Essen. Kleingärtner in Essen sollten ihre Parzellen für den Bau einer Kita räumen. Nun liegen die Pläne auf Eis. Jubel bricht deshalb nicht aus.
Rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln: Für die Kleingärtner an der Danziger Straße in Frohnhausen ist es ein Wechselbad der Gefühle. Zunächst war es nur ein Gerücht, doch dann ließ die Stadt Essen keinen Zweifel daran, dass die Laubenpieper die Kleingartenanlage räumen müssen. Denn auf den Parzellen im Schatten der Markuskirche solle eine Kindertagesstätte gebaut werden. Doch nun hat die Stadt diese Pläne auf Eis gelegt, die Kleingärtner dürfen bleiben. Vorerst.
Als sie den Reporter im vergangenen Jahr zu einem Gespräch in einem der Kleingärten empfingen, stand ihnen die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. Bewirtschafteten sie ihre Scholle doch schon seit Jahrzehnten. Nun stand ihnen die Kündigung ins Haus.
Beim Stadtverband der Kleingartenvereine machten man ihnen keine Hoffnung. „Wie sähe das aus, wenn sich Essens Kleingärtner gegen den Bau einer Kita stellen“, fragte Verbandschef Holger Lemke und konnte sich die Schlagzeilen schon ausmalen.
In Essen-Frohnhausen gibt es nicht genügend Kita-Plätze
Denn an Kita-Plätzen mangelt es, gerade in Frohnhausen. Oberbürgermeister Thomas Kufen gab es einem der betroffenen Pächter, der sich an das Stadtoberhaupt gewandt hatte, schriftlich, verwies auf den Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz und machte deutlich, was für ihn Priorität hat.
Umso mehr wurden die Kleingärtner von der Wende überrascht, die man im Rathaus in der Angelegenheit vollzogen hat. In einem Schreiben lässt die städtische Immobilienwirtschaft wissen, dass die Stadt in einem intensiven Austausch mit einem Investor stehe. Dieser sei bereit, ein Gebäude in einer Kindertagesstätte umzubauen, sodass dort drei Kita-Gruppen untergebracht werden könnten.
Damit nicht genug: Die benachbarte Kirchengemeinde hat angeboten, ihre Kita um zwei Gruppen zu erweitern, wofür das Pfarrhaus genutzt werden solle. Die städtische Immobilienwirtschaft hält dies für realistisch. Die Pläne für den Kita-Neubau an der Danziger Straße sollen deshalb um ein Jahr zurückgestellt werden.
Die Stadt stellte höhere Entschädigungen in Aussicht
Die Suche nach Alternativen zum Grundstück an der Danziger Straße scheint also wider Erwarten von Erfolg gekrönt. Dabei hatte es die Stadt eilig. Den Kleingärtnern sei sogar eine höhere Entschädigung in Aussicht gestellt worden, für den Fall, dass sie ihre Parzellen vorzeitig räumen, berichtet Karl-Heinz Castro, Vorsitzender des KGV Essen-West, zu dem die Teilanlage an der Danziger Straße gehört.
In Jubel will Karl-Heinz-Castro aber nicht ausbrechen nach diesem Hin und Her, wie er sagt. „Der Sachstand ist, dass wir 2024 raus müssen“, beklagt der Vereinsvorsitzende. Eine Pächterin habe ihren Kleingarten bereits gekündigt. „Sie will so schnell wie möglich raus, weil sie einen anderen Garten gefunden hat, berichtet Castro, der nun vor der Frage steht, an wen er die Parzelle nun vermieten soll. Wer pachtet schon einen Kleingarten nur für ein gutes Jahr?
Karl-Heinz Castro fürchtet, dass sein Verein auf den Kosten von mehreren Tausend Euro sitzen bleiben könnte und wünscht sich vonseiten der Stadt Planungssicherheit. Acht der elf Kleingärtner an der Danziger Straße hätten ihm signalisiert, dass sie gerne bleiben würden – über das Jahr 2024 hinaus.