Essen/Mülheim. Obwohl der Flughafen Münster nur 95 Kilometer Luftlinie von Essen/Mülheim entfernt ist, gibt es dorthin viele Kurzflüge. Woran das liegt.
Der Flughafen Essen/Mülheim und der Flughafen Münster/Osnabrück liegen keine 100 Kilometer Luftlinie auseinander. Es dauert ohne Stau keine anderthalb Stunden, wenn man diese Strecke mit dem Auto zurücklegt. Mit der Bahn fährt man im pünktlichen (!) Regionalexpress gar etwas weniger als eine Stunde von Essen Hauptbahnhof bis Münster Hauptbahnhof. Da macht eine Berichterstattung der Süddeutschen Zeitung stutzig.
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In der heißt es: „In den Daten von Eurocontrol fanden sich Hunderte Flüge zwischen Essen/Mülheim und Münster, rund 100 Kilometer, sowie Hamburg und Sylt, 180 Kilometer.“ In dem Artikel unter der Überschrift „Kurzstrecken mit Langzeitfolgen“ werden Kurzflüge vor dem Hintergrund des Klimawandels thematisiert. Die Route in NRW soll besonders stark frequentiert sein. Klimaexperten sehen gerade kurze Flüge als ein Problem an, da sich die Kohlendioxid-Bilanz von Flugzeugen verbessert, je weiter sie fliegen. Der Grund sei, dass die Flieger dann weniger landen und starten – gerade letzteres pustet viel CO₂ in die Luft.
Viele Kurzstreckenflüge von Essen/Mülheim nach Münster
Dass es viele Kurzstreckenflüge zwischen Hamburg und Sylt gibt, verwundert wenig. Sofort hat man das Klischee von Privatjet-Flügen von der Hansestadt auf die „Insel der Schönen und Reichen“ im Kopf. Aber bei der Flugverbindung Mülheim/Essen nach Münster? Da denkt man nicht wirklich an Champagner in luftigen Höhen. Und doch gibt es viele Ultrakurzstreckenflüge zwischen dem Kernruhrgebiet und dem Münsterland.
Einer, der Licht ins Dunkel bringt ist Frank Peylo, Geschäftsführer der WDL Luftschiffgesellschaft. Diese ist am Standort Essen-Mülheim an zwei Flugschulen beteiligt. Und genau an dieser Stelle verbirgt sich auch die Antwort auf die Frage nach den zahlreichen Flügen von und nach Münster – wenn auch deutlich weniger extravagant, als gedacht. Peylo: „Es liegt in der Tat an der Ausbildung.“
Nach Angaben des Flughafens Essen/Mülheim selbst, arbeiten am Standort etwa 45 Fluglehrer, die jährlich rund 220 Flugschüler ausbilden – vom Privatpiloten bis zum Verkehrspiloten. Auch der Flughafen selbst verweist auf Anfrage zu den Kurzflügen nach Münster auf das Thema Ausbildung. Die zuletzt gestiegenen Zahlen hätten laut WDL-Geschäftsführer Peylo mit der Corona-Pandemie zu tun. In dieser sei es zu Ausfallzeiten gekommen, die nachgeholt werden mussten – was auch Anwohnerinnen und Anwohner in Form von Lärm registrieren.
Zur Ausbildung der künftigen Flugzeugkapitäne gehört neben dem Nachtflug-Training und vielen anderen Dingen auch die sogenannte Instrumentenausbildung. Bedeutet schlicht: Piloten fliegen dabei nicht „auf Sicht“, sondern orientieren sich nur an ihren Geräten. Frank Peylo erklärt zum hiesigen Standort: „Wir sind ein reiner Sichtflughafen.“ Für die Flugausbildung müssten deshalb auch andere Flughäfen angesteuert werden, um „nicht auf Sicht“ fliegen zu können. „Der Instrumentenflug ist in Münster sehr gut möglich“, sagt Peylo.
Auch Verkehrspiloten werden in Essen/Mülheim ausgebildet
Das weiß auch Elke Rominski, die bei der Fachschule für Luftfahrzeugführer viel mit der Organisation der Schulungsflüge zu tun hat. Zwar würden neben Münster auch andere Flughäfen angesteuert, aber eben auch der Flughafen Münster/Osnabrück, der genau genommen in Greven liegt. „Anflüge werden trainiert, auch das Durchstarten wird geübt“, so Rominski, „und etliche weitere Dinge.“
Für Rominski ist unstrittig, dass die Ausbildung von Piloten wichtig ist und spielt auf den Fachkräftemangel an. „Bei Personalmangel fallen Füge aus“, sagt sie. Wenn das passiert, ärgerten sich zum Beispiel Urlauber. Nicht nur Privatpiloten werden in Mülheim/Essen ausgebildet, sondern auch Verkehrspiloten.“
>>> INFO: Flughafen Essen/Mülheim
- Der Flughafen Essen/Mülheim ist 1925 entstanden und liegt zwischen den beiden Städten.
- Die Landebahn ist 1553 Meter lang, es wird nach Sichtflugregeln geflogen.
- „Linienflugverkehr und Touristik-Charter werden nicht angeboten“, heißt es seitens des Flughafens.
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