Essen. Ulrich Tukur & Die Rhythmus Boys servieren in Essens Lichtburg „Rhythmus in Dosen“: Mischung aus Nonsens und Nostalgie begeistert das Publikum.
Spitzenköche würden ungläubig den Löffel abgeben. Doch mit „Rhythmus in Dosen“ servierten Ulrich Tukur und seine Rhythmus Boys in der nahezu ausverkauften Lichtburg aus Klang-Konserven ein musikalisches Menü, das mit mitreißender Frische überraschte.
Tukur, als Film- und TV-Schauspieler hierzulande eine feste Größe - seine Popularität resultiert nicht zuletzt auch aus der Rolle des Wiesbadener LKA-Kommissars Felix Murot im Tatort -, kreiert mit den 1995 gegründeten Rhythmusboys aus Tanzmusik-Klassikern der 1920er, 1930er und 1940er Jahre allerfeinste Klang-Kulinarik.
Die schönste Tanzkapelle Europas trägt bratensoßenbraune Jacketts
Die nach eigener Aussage schönste Tanzkapelle Europas, nur echt in beigen Hosen und Bratensoße-braunen Jacketts, verwendet dazu delikate Rezepte, die einst von Irving Berlin, Cole Porter, George Gershwin, dem Big-Band-Swing-Chefkochs Tommy Dorsey und Glenn Miller bis hin zu den Rolling Stones ersonnen wurden.
Assistiert wird Tukur (Piano, Akkordeon, Gesang) von Gitarrist Ulrich Mayer, der auch schon mal seine Gitarre Jimi-Hendrix-mäßig hinter dem Kopf spielt, von Kontrabassist Günter Märtens sowie Karl-Friedrich Mews, der seinen Kopf nur ein wenig neigen muss, um unter dem Schritt des 2,08 Meter messenden Kontrabassisten hindurch zu gehen. Als Schlagzeuger wächst er jedoch mit exzellenten Soli beträchtlich über sich hinaus.
„La Paloma“ klingt in Essen eher nach Untergang der Titanic
Neben der lässigen Musik, die Tukur gekonnt mit Champagner-spritzigen Melodiebögen garniert, sind es seine humorvollen Anmoderationen zwischen ausschweifendem Nonsens und durchaus interessanten Informationen. So übersetzt er schnell mal Irving Berlins Klassiker „Puttin` on the Ritz“ mit „Putin in der Klemme“. Bei Teddy Stauffers Super-Hit „Goody Goody“ hatte das begeisterte Publikum seinen Einsatz.
Neben „Rhythmus in Dosen“ runden weitere eigene Kompositionen, darunter auch „Am Steinhuder Meer“, das abwechslungsreiche Repertoire ab. Bei den Zugaben setzt „La Paloma“, das mit seinen experimentellen Sounds weniger nach Schnulze, sondern eher nach dem Untergang der Titanic klingt, einen respektablen Höhepunkt. Zum Finale gibt es verdientermaßen Standing Ovations eines begeisterten Publikums.