Essen-Horst. Simone und Oliver Kruse haben einen ehemaligen Stall an der Ruhr in Essen zum Wohnhaus umfunktioniert. Wie es sich dort jetzt wohnt.
Neugierige Blicke von Passanten gehören zum neuen Alltag von Simone und Oliver Kruse. An der Ruhr in Essen-Horst haben sie einen ehemaligen Pferdestall aufwendig saniert. Wo einst Zechenpferde unterstanden, wohnt, lebt und arbeitet das Paar jetzt. Dafür brauchte es noch vor wenigen Jahren sehr viel Vorstellungskraft. Das Gebäude stand lange leer, Fenster fehlten, Balken drohten herunterzustürzen und das Dach war kaum noch vorhanden.
Trotzdem wagten Simone und Oliver Kruse den Kauf und erschufen sich so ihren ganz persönlichen Wohntraum. „Wir lieben Antiquitäten und auch das Haus hat uns sofort begeistert, obwohl es eine Bruchbude war“, sagt Simone Kruse. Heute erinnern nur noch gerahmte Fotos im Obergeschoss des Hauses an diesen Zustand. Der Stall wurde 1865 erbaut und steht unter Denkmalschutz. Daher mussten die Kruses all ihre Vorhaben mit der Denkmalschutzbehörde abstimmen.
Stallgebäude in Essen-Horst gehörte einst zu einer Zeche
Die Idee des beauftragten Architekten für eine Glasfassade vor dem ehemaligen Stalltor kam gut an. Die Fenster mussten in ihrer ursprünglichen Anordnung und Größe erhalten bleiben, um den Charakter des Gebäudes zu bewahren. Der ist heute, nach mehr als drei Jahren Arbeit, auch von außen immer noch gut zu erkennen. Doch aus dem Stall ist ein Wohnhaus geworden. Wie das im Inneren funktionieren kann, interessiert viele, die den Bauprozess nahe des Ruhrufers über die Jahre verfolgt haben. Für „So wohnt Essen“ gewähren Simone und Oliver Kruse einen Blick hinein.
Vom Flur aus geht es direkt in eine großzügige Wohnküche, die den größten Teil des Erdgeschosses belegt. Hier zeigt sich sofort, was den Einrichtungsstil des Paares ausmacht: Es gibt viele individuelle Möbel, teils sind sie selbst gebaut, teils sind es Fundstücke vom Flohmarkt. Und immer wieder werden Gegenstände umfunktioniert. Die Kücheninsel besteht aus einer Kommode und Weinkisten, am Esstisch stehen ganz verschiedene Stühle und die Schiebetür am ehemaligen Stalltor ist selbst gebaut.
Altes und Neues ergänzen sich auch im Obergeschoss, in dem sich Schlafzimmer, Bad und Wohnzimmer befinden. Bruchsteinwände und Holzbalken sorgen für eine gemütliche Atmosphäre – und zu schauen gibt es auch hier oben eine Menge. Ein alter Reisekoffer dient als Couchtisch, ein Schachtisch lädt zu einer Partie ein und für die Deckenbeleuchtung wurden Leuchten in ein Stück Treibholz eingelassen. Das stammt allerdings nicht aus der Ruhr, die von der Dachterrasse aus gut zu sehen ist.
Paar will neben dem Haus noch einen Garten anlegen
Drei Jahre lang haben Simone und Oliver Kruse fast ihre gesamte Freizeit in ihr Hausprojekt gesteckt. Die 39-Jährige und der 34-Jährige haben vieles selbst gemacht, dabei haben sie einen ganz anderen beruflichen Hintergrund. Oliver Kruse ist Mathe- und Sport-Lehrer, seine Frau hatte zwar ein Studium der Innenarchitektur erwogen, sich dann aber doch für Betriebswirtschaftslehre entschieden. Beide haben während der Umbauphase viel dazugelernt. „Handwerker haben uns angeleitet, so dass wir sehr viel selbst machen konnten“, sagt Oliver Kruse. „Es war eine super Erfahrung, wir bereuen wirklich nichts.“
Zu den Kosten möchten sich die beiden nicht äußern, in jedem Fall ist eine Menge an Eigenleistung eingeflossen. Allein schon deshalb kommt es für das Paar aktuell gar nicht in Frage, die Immobilie direkt weiterzuverkaufen – Anfragen gab es schon. Doch die beiden möchten hier selbst wohnen, für sich und den einjährigen Mischling Mika wollen sie im Frühjahr und Sommer noch einen kleinen Garten anlegen. Auch wenn es hier und da immer noch etwas im und am Haus gibt, das sie verändern möchten, fühlen sich die beiden bereits sehr wohl, auch die Nachbarschaft sei ein Volltreffer gewesen, sagen sie.
- Ob Wohnung oder Villa, modernes Design oder Vintage-Style: Bei „So wohnt Essen“ geben Essenerinnen und Essener Einblick in ihre vier Wände.
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