Essen. Die Analytische Task Force der Feuerwehr Essen wurde nach Castrop-Rauxel gerufen, um Substanzen zu identifizieren. Was ist das für eine Einheit?

Nur kurz flackert er über die Bildschirme der Nation, der weiße Schriftzug „Feuerwehr Essen“, als die Nachricht von der massiven Anti-Terror-Razzia im Kreis Recklinghausen am Sonntag bundesweit die Runde macht - und die Frage aufwirft: Was haben die Essener in Castrop-Rauxel verloren? „Auch uns haben dazu einige Anfragen erreicht“, sagt Feuerwehrsprecher Christoph Riße.

Es waren am Sonntag und auch am Montag zwei von bis zu 20 Einsätzen, die die „Analytische Task Force Bio“ (ATF-Bio) pro Jahr zu bewältigen hat. Die Spezialeinheit von der Eisernen Hand wird immer dann gerufen, wenn es besonders brenzlig werden könnte, wenn Giftstoffe oder gefährliche Substanzen Leib und Leben gefährden, oder plötzlich unbekannte Stoffe auftauchen, die einer schnellen wie sicheren Analyse bedürfen.

Die Essener Einheit ist eine von bundesweit acht

Die Essener Truppe besteht aus 50 besonders ausgebildeten Spezialisten, Männer wie Frauen, ist eine von bundesweit acht ihrer Art, und in einem Umkreis von 200 Kilometern zur Stelle, wenn sie angefordert wird. Es gibt eine 24-Stunden-Rufbereitschaft an 365 Tagen im Jahr und es stehen ständig drei speziell ausgerüstete Fahrzeuge sowie ein Infektions-Rettungswagen zur Verfügung.

Wird die Task Force, die nach einer mehrjährigen Pilotphase in Essen im Sommer 2015 an den Start ging, alarmiert, endet die Freizeit für die Einsatzkräfte abrupt, sollte die Mannschaft nicht aus der diensthabenden Belegschaft rekrutiert werden können.

Einmal vor Ort „beurteilen wir die Gefahrenlage und beraten die Einsatzkräfte“, sagt Riße. In Castrop-Rauxel bestätigte sich der anfängliche Verdacht zum Glück nicht, die beiden iranischen Brüder, die mittlerweile in Untersuchungshaft sitzen, könnten Cyanid und Rizin gelagert haben, um damit einen Anschlag zu verüben.

Häufig war die Truppe im Paketzentrum im Einsatz

Wäre verdächtiges Material gefunden worden, hätte die ATF den Stoff mit modernsten Messgeräten vermutlich binnen Sekunden bestimmen können - wie sie es auch bei weniger spektakulären Lagen schon mehrfach gemacht hat: Häufig war die Spezialtruppe etwa im Paketzentrum in Altenessen im Einsatz, wenn mal wieder ein unbekanntes Pulver aus einer Sendung rieselte.

Sie unterstützte aber auch, als die Polizei in Köln-Chorweiler im Juni einen Tunesier festnahm, der mehr als 84 Milligramm hochgiftiges Rizin hergestellt hatte und nach Erkenntnissen der Bundesanwaltschaft plante, eine selbstgebaute biologische Bombe an einem belebten Ort zu zünden.

Die Einheit der Essener Feuerwehr identifizierte die gefährliche Substanz noch am Einsatzort in Chorweiler und ermöglichte es so, die Schutzmaßnahmen ganz fix auf die höchste Stufe zu fahren. Ein möglichst schnelles Ja oder Nein auf die Frage, ob ein gefährlicher Stoff im Spiel sein könnte, ist in solch brisanten Situationen entscheidend für die Sicherheit der Bevölkerung und der Einsatzkräfte.