Essen. Aus Sicht der Stadt hat es sich ausgeböllert. Sie appelliert, Feuerwerk links liegen zu lassen. Behörden warnen vor illegalen Pyroprodukten.

Während kurz vor dem Jahreswechsel eine republikweite Debatte über das Für und Wider fortgesetzter Corona-Regeln explodiert ist, hat sich die Stadt Essen festgelegt - sie setzt auf Vernunft und Verzicht statt auf Verbote und Vorschriften, jedenfalls in Sachen Silvesterfeuerwerk.

Dabei ist es kein Überraschungsknaller, dass es zwar stadtweit ohne Einschränkungen erlaubt ist, das neue Jahr mit Raketen und Co. zu begrüßen, jedoch dringend an die Essenerinnen und Essener appelliert wird, Feuerwerk komplett links liegen zu lassen. So gibt es weniger Unfälle und die Kapazitäten der Krankenhäuser werden geschont, heißt es. Von der Entlastung der Umwelt ganz abgesehen.

Wer dennoch mit Böllern ins neue Jahr rutschen will – und das haben ganz offensichtlich sehr viele Bürger vor – sollte zumindest einige Hinweise des Ordnungsamts beachten, um Ärger oder Verletzungen zu vermeiden.

Kein Feuerwerk neben Kirchen, Kliniken und Kitas

Pyrotechnik zu zünden ist ohne eine Sondergenehmigung nur am 31. Dezember sowie 1. Januar erlaubt. Das Abbrennen von Feuerwerkskörpern in unmittelbarer Nähe von Kirchen, Krankenhäusern, Kinder- und Altenheimen hingegen ist generell verboten. Darüber hinaus dürfen unter 18-Jährige, Feuerwerkskörper der Klasse II grundsätzlich weder aufbewahren noch abbrennen.

Eltern sollten im Interesse der Gesundheit ihrer Kinder darauf achten, dass die Kurzen keinen Zugriff auf Knaller haben. Leider seien Unfälle und Sachschäden, die bei unsachgemäßer Verwendung von Feuerwerk passieren, keine Seltenheit. Die Stadt bittet deshalb dringend darum, die entsprechenden Hinweise auf den Verpackungen zu beachten.

Genutzte Feuerwerkskörper sollten im Restmüll entsorgt werden. Auch dabei sind die Direktiven der Hersteller zu beachten. Es müsse sichergestellt werden, dass einmal angezündete, aber nicht explodierte Böller und Raketen nicht mehr brennen oder glimmen, bevor sie in der Tonne landen.

Gefährlicher Industriesprengstoff in verbotenen Böllern

Die Bundespolizei warnt vor Gefahren durch illegale Feuerwerkskörper, die über die Grenzen zu Polen oder Tschechien nach Deutschland geschmuggelt werden, wo sie nicht zugelassen sind. Die oft mangelhafte Verarbeitung und der teils verwendete Industriesprengstoff können zu lebensbedrohlichen Verletzungen führen, selbst bei korrekter Anwendung.

Weil sie schlichtweg gefährlich sind, ist die Einfuhr nicht zugelassener Feuerwerkskörper nach den Vorschriften des Sprengstoffs- und Zollrechts strafbar. Es drohen Geld- oder sogar Freiheitsstrafen von bis zu drei Jahren. Die Behörden appelliert: „Erwerben Sie nur zugelassene Qualitätsprodukte bei autorisierten Händlern und achten Sie darauf, dass die CE-Zeichen nicht gefälscht sind.“

Erst kurz vor Weihnachten haben die Behörden Depots mit hunderten Tonnen verbotener Pyrotechnik nahe der niederländischen Grenze ausgehoben. Das Feuerwerk sollte über Mittelsleute an private Abnehmer in den Großstädten des Ruhrgebiets verkauft werden. Die wiederholte Sicherstellung riesiger Mengen von illegalen Explosivstoffen darf als Beleg dafür gelten, wie begehrt die sogenannten Polen-Böller und Konsorten auf dem Schwarzmarkt sind.

Im Internet wird für die illegalen Pyroprodukte geworben

Das wissen vor allem die Händler, die in einschlägigen Internetshops offensiv für die verbotenen Produkte werben - etwa nach dem Motto: „Die besten Polenböller kaufen? Wir liefern versandkostenfrei in ganz Deutschland. Tolle Rabatte und Sonderangebote“, heißt es bei einem Anbieter. Bei einem anderen: „Jede Menge Polenböller und Raketen, die es nirgendwo im Laden zu kaufen gibt. Vor die Haustür in die Hand liefern lassen, kein stressiges Herumfahren.“ Verbunden mit dem Hinweis des Verkäufers: „Aus Sicherheitsgründen können wir unseren Standort nicht veröffentlichen.“