft fest.

Auch vor der Sparkassen-Zentrale in der Essener Innenstadt wehen bereits die Regenbogenflaggen.
Auch vor der Sparkassen-Zentrale in der Essener Innenstadt wehen bereits die Regenbogenflaggen. © Ni

Mit seiner Initiative habe er aufgegriffen, was in anderen europäischen Städten gang und gäbe sei – in Berlin, Köln, Hamburg, in Dublin und in Amsterdam. Auch dort seien Straßenflächen in den Regenbogenfarben gestaltet. Bald auch in Essen.

„Weil wir uns als offene und vielfältige Stadt sehen, wollen auch wir ein Zeichen setzen“, sagt Silas Haake. Der Ruhr CSD, an dem die „Quere Community“ jedes Jahr gegen Diskriminierung auf die Straße geht, bietet einen passenden Anlass, die Veranstaltung findet in diesem Jahr zum 20. Mal statt.

Die Essener Verwaltung hat drei Stellen ausgeguckt, die markiert werden sollen

Die Stadtverwaltung hat inzwischen in der Innenstadt drei Stellen ausgeguckt, an denen dauerhafte Regenbogenfarben aufs Straßenpflaster markiert werden sollen: Auf der Kettwiger Straße in Höhe der Kreuzung mit der I. Dellbrügge, auf einer acht mal sechs Meter großen Fläche soll die Regenbogenflagge in ein Meter breiten farbigen Streifen abgebildet werden.

Zwei weitere Stellen böten sich auf der Limbecker Straße und am Kornmarkt an der Kreuzung zur Straße Schwarzes Horn an – mit einer Größe von jeweils vier Mal sechs Metern. Rund 10.000 Euro sollen die drei Markierungen nach Angaben der Verwaltung kosten.

Im Verkehrsausschuss löste der Vorstoß von CDU und Grünen eine lebhafte Diskussion aus. „10.000 Euro dafür auszugeben ist schlichtweg quatsch“, erklärte Joachim Kluft für das Essener Bürgerbündnis (EBB). „Regenbogenfarben auf Fassaden, auf Flaggen gerne“, ergänzte der EBB-Vertreter. „Aber auf dem Boden? Die Sinnhaftigkeit erschließt sich mir nicht.“

Fußgänger sollen die Markierungen nicht irrtümlich für Zebrastreifen halten

Auch der Vertreter der AfD mochte sich mit dem Vorschlag nicht anfreunden, was nicht für die Botschaft galt, sondern für die ausgeguckten Flächen: „Es ist schlichtweg wichtig und richtig Toleranz zu zeigen“, sagte Ratsherr Andreas Meitzke. Ihn störe, dass die Regenbogenfarben auf den Boden aufgemalt werden sollen. Meitzke sieht „einen Anreiz für Vandalismus“. Mirko Sehnke warf für „Die Partei“ hingegen die Frage auf, ob sich die Stadt nicht traue, Regenbogenfarben auf höher frequentierten Straßen aufzubringen?

Nach den Worten von Rainer Wienke, dem Leiter des Amtes für Straßen und Verkehr, will die Stadt vermeiden, dass die Regenbogenflaggen auf dem Straßenpflaster irrtümlich für Zebrastreifen gehalten werden könnten. Die Kettwiger Straße wie die Limbecker seien sehr wohl stark frequentiert, an letzterer träfen sich zudem Fußgänger und Radfahrer. Um für Toleranz zu werben, sei die Stelle auch deshalb eine gute Wahl.

Die Markierungen auf dem Pflaster sind für die Essener Grünen nur ein Anfang

Regenbogenfarben als Zeichen gegen Diskriminierung gab es schon in der Stadt. Das Grillotheater wurde damit illuminiert, Regenbogenfahnen wehen vor Sparkassenzentrale. Aus Sicht der Grünen sind die bunten Farben auf dem Pflaster nur ein Anfang.

Silas Haake kann sich die Botschaft auch an anderen Stellen in der Stadt vorstellen. Wenn sich ein Hausbesitzer bereit erklären sollte, eine komplette Fassade in Regenbogenfarben zu gestalten sei das willkommen. Haake: „Wir sind offen für weitere Ideen.“