Essen. Nach einer jahrelangen Durststrecke gibt es aufs Ersparte wieder Zinsen. Eine Umfrage unter Essener Banken zeigt: Vergleichen lohnt sich.

Die gute Nachricht für Sparer: Die Zeit der Nullzinsen ist vorbei. Auch Essener Banken zahlen ihren Kunden wieder Zinsen für kurz- und längerfristige Anlagen. Die Sparkasse als größtes Geldinstitut in der Stadt hat am Dienstag wieder Zinsen für Tagesgeld und fürs Sparbuch angekündigt. Für beide Anlageformen gilt ab 1. März ein Zinssatz von 0,3 Prozent.

Große Zinsgewinne können Sparer und Sparerinnen damit freilich nicht erwarten. Die Zinswende kommt bei ihnen nur in kleinen Schritten an. Dabei hat die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins seit Juli 2022 in vier Schritten auf zuletzt 3 Prozent angehoben. Der Einlagenzins liegt bei 2,5 Prozent per annum – also aufs Jahr gerechnet. Zu diesem Zinssatz können Banken derzeit Geld bei der Bundesbank anlegen. Umso verwunderlicher sei es, dass es bundesweit weiterhin Banken gebe, die ihren Kunden immer noch keine Zinsen auskehren, kritisiert Thomas Hentschel, Finanzexperte der Verbraucherzentrale NRW.

Wie aber halten es Essener Banken mit den Zinsen? Die Redaktion hat bei mehreren Instituten nachgefragt, wie hoch die Verzinsung fürs Tagesgeld und bei einer Festgeldanlage aktuell ist. Angefragt wurden mit der Sparkasse, der genossenschaftlichen Geno-Bank, der Bank im Bistum Essen (BIB) und der National-Bank vier regionale Banken sowie die zwei großen Geschäftsbanken Deutsche Bank und Commerzbank.

Sparkasse Essen zieht beim Tagesgeld nach

Sparkasse und Geno-Bank waren bislang bei den Tagesgeld-Zinsen zurückhaltend. Die Sparkasse führt sie wie erwähnt im nächsten Monat erstmals wieder ein. Die Geno-Bank wird das Zinsniveau zum gleichen Zeitpunkt von jetzt 0,15 Prozent auf dann 0,4 Prozent anheben.

Die National-Bank wollte sich an der Umfrage nicht beteiligen. Ein Sprecher wies auf die „äußerst dynamische Entwicklung der geldpolitischen Beschlussfassungen der EZB“ hin. Die Bank prüfe derzeit „mögliche Anpassungen von Einlagenverzinsungen“. Eine Entscheidung sei dazu noch nicht gefallen.

Der große Vorteil von Tages­geld ist die Flexibilität. Denn anders als beim Festgeld hat eine Geld­anlage auf dem Tages­geld­konto keine feste Lauf­zeit. Sparer können jeder­zeit über das Geld verfügen. Laut Stiftung Warentest ist das Tages­geld­konto damit der „perfekte Ort, um eine Rück­lage für ungeplante Ausgaben zu bilden“.

Im bundesweiten Vergleich sind die Unterschiede momentan groß. Vor allem Onlinebanken locken Neukunden derzeit mit über zwei Prozent Zinsen. Davon sind die befragten Essener Banken weit entfernt. Hentschel von der Verbraucherzentrale rät jedoch dazu, das Kleingedruckte bei den Angeboten zu lesen. Denn oft gelten die Zinsen nur bis zu einem bestimmten Betrag und werden nur für wenige Monate garantiert. Wer ein solches Tagesgeld-Konto eröffnet, sollte die zugesagten Laufzeiten im Blick haben. Denn danach sinken die Zinsen meist wieder.

Miniprozente gleichen hohe Inflation nicht aus

Bei aller Freude, dass es nach jahrelanger Durststrecke fürs Geld wieder Zinsen gibt: Die Mini-Prozente gleichen die derzeit hohe Inflation bei weitem nicht aus. Im Januar lag die Teuerung bei 8,7 Prozent. Der Real-Zins auf Anlagen ist damit deutlich negativ. Dennoch sei es besser, einen Teil des Ersparten auf einem Tagesgeld-Konto zu parken statt es auf dem zinslosen Girokonto liegen zu lassen, rät die Verbraucherzentrale.

Bei Festgeldanlagen können Sparer schon jetzt mit höheren Zinsen je nach Laufzeit rechnen. Die Bank im Bistum Essen gibt schon bei einer Anlage von sechs Monaten 1,7 Prozent Zinsen per annum (p. a.). Bei der Sparkasse (Sparkassenbrief) oder bei der Deutschen Bank hingegen gibt es bei einer dreijährigen Laufzeit gerade einmal 1,5 Prozent p. a. Allerdings zahlt die Deutsche Bank bei Geld, das bislang nicht bei ihr angelegt war, 2 Prozent für zwölf Monate.

Da im Moment niemand vorhersehen kann, wie sich die Zinsen in den kommenden Jahren entwickeln, rät die Verbraucherzentrale Sparern, „auf Sicht zu fahren“ und möglichst kürzere Laufzeiten für eine Festgeldanlage zu wählen. Hentschel rät zur „Treppenstrategie“: Auf dem Girokonto sollte nur so viel Geld verbleiben, damit es für die laufenden Ausgaben reicht und das Konto stets im Plus ist. Des Weiteren sollten Sparer drei Monatsnettogehälter als Tagesgeld anlegen, weil sie darüber jederzeit verfügen können. Den Rest könne man dann längerfristig anlegen.

Der Überblick der Bankenumfrage in Essen

Sparkasse

Tagesgeld: Die Sparkasse bietet ab 1. März 2023 einen Zinssatz von 0,3 Prozent p. a. auf das Tagesgeldkonto an.

Festgeld: Für Sparer, die ihr Geld langfristiger anlegen wollen, gibt es den Sparkassenbrief. Der Mindestanlagewert beträgt 1000 Euro bei einer Laufzeit zwischen sechs Monaten und zehn Jahren. Der Zinssatz der Sparkassenbriefe reicht von 0,75 Prozent p. a. bei sechs Monaten Laufzeit, 1,3 Prozent bei zwölf Monaten, 1,4 Prozent bei 24 Monaten und 1,5 Prozent bei 36 Monaten bis hin zu 2 Prozent bei zehn Jahren Laufzeit. Wer also 5000 Euro in einen Sparkassenbrief anlegt, bekommt bei einem Jahr Laufzeit 65 Euro Zinsen, bei zwei Jahren sind es rund 141 Euro.

Geno-Bank

Tagesgeld: Die genossenschaftlich organisierte Geno-Bank bietet Tagesgeld ab dem 1. März 2023 zu einem Zinssatz von 0,4 Prozent p. a. an.

Festgeld: Die Bank unterscheidet nach eigenen Angaben nicht zwischen Tages- und Festgeld. Wer sein Geld längerfristig anlegen will, dem empfiehlt sie beispielsweise festverzinsliche Wertpapiere und/oder Fonds. Damit könne im Jahr eine Rendite von 2,0 Prozent und mehr erzielt werden, heißt es.

Bank im Bistum Essen (BIB)

Tagesgeld: Mit 0,5 Prozent per annum gibt es bei der Bank im Bistum Essen unter den befragten Essener Banken die höchsten Zinsen. „Wir wollen, dass unsere Kunden an den steigenden Zinsen partizipieren“, sagt eine Sprecherin.

Festgeld: Auch bei längerfristigen Anlagen hat die Bank derzeit ein vergleichsweise besseres Zinsniveau im Angebot. Bei drei Monaten Laufzeit gibt es 1,2 Prozent, bei sechs Monaten Laufzeit 1,7 Prozent und bei drei Jahren Laufzeit: 2,15 Prozent Zinsen aufs Jahr gerechnet.

Deutsche Bank

Tagesgeld: Das bei der Deutschen Bank Flexgeld genannte Tagesgeld wird aktuell mit 0,25 Prozent p. a. verzinst. Eine Sprecherin kündigte an: „Wir beobachten die Entwicklungen auf den Zinsmärkten weiter und werden den Zinssatz zu gegebener Zeit anpassen.“

Festgeld: Wer bereits ein Guthaben bei der Deutschen Bank hat, dem bietet das Geldinstitut momentan gestaffelte Zinssätze mit Laufzeiten zwischen sechs Monaten und acht Jahren an. Beispielsweise gibt es bei Anlagen von sechs Monaten 1,25 Prozent. Wer so 5000 Euro zur Seite legt, bekommt 31,25 Euro an Zinsen. Für fünf Jahre Laufzeit zahlt die Bank 1,7 Prozent.

Zudem bietet die Deutsche Bank seit Mitte Januar für ihr sogenanntes „Festzins-Sparen“ 2 Prozent p. a. für 12 Monate an. Das gilt allerdings nur für Geld, was bislang nicht auf Konten oder in Depots bei der Deutschen Bank lag. Anleger können mindestens 2500 bis maximal 100.000 Euro investieren. Das Angebot richtet sich sowohl an Bestands- als auch an Neukunden.

Commerzbank

Tagesgeld: Fürs Tagesgeld zahlt die Commerzbank wie die Deutsche Bank 0,25 Prozent per annum.

Festgeld: Auch bei der Commerzbank richten sich die Zinssätze nach der Laufzeit. Wer Geld zwischen ein und fünf Jahren anlegt, bekommt es mit 1,6 Prozent pro Jahr verzinst, zwischen sechs und zehn Jahren liegen die Zinssätze gestaffelt zwischen 1,65 und 1,8 Prozent.