Essen. Zur Halbzeit der Wahlperiode macht das Stadtoberhaupt deutlich, nicht nach anderen Aufgaben zu schielen. Auch die SPD bereitet 2023 ihre Kür vor.
Dass er „brennt“ für seine Heimatstadt Essen – diesen Wahl-Slogan plakatierte Thomas Kufen schon anno 2015, bei seiner Premiere im OB-Wahlkampf. Acht Jahre später scheint für den 49-Jährigen die Begeisterung im Job als Essener Oberbürgermeister nicht sonderlich erkaltet zu sein. Denn zur Halbzeit der laufenden Amtsperiode zu Plänen für 2025 befragt, signalisiert Kufen eindeutig: Wenn es nach ihm geht, kandidiert er auch ein drittes Mal.
„Ob ich wieder antrete, entscheide ich ja nicht allein“, betont der OB zwar mit Blick auf die üblichen Nominierungs-Verfahren in seiner Partei, der CDU, „aber die Bereitschaft ist da“.
Thomas Kufen und „das Gefühl, dass ich an dieser Stelle am besten aufgehoben bin“
Unmissverständliche Ansage von einem, der nach der NRW-Landtagswahl im Mai vergangenen Jahres durchaus für einen Minister-Posten im Kabinett Wüst gehandelt wurde. Der von sich aber sagt, er habe „nach wie vor das Gefühl, dass ich an dieser Stelle, an der ich jetzt politisch tätig sein darf, am besten aufgehoben bin“.
In der Partei sieht man das wohl genauso: „Ob er wieder antritt, entscheiden wir ja nicht allein“, so greift der Essener CDU-Vorsitzende Matthias Hauer augenzwinkernd Kufens Formulierung auf. Aber wenn er das wolle, „hat er die volle Unterstützung“, so der Bundestagsabgeordnete: „Es gibt keinerlei irgendwie geartete Versuche, an diesem sehr guten OB zu zweifeln.“
2020 dann statt eines „roten Wunders“ ein „blaues“ für die Sozialdemokraten
Und die bisherige Stimmenausbeute dürfte den Christdemokraten begründete Hoffnung auf einen dritten Sieg in Folge geben. So hatte sich Kufen bei seiner OB-Wahl-Premiere im September 2015 im ersten Wahlgang mit 42,5 zu 33,4 Prozent gegen den damaligen Amtsinhaber Reinhard Paß (SPD) durchgesetzt. Dieser war damals selbst in den eigenen Reihen umstritten, ein Grund, warum Kufen bei der Stichwahl zwei Wochen später überraschend deutlich mit 62,6 Prozent der Stimmen triumphierte.
Zum regelrechten Durchmarsch geriet Kufens Oberbürgermeister-Wahl im September 2020: Statt eines „roten Wunders“, wie von seinem sozialdemokratischen Gegenkandidaten Oliver Kern erhofft und prophezeit, erlebten die Genossen ein „blaues“: Kufen erreichte schon im ersten Wahlgang mit 54,3 Prozent der Stimmen die absolute Mehrheit und damit das Mandat für fünf weitere Jahre.
Oliver Kern mag nicht noch mal antreten: „Dafür bin ich Realist und Demokrat genug“
Für Kern eine nach eigenen Worten so „krachende“ Niederlage, dass sich für seine Überzeugung eine erneute Kandidatur verbietet: „Dafür bin ich Realist und Demokrat genug“, sagte der Geschäftsführer der hiesigen Arbeiterwohlfahrt am Mittwoch auf Anfrage dieser Zeitung.
Aber wer soll’s dann richten? Frank Müller, erst jüngst wiedergewählter Vorsitzender der Essener SPD mit besonderem Rochus auf den OB („Zu viel heiße Luft und keine rote Linie oder Leitbild für die Stadt“), mag sich noch nicht in die Karten schauen lassen: Wer immer für die Genossen gegen Kufen antritt – „bürgernah“ soll er oder sie sein, soll eine „verständliche Sprache“ sprechen und „einen vertieften Bezug zu und eine Geschichte mit Essen“ haben.
Die Grünen gehen den Zeitplan zur OB-Kandidatur erst mit dem neuen Vorstand an
Klingt das nicht wie jemand von außerhalb der Stadtgrenzen? „Zum Woher und zu Personen nehmen wir keine Stellung“, wehrt Müller weitere Fragen ab, nur so viel: Wenn’s nach ihm ginge, würde die Kür nach Möglichkeit noch im ersten Halbjahr 2023 stattfinden.
Und schließlich sind da ja auch noch die Grünen, seit einiger Zeit dritte große Polit-Kraft im Bunde, die allerdings erst im März ihren neuen Vorstand wählen. Dessen Aufgabe, sagt Parteisprecher Markus Ausetz, werde es dann sein, den Zeitplan bis hin zu einer OB-Kandidatur zu entwerfen. Kufen soll es recht sein, für ihn brennt ja nichts an.