Essen-Ostviertel. Anwohner beschweren sich, dass im Essener Hochzeitssaal 1001 Nacht lautstark gefeiert wird. Die Stadt erklärt, dass der Betrieb illegal ist.

Im Hochzeitssaal 1001 Nacht an der Ecke Herkulesstraße/Silberstraße im Essener Ostviertel werden laute Partys gefeiert. Das behauptet ein Anwohner, der sich durch nächtlichen Lärm und hohen Parkdruck gestört fühlt. Die Stadt ist dem Thema nachgegangen und hat festgestellt: Der Betreiber hat gar keine Genehmigung für den Betrieb als Festsaal.

Polizei mindestens 50 Mal an Essener Hochzeitssaal im Einsatz

Fast jedes Wochenende, auch zwischenzeitlich wochentags würde Musik bis in die Nacht hinein gespielt, beklagt der Anwohner. Die Begrüßungs- und Abschiedsszenen der Partygäste seien zudem lautstark und das Parkaufkommen entsprechend hoch. Die Polizei bestätigt, dass sie im vergangenen Jahr in dem Bereich „Einsätze im mittleren zweistelligen Bereich“ hatte. Die Beamten dürften demnach rund 50 Mal vor Ort gewesen sein. Sprecherin Bettina Wehram betont jedoch, dass die Einsätze nicht unbedingt alle mit genau dieser Adresse im Zusammenhang stünden. Unter anderem sei es um Ruhestörungen und Verkehrsbehinderungen gegangen. Nach Paragraf neun des Landesimmissionsschutzgesetzes NRW sind von 22 bis 6 Uhr sämtliche Betätigungen verboten, welche die Nachtruhe stören.

Der Hochzeitssaal liegt im ersten Geschoss eines Gebäudes direkt gegenüber einer Häuserreihe an der stark befahrenen Herkulesstraße. Die Fensterfront ist mit weißen Vorhängen verschlossen. Bei Ebay-Kleinanzeigen wird der Saal für 140 Personen für 1000 Euro angeboten – Nebel, Musikanlage und Silberbesteck kommen jeweils mit 100 Euro hinzu.

Unter dem Festsaal hatte das Restaurant Sara im Dezember gebrannt, die Spuren des Feuers sind noch deutlich erkennbar. Hinter einem Bauzaun steht noch eine Gasflasche sowie eine Aschentonne, in der sich Müll sammelt. Die Eingangstür zum Restaurant ist mit einem Holzbrett verschlossen, ein Deko-Schneemann im Blumenbeet hat den Brand offenbar unbeschadet überstanden.

Eingangstür von Essener Hochzeitssaal gesplittert

Der Eingang zum Hochzeitssaal 1001 Nacht ist im selben Gebäude, direkt um die Ecke, an der Silberstraße. Die Glastür ist ebenfalls zersplittert, aber notdürftig geklebt. Dahinter sieht man gestapelte Stühle in Glasoptik. An der Tür hängt ein Schild in einer Klarsichtfolie, darauf steht „Hochzeitssaal 1001 Nacht“ sowie eine Handynummer. Die gehört dem Betreiber des Saals, der allerdings kaum Deutsch spricht und gegenüber dieser Zeitung nur erklärt: „Derzeit gibt es keine Probleme.“

Das sieht die Stadtverwaltung anders, die nämlich der Frage des Anwohners nachgegangen ist: „Wieso wird so eine Lokalität in einem Wohnbezirk genehmigt?“ In einem Dokument, das der zuständigen Bezirksvertretung vorliegt, erklärt die Stadt, dass für die Nutzung der Räumlichkeiten als Festsaal keine baurechtliche Genehmigung vorliegt.

Stadt will Hochzeitsfeiern in Essener „1001 Nacht“ verbieten

Stadtsprecherin Jacqueline Riedel erklärt: „Jegliche Nutzungsänderung eines Gebäudes bedarf einer baurechtlichen Genehmigung. Die Nutzung der Räumlichkeiten als Festsaal muss dabei mit den öffentlich-rechtlichen Vorschriften übereinstimmen, erst dann kann eine Baugenehmigung erteilt werden.“ Diese Vorschriften seien bei jeder Baugenehmigung unterschiedlich zu prüfen, da es darauf ankommt, was genehmigt werden solle. In diesem Fall gehe es beispielsweise unter anderem um Brand- und Lärmschutz.

Die Stadt will jetzt zunächst die Hochzeitsfeiern in dem Festsaal verbieten. Sie betont aber, dass der Betreiber einen Bauantrag zur nachträglichen Legalisierung des Festsaals stellen könnte. Der werde dann entsprechend geprüft.

Die Bezirksvertretung hat das Thema in ihrer Sitzung am Dienstag, 24. Januar, auf der Tagesordnung (16 Uhr im Rathaus am Porscheplatz, Besucher sind willkommen). Bezirksbürgermeister Peter Valerius erklärt, dass die Mitglieder darauf drängen werden, dass die Stadtverwaltung bei dem Thema Hochzeitssaal wortwörtlich am Ball bleibe und die Bezirkspolitiker auf dem Laufenden halte.