Essen. Die DLRG Essen will bei Mitgliedern für Aushilfsjobs in Freibädern werben. Badegäste standen 2022 vor verschlossener Tür, weil Personal fehlte.
Um erneute Personalengpässe in den Essener Freibädern zu verhindern, bietet die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) in Essen ihre Unterstützung an. „Wir sind gerne bereit, bei unseren Mitgliedern und Kursabsolventen zu werben, wenn die Sport- und Bäderbetriebe ein attraktives Angebot machen“, sagt Andreas Wieser, der stellvertretende Leiter des Bezirks Essen. Hintergrund der Initiative: Drastische Personalengpässe haben in der vergangenen Freibadsaison dazu geführt, dass Freibäder wochenlang gar nicht oder nur stark eingeschränkt geöffnet waren.
DLRG-Vorstand: „Es gibt genug Leute, die sich etwas Geld dazuverdienen wollen“
Vom bisher überwiegend praktizierten Modell, Rettungsschwimmer während der Freibadsaison zwischen Mai und August in Vollzeit einzusetzen, hält der DLRG-Vorstand nichts. Weitaus sinnvoller findet Wieser den Einsatz von Schülern, Studenten und Lehramtsanwärtern in geringfügiger Beschäftigung als Minijobber (jetzt 520-Euro-Jobs, vorher 450-Euro-Jobs). Selbst fitgebliebene Senioren eigneten sich für diese Aufgabe. Das zeige die gute Erfahrung der Sport- und Bäderbetriebe mit der Beschäftigung sogenannter Schwimmassistenten an Essener Grundschulen. Wieser: „Es gibt genug Leute, die sich etwas Geld dazuverdienen wollen.“ Die Bezahlung für die Beckenaufsicht sollte seiner Meinung bei 15 Euro Stundenlohn liegen.
Ob DLRG und Bäderbetriebe im Punkt „geringfügige Beschäftigung“ zueinanderfinden, bleibt allerdings abzuwarten. Zwar freue man sich über jede Unterstützung und werde alle Möglichkeiten „zur schnellstmöglichen Einstellung von Saisonpersonal prüfen, heißt es. Aber schon bei den Stellenausschreibungen im vergangenen Jahr wurde ausdrücklich betont: „450-Euro-Jobs können nicht vergeben werden.“
Daran hat sich nichts geändert. Bei allen Einsätzen handele es sich um sozialversicherungs- und steuerpflichtige Tätigkeiten, die nach dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst vergütet würden. Aktuell teilt das Presseamt mit: „Die Anstellung des Saisonpersonals erfolgt in Form von vorübergehenden Teilzeitbeschäftigungen, einschließlich kurzfristiger Beschäftigungen, mit der Hälfte der durchschnittlichen regelmäßigen wöchentlichen Arbeitszeit eines entsprechenden Vollbeschäftigten, zurzeit 19,5 Stunden.“
Die Eingruppierung von Saisonkräften nach dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst bedeutet: Sie kommen ebenfalls in den Genuss von Schichtzulagen sowie Nacht-, Sonn- und Feiertagszuschlägen. Um trotzdem nicht über die genannte Arbeitsentgeltgrenze von monatlich 520 Euro zu kommen, könnten geringfügige Beschäftigte nach jetzigem Stand höchstens an fünf Stunden pro Woche arbeiten. Die Folge: „Damit kann die Wasseraufsicht bei solch geringen Wochenstundenzahlen nicht sichergestellt werden“, stellt das Presseamt klar.
300 DLRG-Mitglieder sind ehrenamtlich aktiv: an Ruhr, Baldeneysee und in Hallenbädern
Die Aufsicht in den Essener Frei- und Hallenbädern hält der Essener DLRG-Bezirksverband grundsätzlich für die „ureigenste Aufgabe der Stadt Essen“. Der Dienst am Beckenrand sei kein Segment, in dem man ehrenamtliche Kräfte einsetzen sollte. Es komme auch nicht infrage, dass die DLRG selber Saisonkräfte einstelle. Dies sei Aufgabe der Sport- und Bäderbetriebe, die – obwohl Teil des öffentlichen Dienstes – auch ein wirtschaftlicher Geschäftsbetrieb seien.
Gerne verweist der Essener DLRG-Vize auf die Kompetenz seines Verbandes rund um das Thema Sicherheit im und am Wasser. Von den 1600 Mitgliedern übernähmen 70 von März bis November den ehrenamtlichen Wasser-Rettungsdienst an Ruhr und Baldeneysee. 230 DLRG-Mitglieder engagierten sich ebenfalls ehrenamtlich in der Schwimm- und Rettungsschwimmerausbildung. In sechs Essener Hallenbädern würden sie unentgeltlich die Prüfungen für das gesamte Spektrum an Abzeichen abnehmen: vom Seepferdchen für Anfänger bis zu den Rettungsabzeichen in Silber und Gold.
Wieser sieht die Essener DLRG ohnehin in „partnerschaftlicher Verbundenheit“ mit der Stadt Essen und verweist auf verschiedene Kurse zur Abnahme der Rettungsfähigkeit – insbesondere in der neuen Sparte Schwimmassistenten für Grundschulen. 70 Essenerinnen und Essener hätten daran mit Erfolg teilgenommen.
Bäderbetriebe streben Zusammenarbeit mit dem DRK an
Um zu verhindern, dass Badegäste wegen Personalmangels auch in diesem Jahr wieder vor verschlossenen Freibad-Türen stehen, sucht die Stadt Essen bereits jetzt händeringend Personal für den Dienst am Beckenrand.
So streben die Sport- und Bäderbetriebe eine Kooperation mit dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) an. Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Sanitär- und Rettungsdienstes sollen qualifiziert werden, damit sie das Bäderpersonal unterstützen und die Wasseraufsicht an einzelnen Becken übernehmen können. Auch mit der Polizei haben die Bäderbetriebe Kontakt aufgenommen mit der Frage, ob Polizeikräfte als Aufsichtspersonal abgestellt werden könnten. Die Behörde prüfe, ob eine Zusammenarbeit möglich sei, heißt es in einem schriftlichen Bericht der Sport- und Bäderbetriebe für die Sitzung des Fachausschusses.