Essen. Im Essener Vintage-Laden „Eighties Vintage Clothing“ gibt es Mode aus den 80ern und 90ern zu kaufen. Vater und Tochter betreiben ihn gemeinsam.
- Im März 2022 haben Oliver Ketzer (54) und Nele-Sophie Ketzer (21) in Essen gemeinsam den Second-Hand-Laden „Eighties Vintage Clothing“ eröffnet.
- Bei ihnen gibt es Kleidung aus den 80er und 90er Jahren zu kaufen. Auch Stücke aus den 2000ern kommen immer mehr dazu.
- Ihre Ware beziehen die Essener von Großhändlern aus Deutschland, Italien, Spanien und Großbritannien. Jedes einzelne Stück suchen sie persönlich aus.
Wer den Laden „Eighties Vintage Clothing“ betritt, begibt sich auf eine kleine Zeitreise durch die Welt der Mode. Hier hängen Adidas-Jacken mit Ballon-Ärmeln, dort Strickpullis mit wilden Mustern in knalligen Farben, in der anderen Ecke ein Oberteil mit Winnie-Pooh-Motiv. Im Geschäft an der Hindenburgstraße kann man Vintage-Kleidung aus zweiter Hand kaufen: Hier gibt es Stücke aus den 80er und 90er Jahren, immer mehr auch aus den 2000ern.
Oliver Ketzer (54) betreibt das Geschäft zusammen mit seiner Tochter Nele-Sophie Ketzer (21) seit März 2022. Er kommt aus dem technischen Vertrieb, sie ist Abiturientin. Er machte die Trends der 80er und 90er Jahre mit und weiß viel über die Mode zu dieser Zeit, sie weiß, was heute angesagt ist. „Den Laden zu eröffnen, war eine spontane Entscheidung“, sagt Oliver Ketzer. „Die Vintage-Szene ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen.“ Vintage heißt: Im Gegensatz zu reinen Secondhandläden, in denen es auch Kleidung gibt, die erst ein paar Jahre alt ist oder sogar noch regulär verkauft wird, gibt es hier nur Kleidung aus älteren Kollektionen, die zu ihrer Zeit stark in Mode waren.
Retro ist angesagt – Essener Vintage-Laden greift Trend auf
Damit greifen Vater und Tochter Ketzer einen Trend auf, der derzeit allgegenwärtig ist: Retro ist angesagt. So brachte die erfolgreiche Netflix-Serie „Stranger Things“ den Geist der 80er in die Wohnzimmer und katapultierte den Hit „Running Up That Hill“ von Kate Bush fast 40 Jahre nach seiner Veröffentlichung wieder ganz oben in die Charts. Nicht nur die Backstreet Boys, sondern sogar, die deutschen No Angels treten wieder auf. Und in den Kleiderschränken feiert die Schlaghose ein Revival – wieder einmal.
Die namensgebenden 80er waren für Oliver Ketzer eine ganz besondere Zeit. „Es gibt kaum ein Jahrzehnt, in dem so viele verschiedene Szenen existierten“, findet er. Musikalisch wie modisch sei die Bandbreite der Jugendkulturen groß gewesen: Von den „Poppern“, den Snobs in Lacoste-Shirts, über die „Mods“ mit ihren Motorrollern und Parkas und die wilden, unangepassten Punks bis hin zu den „Teds“, die Elvis-Tolle und Kleidung im Rockabilly-Stil trugen.
Hosen sind im Essener Vintage-Laden besonders beliebt
Diese Trends, genau wie Stücke aus den 90ern und 2000ern, kommen jetzt wieder. „Viele Jugendliche lieben zum Beispiel die Baggy-Jeans aus den 80ern, Kleidung, die ganz weit geschnitten ist, und Shirts von Adidas und Nike“, sagt Oliver Ketzer. Nele-Sophie Ketzer kauft selbst gern Vintage-Kleidung und hat die Erfahrung gemacht: „Jugendliche kommen in Läden wie unseren, weil sie keine Kleidung von der Stange möchten, sondern einen ganz eigenen Stil kreieren wollen.“
Vintage-Shopping sei aber bei weitem nicht nur bei jungen Leuten angesagt, erklärt Oliver Ketzer. „Unsere Kunden sind 16 bis 80 Jahre alt“, schätzt er. Nicht selten kämen ganz besondere Modetypen in den Laden: „Letztens kam hier ein Mann mit einem knallgrünen Hemd und langen Haare rein, der aussah, wie gerade aus der Zeitmaschine gestiegen. Ein anderes Mal ein Kunde mit einem Ledermantel und ganz vielen Siegelringen.“ Besonders beliebt seien die Hosen, sagt Nele-Sophie Ketzer: „Viele wollen Schlaghosen, Levi’s-Jeans, 90er-Baggys oder Skaterhosen von Dickies und Carhartt.“
Kunden kommen aus Essen und aus den Nachbarstädten
Von 13 bis 19 Uhr geöffnet
„Eighties Vintage Clothing“ ist an der Hindenburgstraße 28-30 zu finden. Der Laden ist montags bis freitags von 13 bis 19 Uhr und samstags von 12 bis 19 Uhr geöffnet.
Mehr Informationen gibt es auf der Website www.eightiesvintageclothing.de oder auf dem Instagram-Profil @eightiesvintageclothing. Immer wieder werden auch Kundinnen und Kunden gesucht, die Lust haben sich für Visitenkarten, Flyer oder für Instagram in der Vintage-Kleidung fotografieren zu lassen.
Ihre Ware beziehen die Ketzers von Großhändlern aus Deutschland, Italien, Spanien und Großbritannien. Jedes einzelne Stück suchen sie aus, nachdem es ihnen der Händler – zum Beispiel beim Videoanruf – gezeigt hat. Ist die Kleidung bei ihnen im Laden angekommen, dann bereiten sie sie selbst für den Verkauf vor, waschen sie oder greifen zum Bügeleisen. T-Shirts verkaufen sie manchmal schon für sechs bis neun Euro, Hosen von Levi’s oder Lee kosten 49 Euro, eine Lederjacke 120 Euro. Das teuerste Einzelstück, das im Laden je angeboten wurde, war eine Chevignon-Lederjacke aus den 80er Jahren – die kostete über 300 Euro.
Die Lage des Geschäfts an der Hindenburgstraße wirkt auf den ersten Blick nicht ideal, Laufkundschaft dürfte hier nicht in Massen vorbeikommen. Nele-Sophie Ketzers Erfahrung zeigt jedoch, dass die meisten Fans von Vintage-Kleidung online nach Läden suchen und diese dann gezielt ansteuern: „Sie kommen extra hierhin, wollen stöbern, probieren Sachen an und machen dabei Fotos für Instagram.“ So hätten sie viele Kundinnen und Kunden aus Essen, aber auch aus den Nachbarstädten, zum Beispiel aus Mülheim, Bochum, Gelsenkirchen. Und auch Menschen aus den Niederlanden kämen überraschend oft in den Laden.