Essen. Seit der Schließung Ende 2022 stehen die Räumlichkeiten des Café Mondrian in Essen leer – obwohl ein Nachfolger schnell gefunden war. Die Gründe.
Schon im späten Winter saßen die Ersten hier früher gerne im Freien, die Terrasse des „Mondrian“-Cafés war der wohl beste Gunstplatz auf der Rüttenscheider Straße, um ein Getränk mit einem Sonnenbad zu kombinieren. Bis in den November und manchmal länger war der Umschwung hier immer sehr beachtlich. Doch das alte Mondrian ist nun seit rund 15 Monaten geschlossen, der angekündigte Neuanfang zieht sich in die Länge, was in dieser zentralen Lage, in der Gastronomien fast Selbstläufer sind, besonders auffällt. Viele Rü-Freunde fragen sich: Was ist los im „Rü Karree“ an der Rüttenscheider Straße 113?
Die Qualität des Standorts steht außer Frage, weiß auch der neue Pächter
Als das Mondrian Ende 2021 schloss, schien mit Franco Giannetti jemand gefunden, der dem Ort rasch wieder neues Leben einhauchen würde. Der Essener Gastronom betreibt in Essen mehrere Lokale mit ganz unterschiedlichen Konzepten, Erfahrung ist also reichlich vorhanden. Die Qualität des Standorts brauchte man einem Profi wie Giannetti nicht lange zu erläutern. Er griff zu, als ihm der bekannte Essener Immobilienmakler Eckhard Brockhoff, der auch Miteigentümer des „Rü Karree“-Komplexes ist, das Mondrian anbot.
Ein Restaurant mit Ganztagskonzept war nach den letzten Angaben sein Plan: Frühstück, Mittagessen und Abendessen soll es geben, kulinarisch soll es dabei italienischer als bisher zugehen, und natürlich wird auch der Kaffee auf der Terrasse wieder möglich sein. Der neue Name des Lokals ist noch unbekannt.
Dann aber fehlte für die Sanierung mal dieses und mal jenes. Mal wurden den Angaben Giannettis zufolge die Fenster nicht geliefert, mal blieben neue Markisen aus. Aktuell fehle eine Baugenehmigung von der Stadt, ohne die die Sanierung nicht zum Ende zu führen sei. „Ich gehe aber davon aus, dass wir spätestens im zweiten Quartal 2023 eröffnen“, so der Gastronom.
Nicht jeder in Rüttenscheid teilt diesen Optimismus, nachdem sich zumindest von außen betrachtet in den letzten Monaten so gar nichts zu tun schien, was in diese Richtung deutet. Aus den Reihen derer, denen Rüttenscheid am Herzen liegt, gab es auf Anfrage ein müdes Abwinken und die Bemerkung, man habe schon zu oft von möglichen Eröffnungsterminen gehört und gelesen und warte auf Taten. Tatsächlich sticht die Tristesse an der Ecke Dorotheenstraße ins Auge: Die Fenster vom alten Mondrian sind zugeklebt unter anderem mit Veranstaltungsplakaten von der Silvesternacht 2022/23, Kabel hängen aus der Wand. Als regelmäßiger Passant kann man den Eindruck bekommen, dass es hier nicht recht weitergeht.
Handwerkermangel und Materialprobleme sind die bekannten Stichworte
Verwaltet wird das denkmalgeschützte Büro- und Geschäftshaus zwischen Rüttenscheider Stern, Rüttenscheider Straße und Dorotheenstraße von der Immobilien-Projekt GmbH. Dessen Geschäftsführer Stefan Möller wirbt um Verständnis, dass die Sanierung des ehemaligen Mondrian-Cafés dauert: „Die gesamte Branche hat doch derzeit dieselben Probleme, das ist keine Spezialität dieses Standorts.“ Handwerkermangel, Materialverzögerungen seien die allseits bekannten Stichworte.
Er glaube jedenfalls weiter an das Konzept von Franco Giannetti und an seine baldigen Öffnungsabsichten, gerade weil die Lage hervorragend sei. Bei der fehlenden Baugenehmigung geht es laut Möller unter anderem um die Toiletten im Untergeschoss, die sich in alten Plänen noch auf der Null-Ebene befanden: „Da müssen einfach noch zwei Pläne übereinandergelegt werden.“
Die Sorge, dass ein Passus in einer städtischen Satzung greift, wonach Betriebsgenehmigungen für Gastronomien nach einem Jahr Stillstand erlöschen und dann alles mühsam und zeitraubend neu genehmigt werden muss, umtreibt den Verwalter nach eigenen Angaben nicht. Man sei in konstruktiven Gesprächen mit der städtischen Bauverwaltung. Auch Giannetti sagt, der Umbau sei technisch aufwendig, schließlich sei in dem Laden „seit 30 Jahren nichts mehr gemacht worden“. Das koste Zeit, auch weil es Genehmigungen erfordere.
Das „Rü-Karree“ ist voll vermietet, sagt der Verwalter
Das Objekt „Rü Karree“ insgesamt ist nach Darstellung von Möller vollständig vermietet, ein neuer Coworking-Space mit mietbaren Büroplätzen rundete die Mieterstruktur jüngst ab. Auch bei den Ladenlokalen im Erdgeschoss meldet Möller Vollvermietung, und tatsächlich sind Leerstände hier wie auch in der gesamten Umgebung seit langem so gut wie unbekannt – und das obwohl die Mieten vermutlich nicht zu den niedrigsten in Rüttenscheid gehören.
Bleibt jedenfalls zu hoffen, dass die vielen Freunde des alten Mondrian im Frühjahr endlich wieder Platz nehmen können.