Essen. Das Unternehmen „ruhrfibre“ wird ab Frühjahr 2023 das Glasfasernetz in Essen deutlich ausbauen. Was das für interessierte Hausbesitzer bedeutet.
Das millionenschwere Glasfaser-Ausbauprojekt von „ruhrfibre“ in Essen füllt sich mit Leben: Nachdem das Unternehmen vor gerade einmal drei Wochen mit DIF Capital Partners den Geldgeber präsentiert hat, steht nun auch der letzte Partner fest: Der Telekommunikationskonzern Vodafone wird über das „ruhrfibre“-Netz Produkte anbieten.
„Das ist ein wichtiger Meilenstein für das Projekt“, sagte „ruhrfibre“-Geschäftsführer Christopher Rautenberg am Dienstag bei der Vorstellung der Partnerschaft. Damit könne sich das Unternehmen nun voll auf den Ausbaustart konzentrieren. Dieser soll im Frühjahr 2023 sein.
Der Zeitplan ist ehrgeizig: Bis Ende 2025 will „ruhrfibre“ rund 150.000 Essener Haushalte und somit rund die Hälfte an sein Hochgeschwindigkeitsnetz angeschlossen haben. Derzeit sind nur sechs Prozent der Privathaushalte und acht Prozent der Unternehmen in Essen direkt mit Glasfaser versorgt und können somit in Lichtgeschwindigkeit surfen.
Glasfaser Essen: Vodafone ist zum Start exklusiver Partner
Die Rollen für den Ausbau sind nun verteilt: „ruhrfibre“ baut das physische Netz, DIF Capital Partners finanziert es und Vodafone wird es vermarkten. Für die Essener Kunden heißt das: Wer das schnelle Datennetz von „ruhrfibre“ nutzen will, muss einen Vertrag mit Vodafone abschließen. Wie viel dieser monatlich kosten wird, steht noch nicht fest, wird aber auch vom gebuchten Datenvolumen abhängen. Derzeit kostet bei Vodafone beispielsweise ein Hochgeschwindigkeitsanschluss mit 250 MBit/s in den ersten sechs Monaten jeweils 19,99 Euro danach 44,99 Euro pro Monat. In einem ähnlichen Rahmen dürfte sich das Angebot bewegen.
Insgesamt 17 Ausbaugebiete in der Stadt hat „ruhrfibre“ festgelegt. Allerdings hält sich das Unternehmen weiterhin bedeckt, wo diese liegen und wo mit dem Ausbau des Netzes begonnen werden soll. Nur so viel lässt der Geschäftsführer bislang durchblicken: „Wir beginnen zunächst dort, wo die Internetversorgung im Stadtgebiet am schlechtesten ist.“ Wenn man dem folgt, dann dürften vor allem Randgebiete im Süden aber auch im Norden und Nordwesten in den Plänen weit oben stehen. Dort hat die Abdeckung mit schnellem Internet bislang die größten Lücken. „Sicher ist, dass wir unser Versprechen halten und breit und ausgewogen über die gesamte Stadt hinweg ausbauen“, so Rautenberg.
Kufen: Bisherige „Rosinenpickerei hat uns nicht weitergebracht“
Dass „ruhrfibre“ nicht nur die dichtbesiedelten und damit lukrativen Gebiete in den Blick nehmen will – genau das war auch Grund für die Stadt Essen, über ihre Versorgungs- und Verkehrs-Holding EVV Teil der Projektgesellschaft zu werden. Die EVV ist mit einer Million Euro daran beteiligt. „Die Rosinenpickerei hat uns bislang nicht weitergebracht“, sagte OB Thomas Kufen.
Den Baustart in den einzelnen Gebieten will „ruhrfibre“ jeweils erst kurz vorher bekanntgeben. Erst dann wird auch Vodafone in die Vermarktung einsteigen. Eine sogenannte Vorvermarktungsquote, wie sie meist in ländlichen Gebieten üblich ist, wird es in Essen nicht geben. „Wir bauen das Netz so oder so“, betonte Rautenberg.
„ruhrfibre“ und Vodafone kommen auf Hausbesitzer zu
Interessierte Haus- und Grundstückseigentümer wie auch Mieter müssen zunächst nicht aktiv werden. „ruhrfibre“ und Vodafone werden mit dem vorrückenden Ausbau auf diese zukommen. Wenn der Anschluss des eigenen Hauses dann gewünscht ist, müssen die Immobilienbesitzer eine sogenannte Grundstücksnutzungsvereinbarung mit „ruhrfibre“ abschließen. Diese ist notwendig, um dem Unternehmen Zutritt zum Haus zu gewähren.
Ob es in Zukunft noch weitere Telekommunikationsanbieter geben wird, die über Vodafone hinaus das Glasfaser-Netz von „ruhrfibre“ nutzen werden, ist offen. Ziel sei es aber durchaus, langfristig eine Angebotsvielfalt zu erreichen, meinte Rautenberg. Nicht entschieden ist auch, ob sich „ruhrfibre“ einen Ausbau über die 150.000 Haushalte hinaus vorstellen kann: „Wir wollen erstmal damit beginnen und wenn es erfolgreich läuft, dann könnten es auch deutlich mehr als die 150.000 Haushalte werden“, so Rautenberg. Aber selbst wenn „ruhrfibre“ den Glasfaserausbau in Essen nicht über die genannten Ziele hinaus in Angriff nehmen wird, dann dürften es wohl andere machen. „Wir werden nicht die Einzigen bleiben“, ist er überzeugt.