Essen-Rüttenscheid. Die „Oase Due“ in Essen-Rüttenscheid steht für gehobene italienische Küche. Doch in wenigen Jahren wird das Restaurant schließen.

Die Palme aus Neonröhren und der Schriftzug der „Oase Due“ gehören zur Rüttenscheider Straße einfach dazu – seit 30 Jahren betreiben Franco Cadamuro und Tiziano Girardi hier ihr Restaurant. Im Inneren sind die Tische schon eingedeckt für die Mittagsgäste, Koch Tiziano Girardi bereitet seinen Arbeitsplatz vor und fährt noch einmal los, um Einkäufe zu erledigen. Sommelier und Gastgeber Franco Cadamuro nimmt für das Interview am Tisch ganz hinten Platz – seit mittlerweile drei Jahrzehnten sein Stammplatz.

Die Palme und die Neonschrift der „Oase Due“ gehören zum Erscheinungsbild der Rüttenscheider Straße.
Die Palme und die Neonschrift der „Oase Due“ gehören zum Erscheinungsbild der Rüttenscheider Straße. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Hier hat er den besten Blick auf die übrigen Tische, die Theke, das Treiben auf der „Rü“ und die Eingangstür. Durch genau diese Tür betraten im Januar 1993 die ersten Gäste das Restaurant, deren neue Betreiber damals noch unbekannt waren. Heute sind Cadamuro und Girardi nicht nur in Rüttenscheid, sondern in ganz Essen und darüber hinaus bekannt. Sie haben sich mit ihrer gehobenen italienischen Küche etabliert, werden vom Restaurantführer Gault-Millau empfohlen und haben sich der Slow-Food-Bewegung verschrieben. Pizza wird hier nicht serviert, auf der Speisekarte stehen zum Beispiel Klassiker wie Carpaccio und Vitello Tonnato, Kalbsschnitzel mit schwarzen Trüffeln oder gegrilltes Steinbutt-Filet mit Senfsoße. Spezialität des Hauses ist die handgemachte Pasta.

„Wir kochen traditionell“, sagt Cadamuro. „Unsere Gäste lieben unsere Küche, weil sie authentisch ist.“ Und weil Koch Girardi sich den Gerichten ganz selbstverständlich und mit viel Leidenschaft widme – wenn er von den Gästen nach vorne gebeten werde und Applaus bekomme, sei ihm das eher unangenehm. Sein Feld ist die Küche, die Gespräche überlässt er lieber seinem Kompagnon.

Stammgäste setzen auf das Restaurant in Rüttenscheid

„Wir haben fast ausschließlich Stammgäste“, sagt Cadamuro. „Es kommen schon die Kinder oder gar Enkel unserer ersten Gäste.“ Das ehre das gesamte Team, dessen Anspruch es sei, dass sich alle so wohl fühlen können wie im eigenen Wohnzimmer. Anders als dort hängen im Restaurant keine gerahmten Fotos der „Oase Due“-Familie. Zwar sind hier schon zahlreiche Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Kunst und Kultur ein und aus gegangen, der heutige Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier etwa, Komiker Otto Waalkes, Geigerin Anne-Sophie Mutter sowie die Pianisten Daniel Barenboim und Lang Lang. Aber Cadamuro würde von sich aus nie um ein Selfie mit den prominenten Gästen bitten. „Ich habe in den Jahren gelernt, präsent zu sein, aber nicht aufdringlich“, sagt er.

Präsent ist er vor allem als Sommelier. Zu jedem Gericht und für jeden Geschmack einen passenden Wein zu finden, das ist sein Ziel. Die meisten davon stammen von italienischen Winzern, zu denen Cadamuro gerne persönlichen Kontakt hält. „Wir haben in Italien mehr als 1000 Rebsorten“, sagt er. „Und ich lerne selbst immer wieder neue kennen.“ Ab und an bringt er von seinen Reisen auch Weine aus anderen Ländern mit, um seine Gäste zu überraschen. „Ich kenne ihren Geschmack und sie vertrauen mir.“ Nach Feierabend gönnt er sich selbst auch gerne noch ein Glas Wein, bevor er im Erdgeschoss der Rüttenscheider Straße 189 das Licht ausschaltet.

Abschied von der „Oase Due“ steht in einigen Jahren an

In einigen Jahren wird er dieses Licht wohl zum letzten Mal ausschalten. Eine Nachfolge ist nicht in Sicht, sowohl er als auch Girardi sind 63 Jahre alt und planen, sich in zwei oder drei Jahren in den Ruhestand zu verabschieden. So richtig kann sich Cadamuro allerdings noch nicht mit dem Gedanken anfreunden, er habe seine Arbeit immer gerne gemacht. „Es ist fast wie eine Berufung“, sagt er. „Es wird mir sehr fehlen.“ Entscheidend sei in all den Jahren der Zusammenhalt gewesen. Cadamuro und Girardi kamen beide in jungen Jahren ins Ruhrgebiet, arbeiteten in verschiedenen Restaurants und Eisdielen in Gelsenkirchen und Essen und lernten sich so kennen. Sie wurden nicht nur Geschäftspartner, sondern auch Freunde und Schwippschwager – ihre Frauen sind Schwestern. Alle gemeinsam möchten die Stammgäste im neuen Jahr zur Feier des 30-Jährigen in den Hof einladen.