Essen. Am Mittwoch stellte das Amtsgericht für die insolvente Fakt AG die Weichen. Möglich, dass viele Gläubiger „mangels Masse“ am Ende leer ausgehen.
Die „gute alte Zeit“ der Essener Fakt AG – auf der firmeneigenen Internetseite lässt sie sich noch bewundern. Hier können die Besucher „Projekte entdecken“, Jahresberichte einsehen und den Dschungel der Fakt-Beteiligungen durchforsten. Alles Schnee von gestern. Nur die Job-Seite ist aktuell, weil nicht mehr aufzufinden, denn Karriere lässt sich beim Immobilienkonzern an der Huttropstraße nicht mehr machen: Am Mittwochmorgen um sechs Uhr in der Frühe hat das Essener Amtsgericht über die Fakt AG das Insolvenzverfahren eröffnet – wegen Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung.
Erwartungsgemäß, muss man sagen, auch wenn die neuen Mehrheitseigner noch kurz vor dem Wochenende Hoffnungen auf eine Insolvenz in Eigenverwaltung und damit auf eine Gesundung des schwer angeschlagenen Unternehmens geschürt hatten. Insolvenzverwalters Gregor Bräuer aus der Düsseldorfer Sozietät hww, der schon im vorläufigen Verfahren die Geschicke der Firma gelenkt hatte, war das Störfeuer auf der Zielgeraden in seiner knappen Mitteilung keine Zeile wert.
Die Fakt AG verfügt noch über 250.000 Euro – zu wenig für die Millionen-Forderungen
Bis zum 31. März haben Gläubiger der Fakt AG nun Zeit, ihre Forderungen bei Gericht anzumelden. Wie es weiter geht, darüber befindet am 18. April ein Gläubigerausschuss auf der Grundlage jenes Berichts, den der Insolvenzverwalter vorlegt. Dem Gremium gehören ein Bausachverständiger aus Gelsenkirchen, ein ehemaliger Fakt-Prokurist, eine Kronberger Rechtsanwältin sowie Vertreter jener beiden Fonds an, die mit jeweils zweistelligen Millionen-Beträgen verschiedene Fakt-Immobilien finanzierten.
Überraschungen sind nicht zu erwarten: Bräuer hatte schon vor Wochen im Rahmen einer Betriebsversammlung im Ruhrturm angekündigt, dass die Insolvenzmasse der Fakt von gerade mal 250.000 Euro bei weitem nicht ausreicht, um die im Raum stehenden Millionen-Forderungen zu bedienen. Es liegt also „Masseunzulänglichkeit“ vor, so heißt der entsprechende Fachbegriff – der am Ende womöglich zu einer Einstellung des Verfahrens führt.
Belegschaft wird betriebsbedingt gekündigt, um die Immobilien kümmern sich andere
Mit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens durch das Gericht wird der Geschäftsbetrieb der Fakt AG stillgelegt und abgewickelt. Schon am vergangenen Freitag hatten die meisten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihren Letzten. „Aufgrund der fehlenden Fortführungsprognose der Gesellschaft“, so bedauert Insolvenzverwalter Bräuer, werde er ihnen betriebsbedingt kündigen müssen.
Die insolventen Tochter- und Enkelgesellschaften der Fakt-Gruppe, die über Immobilienbesitz verfügen, sollen gleichwohl „professionell weitergeführt“ werden. Externe Dienstleister haben hier jetzt das Sagen, um den Wert der Objekte mit Blick auf einen Verkauf in ferner Zukunft mindestens zu erhalten, bestenfalls sogar zu steigern.
Weitere Fakt-Firmen stehen auf dem Prüfstand – auch die Ungarn-Pläne sind vom Tisch
Neben seiner Funktion als Insolvenzverwalter der Fakt AG ist Rechtsanwalt Dr. Gregor Bräuer auch vorläufiger Insolvenzverwalter in diversen weiteren Gesellschaften der Gruppe. Und noch stehen zusätzlich Firmen auf dem Prüfstand, die Anzahl der Pleite-Gesellschaften könnte also noch steigen.
Nicht Bestandteil der Fakt-Gruppe, aber mit dieser auf vielfältige Art verbandelt ist die Agriculture Park AG, ein Unternehmen, das über umfangreichen landwirtschaftlichen Grundbesitz im sachsen-anhaltinischen Arneburg und im Nordwesten Ungarns verfügt. Dort sollten gigantische Gewächshaus-Plantagen entstehen, doch auch dieses Unternehmen von Fakt-Gründer Hubert Schulte-Kemper ist pleite. Vor einigen Tagen wurde das Insolvenzverfahren eröffnet. Aus der reichen Ernte wird auch hier nichts.