Essen. Nach einem knappen Jahrzehnt als Geschäftsführer des gemeinnützigen städtischen Sozial-Unternehmens GSE geht Heribert Piel in den Ruhestand.
Die Berge lassen ihn nicht los, egal ob auf dem Wandkalender im alten Büro oder als Bildschirm-Hintergrund seines Computers. Und während er sich dieser Tage vielerorts verabschiedet, kommt die nächste Wanderung schon in Sicht, denn für Heribert Piel hat der berufliche Abstieg begonnen, was sich unangenehmer anhört, als es tatsächlich ist: Der Geschäftsführer des gemeinnützigen städtischen Sozialdienstleisters GSE wird in ein paar Tagen 66: Ruhestand, eine neue Etappe beginnt.
Andere würden sagen, sie seien „über den Berg“, was dann oft nach Erleichterung klingt, aber dafür war Piel zu gern an der Spitze seines Ladens, der in Essen so eine Art versteckter Champion ist: Betreiber von sieben stationären Pflegeheimen, einer Tagespflege, elf Werkstätten, drei Wohneinrichtungen für behinderte Menschen und vier Adressen für wohnungslose Männer. 4200 Leute, für die er Verantwortung trug, darunter 2000 Beschäftigte, mehr als 100 Millionen Euro Umsatz.
Der Neue an der GSE-Spitze: Stefan Diederichs
Piels Nachfolger auf dem Geschäftsführer-Posten des gemeinnützigen städtischen Sozialdienstleisters GSE kommt aus Remscheid: Stefan Diederichs ist 49 Jahre alt, gelernter Bürokaufmann und studierter Diplom-
Sozialpädagoge.
Zehn Jahre war er bei der Rheinischen Gesellschaft für Innere Mission und Hilfswerk in Düsseldorf tätig, wechselte 2003 als Geschäftsführer zur Care Plus Pflegedienste GmbH, einem Unternehmen der Deutsche Krankenversicherung AG (DKV), und leitete später mehrere Heime der Johanniter Seniorenhäuser GmbH und ihrer Töchter.
Seit fünf Jahren arbeitet Diederichs als Fachbereichsleiter Stationäre Pflege beim Caritasverband für den Rhein-Erft-Kreis, hat dort mehrere Einrichtungen unter seinen Fittichen und verantwortet einen Jahresumsatz von 49 Millionen Euro.
Keine Zeit für Eitelkeiten an der Spitze: „Ich habe einfach nur meinen Job gemacht“
Kurzum: Eine Stadttochter, die nach wie vor gern unterschätzt wird, was auch mit ihrem Chef zu tun hatte, der nie sonderliches Interesse verspürte, seine Eitelkeit zu pflegen, sondern achselzuckend darauf verweist, wofür er hier angetreten ist: „Ich habe einfach nur meinen Job gemacht.“
Der bestand nicht zuletzt darin, die Belegschaft der GSE wie auch die Bewohner und Betreuten zu einem Team zu machen, wofür nach Ansicht Piels die Chancen schon deshalb gut standen, weil „die Leute, die hier arbeiten, mit und für Menschen etwas tun wollen“. Und dies trotz allgegenwärtiger Finanzknappheit. Mit den Geldgebern – Stadt, Landschaftsverband und Pflegekassen – zurechtzukommen, das sei immer auch Herausforderung gewesen.
Nach der Niederlage rauf auf den Monte Casale: „Danach ging’s mir wieder besser“
Immerhin, Heribert Piel war dafür gewappnet – als ausgebildeter Groß- und Außenhandelskaufmann und Zeitsoldat, als Mitarbeiter im städtischen Haupt- und im Rechnungsprüfungsamt und als Geschäftsführer der CDU-Ratsfraktion in jenen Jahren ab 1999, als die Christdemokraten das Ruder in der Stadtpolitik übernahmen. „Eine geile Zeit“, sagt Piel rückblickend, wenn auch nicht ohne Rückschläge. Einer davon war der Wahldämpfer, den die CDU 2009 kassierte, eine „schmerzliche Niederlage“, nach der er erstmal auf den Monte Casale am Gardasee kraxelte. „Danach ging’s mir wieder besser.“
„Seine“ GSE sieht Piel gut aufgestellt, davon kündet nicht zuletzt ein Heim-Neubau in Stoppenberg, gleich neben der unscheinbaren Unternehmens-Zentrale an der Grabenstraße. Der Trennungsschmerz vom Geschäftsführer-Job ist auch verwunden, denn die Berge warten, und anders als dort in der Seilschaft gilt für das Berufsleben: Man muss auch loslassen können.