Essen. Montag startet wieder der Unterricht an der Gesamtschule Bockmühle. Stadtweit wollen viele Schüler Baumängel publik machen.

An der zurzeit gesperrten Gesamtschule Bockmühle in Essen-Altendorf ist es nach einem Zwischenfall jetzt klar, wann und wie der Unterricht in der Schule wieder ordnungsgemäß stattfinden kann. Das soll Montag passieren. Vor einem Eingang im Schulgebäude hatten sich aus bislang ungeklärter Ursache Bodenfliesen gelöst. Der Eingang musste am Donnerstag abgesperrt und somit die gesamte Schule geschlossen werden – der Fluchtwege wegen. Am Freitag gab es deshalb keinen Unterricht in der Schule.

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Spekulationen, es handle sich um einen Erdrutsch unter dem 50 Jahre alten Schulgebäude oder um einen Wasserrohrbruch, wollte auch am Freitag niemand kommentieren. Mitarbeiter der städtischen Immobilienwirtschaft inspizierten die Situation, auch im Untergeschoss, und für Montag ist der Besuch eines Statikers angekündigt, der kontrollieren soll, ob akute Gefahr besteht.

Beginnt Montag wieder der Unterricht? Selbst diese Frage ist offen

Die Stadt hatte am Donnerstag mitgeteilt, dass auch am Montag, 16. Januar, der Unterricht nicht vor Ort stattfinden könne; am Freitag fiel die neue Entscheidung, dass Montag sehr wohl wieder Unterricht erteilt werden kann. Zur Bockmühle gehen rund 1400 Kinder und Jugendliche. Sie ist Essens älteste Gesamtschule; das Gebäude soll abgerissen und schrittweise neu errichtet werden.

Die Neubaupläne sollten eigentlich ab Ende 2023 verwirklicht werden, wurden mittlerweile aber auf die nächsten Jahre verschoben. Die Bockmühle ist mittlerweile sicherlich ein symbolträchtiges Sinnbild des Verfalls öffentlicher Gebäude, insbesondere der Schulen, im gesamten Stadtgebiet. Doch auch an vielen anderen Schulen kämpfen Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer täglich gegen Schimmel, kaputte Fenster, bröckelnde Wände und andere Zumutungen an.

Seit dem Herbst hat das Thema „Baumängel an Schulen“ neuen Schwung

„Allein heute haben wir mindestens zehn Videos erhalten aus Schulen, in die es massiv reinregnet“, hieß es am Donnerstag nach drei Tagen Dauerregen auf der Instagram-Seite „Essen diese“. Das vor allem unter Jugendlichen äußerst beliebte Portal schaffte es im Herbst, dem Thema der Baumängel an Essener Schulen zu einer neuen, breiten Aufmerksamkeit zu verhelfen. Eingeschickt werden sollten Bilddokumente der Verwahrlosung aus den Schulen der Stadt, es kamen Hunderte schockierender Fotos und Kurzfilme: kaputte oder fehlende Toiletten, zerstörte Fenster, offene Leitungen. Selbst Lehrerinnen und Lehrer schrieben sich ihren Frust von der Seele, berichteten von Fenstern, die von jetzt auf gleich aus den Verankerungen fielen und fast für Verletzungen sorgten.

Solche Fotos wurden dutzendweise versendet.
Solche Fotos wurden dutzendweise versendet. © HO | Ho

Die Stadt ist – anders, als gerne schnell behauptet wird – nicht untätig, hat vor Jahren millionenschwere Toiletten-, Turnhallen- und Schulbauten-Sanierungsprogramme aufgelegt, kommt aber gegen die immer gravierender werdenden Mängel kaum an – auch, weil in der Bauverwaltung und Immobilienwirtschaft Personal fehlt; von Handwerkern ganz zu schweigen. Die Energie- und Kostenkrise, die spätestens mit dem Ukraine-Krieg einsetzte, tut ihr Übriges.

Neue Zeitung seit dieser Woche: „Rise Up Essen“

Die rasend schnelle Verbreitung von Bildern unhaltbarer Zustände in Essener Schulen hat mittlerweile dazu geführt, dass sich in dieser Woche eine neue, stadtweit erscheinende Zeitung für Schülerinnen und Schüler auf den Weg gemacht hat, das Thema dauerhaft zu befeuern: „Rise Up Essen – Zeitung für Schülerinnen und Schüler“ ist soeben mit seiner ersten Ausgabe erschienen; selbstverständlich werden die Artikel auch über das Portal Instagram verbreitet.

„Wir finden ungerecht, dass so wenig Geld in Bildung investiert wird“, sagt ein 16-jähriger Schüler, der aufs Carl-Humann-Gymnasium in Steele geht. Die neue Zeitung soll einmal im Monat erscheinen, wird seit dieser Woche in mehreren Essener Schulen vor Schulbeginn und während der Pause verteilt. Aktuelle Texte sollen auch sofort über das soziale Netzwerk Instagram veröffentlicht werden.