Essen-Werden. Eine XXL-Dreikönigstour führte durch die Gastronomie von Essen-Werden. Wie die ungewöhnliche abendliche Aktion bei Gästen und Wirten ankam.
Dreikönigstag. Früher Abend. Im Werdener Mariengymnasium fragt Tourmanager Gregor Lauenburger in die Runde: „Müssen wir uns noch einsingen?“ Nicht nötig. Schnell noch die Krone zurechtrücken und den Stern nicht vergessen. Als Könige und Königinnen verkleidet, marschieren die Eltern los zur XXL-Tour durch die Gastronomie des Abteistädtchens.
Sie stoßen auf erstaunte Gesichter, erfreute Mitsänger, spendenfreudiges Publikum. Absagen werden mit Humor genommen: „Ganz ihre Entscheidung. Doch auf Segen sollte man eigentlich nicht verzichten.“ Viele Gäste loben den Service, da die Sternsinger bei ihnen daheim längst nicht mehr vorbeischauen. Es fehlen halt Freiwillige.
Wer mag, bekommt den 20*C+M+B+23-Aufkleber
König Christopher stammt aus einem 1000-Seelen-Dorf im Bergischen Land: „Da gab es locker 120 Messdiener und keinen Mangel an Sternsingern.“ König Gregor hat andere Erinnerungen: „Wir mussten bei Wind und Wetter losmarschieren. Das hat uns Kindern nicht immer dollen Spaß gemacht.“
Im „Da Omero“ stimmen Iris Budach, Britta Vogel und Christopher Böhmer mit ein ins „Seht ihr uns’ren Stern dort stehen“, dann gehen die Spendenbüchsen herum. Die Gäste zeigen sich angetan von der ungewöhnlichen Idee.
Wer mag, bekommt einen Flyer und den 20*C+M+B+23-Aufkleber. Zur Vorsicht haben die Könige ein von Schulleiterin Dr. Christiane Schmidt und Propst Jürgen Schmidt signiertes Schreiben dabei, dass es hier mit rechten Dingen zugeht.
Schulseelsorger Lauenburger hatte in der Elternschaft des Mariengymnasiums herumgefragt und etwas provokant getitelt: „Blamieren und kassieren.“ Das brachte ihm den Vorwurf ein, die Kneipentour werte die Sternsinger ab, mache sie gar lächerlich.
Ergänzung zum Engagement der Gemeindejugend
Gregor Lauenburger plädiert dafür, nicht überall den Teufel zu wittern: „Werdet mal locker. Wir sind eine gut gelaunte Ergänzung des tollen Engagements der Gemeindejugend. Kinder gehen nun mal nicht abends los, und schon gar nicht in Kneipen.“ Für ihn funktioniere Religion nur gepaart mit wohldosiertem Humor. Das finden die drei Eltern auch.
Königin Britta gibt zu, sie habe überhaupt nur aufgrund der flapsigen Formulierung angebissen: „Meine Tochter sagte, ich solle mich mal schön blamieren.“ Königin Iris lächelt: „Seit Jahren helfe ich bei Aktionen der Schulseelsorge. Da war es doch klar, dass ich auch bei den Sternsingern mitmache.“ Was genauso für Christopher Böhmer gilt. Seine drei Kinder seien das schon gewöhnt, dass der Papa sich schulisch engagiere. Warum nicht auch als König?
Das „Gloria“ kommt sehr geschmeidig rüber
Nun macht sich das königliche Quartett auf in „die“ waddische Traditionskneipe. In den „Tuchmacher Stuben“ zapft Wirt Wolfgang Werk leckeres Pils und die Könige ölen ihre trockenen Kehlen. Das „Gloria“ kommt umso geschmeidiger rüber und die Leute geben gerne.
Vorläufiges Spendenergebnis
Nach einem Kassensturz unter Wahrung des Vieraugenprinzips, Gattin Petra zählte mit, konnte Gregor Lauenburger stolz verkünden: „In gut zwei Stunden kamen beim Dreikönigssingen 881,55 Euro zusammen.“
Das Geld geht u.a. an die ALIT-Stiftung in Indonesien, die an mehreren Standorten Kinder unterstützt, die aus unterschiedlichen Gründen gefährdet sind oder Opfer von Gewalt wurden.
Aufgrund von Betriebsferien hatten die Lokalitäten „Apfelbaum“ und „Piazzetta da Mario“ noch zu. Der Besuch wird natürlich nachgeholt. Ob dann der Tausender geknackt wird?
Im „Kettner’s Kamota“ wird steirisch gekocht. Natürlich singt Küchenchef Jürgen Kettner lauthals mit, schließlich ist der 6. Jänner in Österreich offizieller Feiertag. Nun mäandriert der Weg durch die Werdener Altstadt. In der Weinbar „Freddyssimo“ zaubert Simone Schneider für Königin Britta sogar alkoholfreien Wein herbei. Die anderen Drei bleiben beim Bier.
Viele Scheine wandern in die Büchsen fürs Kindermissionswerk
Im „Buena Vida“ wird das „Glohohohohoho, hohohoho, hohohohoria, in excelsis Deo…“ besonders begeistert mitgesungen. Spontan gibt’s Applaus und zahlreiche Scheine wandern in die Büchsen fürs Kindermissionswerk.
Im „Namasthe Spice Coast“ dämpfen die Sänger ihre Stimmen. Denn dort in des Vaters Arm schlummert ein Christkind. Genauer gesagt ein Nikolaus-Kind, präzisiert die Mutter. Inhaber Sharad Sinha strahlt. Sie bringen seinem Haus Segen, das versteht er, und dafür bedankt er sich überschwänglich. Beim Ausklang in der „Vino Thek“ bilanzieren die vier Royals: „Wir haben uns kein bisschen blamiert.“