Essen-Überruhr/Kupferdreh. Grundstückstausch, Kleingarten-Räumung und nun personelle Engpässe: Der Ausbau des Radwegs zwischen Überruhr und Kupferdreh stockt weiter.

Die Pläne für den Radweg vom Holthuser Tal in Überruhr bis zur Kampmannbrücke in Kupferdreh beschäftigen die Politik nunmehr seit mehr als vier Jahrzehnten. Inzwischen ist der erforderliche Grundstückstausch erfolgt, ein Kleingarten ist zudem geräumt worden: Dennoch entwickle sich der Bau der Verlängerung des Rad- und Gehweges entlang der Ruhr allmählich zur Farce. Das beklagen jedenfalls Politiker, da sich der Ausbau des Abschnitts laut Stadt weiterhin verzögert.

Bereits im Frühjahr des Vorjahres war klar, dass sich wegen der beiden Grundstücksangelegenheiten die Arbeiten an dem Weg verzögern, die Rodungsarbeiten ebenfalls. Zwei Hindernisse galt es zu überwinden: Eine Fläche der Deutschen Bahn musste gekauft, für eine Engstelle an der Langenberger Straße 664a musste ein Grundstück getauscht werden.

Es gab ein Versäumnisurteil zur Zwangsvollstreckung und einen Gerichtsvollzieher

Hinzu kam erschwerend, dass eine Pächterin ihren Kleingarten nicht fristgerecht geräumt hatte. Was folgte, war eine Räumungsklage der Stadt und der Umstand, dass die Unterlagen zunächst nicht zugestellt werden konnten. So gab es ein Versäumnisurteil zur Zwangsvollstreckung und einen Gerichtsvollzieher, der die Räumung veranlasst hat. Ebenfalls im vergangenen Jahr erklärte die Stadt den genauen Zeitplan, demnach sollte im Winter gerodet und im April 2023 mit dem Bau des Radweges begonnen werden.

„Nur ein gutes halbes Jahr später geht Grün und Gruga in einer Mitteilung an die Bezirksvertretung davon aus, dass der frühestmögliche Beginn der vorlaufenden Rodungsmaßnahmen erst im Winter 2023/2024 liegen könne“, macht sich Unmut bei Politikern wie dem Ratsherren Ulrich Malburg, verkehrspolitischer Sprecher der SPD-Ratsfraktion, breit.

Der Radweg entlang der Ruhr soll vom Holthuser Tal in Überruhr bis nach Kupferdreh zur Kampmannbrücke verlängert werden.
Der Radweg entlang der Ruhr soll vom Holthuser Tal in Überruhr bis nach Kupferdreh zur Kampmannbrücke verlängert werden. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

„Aufgrund personeller Engpässe konnten die Arbeiten an dem Projekt erst jetzt wieder aufgenommen werden“, hieß es nun zuletzt seitens der Stadt. Es seien noch einige genehmigungsrechtliche Fragen zu klären und mit Dritten wie beispielsweise der Deutschen Bahn sowie der Autobahn GmbH abzustimmen. Zudem würden vorbereitende Untersuchungen durchgeführt sowie Ausgleichsmaßnahmen mit der Unteren Naturschutzbehörde abgestimmt. So gestaltet sich die Situation mit Blick auf komplexe Boden- und Eigentumsverhältnisse offenbar schwieriger als angenommen.

Die Kostenschätzung ist von 2020 und muss überarbeitet werden

Die Auflagen für Rodung und Baumaßnahme

Unter Berücksichtigung der Zeiträume der Genehmigungsprozesse geht Grün und Gruga derzeit von einem Beginn der Rodung frühestens im Winter 2023/24 aus.

Wegen der Arbeiten im Hochwasserbereich der Ruhr sind die Baumaßnahmen laut Stadt nach wasserrechtlicher Genehmigung zwischen 1. April und 31. Oktober durchführbar.

Die Rodungsarbeiten wiederum sind nach Bundesnaturschutzgesetz zwischen 1. Oktober und 28. bzw. 29. Februar möglich. Für diese Maßnahme sei eine Ausnahmegenehmigung in Aussicht gestellt worden.

Sobald sämtliche Rahmenbedingungen geklärt seien und Gutachten zu den auf dem Grundstück befindlichen Mauern, Durchlässen sowie Baugrundverhältnissen vorlägen, soll es um die Kostenschätzung für das Vorhaben gehen. Diese sei von 2020 und müsse überarbeitet werden. Eine aktualisierte Kostenschätzung gehöre dann samt neu erstelltem Entwurfsplan zum Förderantrag, der eingereicht werden müsse.

„Damit verschiebt sich der Beginn des Wegebaus um mindestens ein weiteres Jahr auf April 2024“, schätzen SPD-Politiker in Burgaltendorf-Überruhr und finden die Gründe nicht nachvollziehbar. Sie beklagen weiterhin, über die neuen Umstände erst gar nicht informiert worden zu sein.

Vollmundige Ankündigung von Oberbürgermeister Thomas Kufen

„Der wichtige Lückenschluss im Radwegenetz zwischen Überruhr und Kupferdreh wird von der Stadt seit Jahren mit angeblich hoher Priorität betrieben. Deshalb kann ich nicht verstehen, dass es erneut zu Verzögerungen kommt, die letztlich zulasten der Bürgerinnen und Bürger gehen“, sagt etwa der Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Burgaltendorf-Überruhr, Fabian Kremer.

Malburg ergänzt, „dass doch Oberbürgermeister Thomas Kufen im September 2021 in seiner Haushaltsrede im Rat der Stadt noch vollmundig angekündigt hat, dass nach den Vorarbeiten im Winter 2022 mit dem Wegebau im Sommer 2022 begonnen würde“. Mit der erneuten Ankündigung einer Verzögerung des Baubeginns mache sich die Stadtverwaltung abermals unglaubwürdig. Das Vertrauen in den Umsetzungswillen der Stadtverwaltung ist nachhaltig beschädigt. Die Geduld der Radfahrer wird indes weiter strapaziert.