Essen. Das Folkwang Kammerorchester verspricht musikalische „Endorphine“ und lockt mit Temperament auch viele junge Zuhörer in die Essener Philharmonie.
Als Glückshormone gelten sie im Volksmund, bei Søren Nils Eichberg sind sie sogar titelgebend. Mit „Endorphin“ hat der 49-jährige deutsch-dänische Komponist denn auch keine kopflastige Musik geschrieben, sondern ein emotionsgeladenes Stück, das sich stilistisch unbekümmert dem Schubladendenken entzieht.
Genau das Richtige für Johannes Klumpp und sein Folkwang Kammerorchester: In voller Fahrt stürmten sie los, vorbei an rumpelnden Akzenten und Synkopenrhythmen, verschnauften in sattem C-Dur, um sich gleich wieder dissonant aufzuspalten und zum wilden Schluss anzusetzen.
Ein begeisterungsfähiges Orchester auf hohem spieltechnischem Niveau!
Damit war Eichberg gar nicht so weit weg von Dmitri Schostakowitsch und seinem frühen Konzert für Klavier und Trompete op. 35, das den sarkastisch-doppelbödigen Meister schon erkennen ließ. Jón Vielhaber gab mit kapriziösem Bläserton den Blick frei auf die clowneske Zirkusmanege, Raúl da Costa war der bewundernswert brillante Pianist, der auch Anklänge an die bitterernste Dimension der Musik wachrief und zusammen mit dem Orchester den langsamen Satz in weit ausschwingendem Melos zur Utopie paradiesischer Ruhe erhob. Überdreht-schief und expressiv anrührend zugleich: ein Hörerlebnis wie immer bei Schostakowitsch.
„Souvenir de Florence“ schließlich kündete von einem gelösten, geradezu glücklichen Tschaikowsky. Klumpp formte mit dem Ensemble glutvolle Bögen und reizvolle Barcarolen-Stimmung – musikantisch ausgekostet, temperamentvoll, einfühlsam. Ein begeisterungsfähiges Orchester auf hohem spieltechnischem Niveau! Viel Applaus von einem jugendlich durchsetzten Publikum in der Philharmonie.