Essen. Die Sesamstraße wird 50 Jahre alt – das weckt ein „Kindheitstrauma“ des Esseners Jan Schumann. Eigentlich wollte er nur das TV-Studio besuchen...

So ziemlich jeder kennt Ernie und Bert, Samson, Elmo, das Krümelmonster und Co. Die Figuren aus der Sesamstraße flackern schließlich seit Jahrzehnten über die TV-Geräte. Die vom NDR in Deutschland produzierte Fernsehserie wird am Wochenende stolze 50 Jahre alt. Die erste Folge wurde am 8. Januar 1973 ausgestrahlt. Das ist lange her, ein großes Jubiläum.

Einer, der mit der Sesamstraße eine ganz besondere Kindheitserinnerung verbindet, ist Jan Schumann aus Essen. Der Jurist ist mittlerweile 49 Jahre alt, ein Jahr jünger also als die deutsche Version der amerikanischen „Sesame Street“. Die Serie mit so ikonischen Figuren wie Graf Zahl, Oskar aus der Tonne und Bibo ist für Schumann aber auch ein Kindheitstrauma – an das er vor dem 50. Geburtstag der Kindersendung wieder erinnert wird.

Sesamstraße: Essener durfte als Kind Dreharbeiten nicht besuchen

Was war geschehen? „Das war eine doofe Geschichte“, sagt er, „eine echte Enttäuschung.“ Damals lebte Jan Schumann noch in Hannover und nicht wie heute zusammen mit seiner Familie in Steele. Wie viele Gleichaltrige nennt er sich „Sesamstraßenkind“. Anders als heutzutage gab es nicht die große Auswahl auf der Mattscheibe; um die Sendung kam man als Kind nicht herum. Außerdem erzählt Schumann, der auch die Muppet-Show mochte und mag: „Ich fand die Technik interessant.“ Kameras, Puppenspiel, Schauspielerei, kurzum: Wie eine Produktion für das Fernsehen funktioniert.

Und genau an dieser Stelle, so circa 1982/1983, beginnt das Kindheitstrauma: Der kleine Jan Schumann wollte unbedingt einmal bei den Dreharbeiten in Hamburg mit dabei sein. Also, so war das damals üblich, schrieb er per Brief eine Bitte an den NDR, doch einmal vorbeikommen zu dürfen. Das lehnte der Sender aber ab, da die „Bewerberzahl zu hoch“ sei und Jan deswegen nicht an den Aufnahmen teilnehmen könne. Offenbar hatte es parallel einen Aufruf an Kinder in einer Zeitung gegeben, sich zu bewerben – wovon Familie Schumann nichts wusste. Auch einer erneuten Bitte, dieses Mal durch Vater Jürgen, entsprach der NDR nicht. Kein Studio-Besuch in Hamburg also. Riesenfrust.

Im Hause Schumann in Essen-Steele wird wieder die Sesamstraße geschaut

Wenn nicht die NDR-Sesamstraßen-Aufnahmen, dann eben woanders – und so berichtet Jan Schumann im Gespräch mit unserer Redaktion davon, dass er als Kind die Bavaria-Filmstudios bei München besuchen konnte. Dort lernte er dann doch noch Film- und Studiotechnik kennen, bei den Aufnahmen des Filmklassikers „Die unendliche Geschichte“ von 1984.

Den verwehrten NDR-Studiobesuch hat Jan Schumann – der kein Sammler ist und sich ausdrücklich auch nicht als „Sesamstraßen-Nerd“ versteht – trotzdem nie vergessen. Der 49-Jährige ist selbstredend auch nicht mehr die Zielgruppe der beliebten Kindersendung. Sehr wohl aber seine Tochter Maja. Die Siebenjährige hat heutzutage, anders als ihr Vater damals, eine deutlich größere Auswahl an Kinder-TV-Programm: von „Peppa Wutz“ und Co. über diverse Tiersendungen, bis zur – ja richtig – Sesamstraße. Diese wird im Hause Schumann in Essen-Steele also wieder geschaut.

Schumanns fahren zur Sesamstraße nach Hamburg

„Der Fernseher bleibt aber eher dunkel“, erzählt Jan Schumann. Denn genauso wenig wie Tochter Maja Briefe an TV-Anstalten schreiben dürfte, ist auch der Fernseher zunehmend out. Dank Mediatheken streiten sich Ernie und Bert jetzt also eher auf dem Tablet-Display. Alles ist anders – und doch irgendwie gleich. „Viele haben ein warmes Gefühl bei der Sesamstraße“, sagt Jan Schumann. Kindheitserinnerungen eben, die mittlerweile Generationen verbinden. Ähnliche nostalgische Gefühle wie die Sesamstraße wecken deutschlandweit etwa die Hörspiele der „Drei Fragezeichen“ – die zufälligerweise auch in Hamburg produziert werden, aber das nur am Rande.

Zurück zum Kindheitstrauma von Jan Schumann: Was lange währt, wird endlich gut. Die Schumanns brechen am Sonntag zu einem Familienausflug nach Hamburg auf. Dort besuchen sie im „Museum für Kunst & Gewerbe Hamburg“ eine Sesamstraßen-Sonderausstellung auf 700 Quadratmetern in deren Rahmen der 50. Geburtstag der Kindersendung gefeiert wird. Und es soll noch besser kommen.

Jan Schumann hat nach langer, langer Zeit wieder Kontakt zum Norddeutschen Rundfunk aufgenommen und von seinem „Kindheitstrauma“ berichtet. Nicht per Brief, sondern per Mail. Ob seine Tochter und er nicht einmal zu Dreharbeiten der Sesamstraße vorbeikommen könnten ...? Aus Hamburg heißt es seitens des NDR: „Damals wurde Jan Schumann enttäuscht, aber heute – 40 Jahre später – wird es doch noch was und er kommt mit seiner Tochter im Frühjahr zum Dreh der nächsten Staffel ins Studio.“

Da hat man doch gleich den Sesamstraßen-Titelsong im Ohr: „Wer, wie, was, wieso, weshalb, warum? – Wer nicht fragt, bleibt dumm!“

>>> INFO: TV-Programm zum Jubiläum

  • Gemeinsam mit dem Krümelmonster moderiert Caren Miosga eine Sonderausgabe der Tagesthemen am Sonntag (8.1.) um 7.20 Uhr in der ARD.
  • Von 7 bis 10 Uhr zeigt Das Erste dann fünf Folgen à 30 Minuten. „Prominente Geburtstagsgäste erinnern sich an ihre Kindheit mit der Sesamstraße“, heißt es seitens des NDR.
  • Auf dem Kinderkanal Kika wird ab 8 Uhr eine Geburtstagssendung gezeigt.

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