Essen-Huttrop. Derzeit werden die neuen Räume für die Stadtteilbibliothek Essen-Huttrop umgebaut. Bürger und Mitarbeiterinnen hoffen auf eine Eröffnung 2023.
- Vor zwei Jahren musste die Stadtteilbibliothek Huttrop ihre alten Räume verlassen.
- Jetzt soll sie in die ehemaligen Räume eines Discounters umziehen.
- Bürger konnten die Baustelle am Mählerweg jetzt besichtigen.
Nachdem die Stadtteilbibliothek Essen-Huttrop ihre Räume an der Steeler Straße 373 Ende 2020 verlassen musste, hat die Stadt am Mählerweg neue Räume gefunden. Die werden gerade umgebaut, denn dort soll ein Pilotprojekt entstehen. Jetzt informierte die Stadt die Bürgerinnen und Bürger über den Stand der Dinge. Was geplant ist.
Lange Regalreihen, Linoleumböden und Stille? Der strenge Blick der Bibliothekarin, wenn gesprochen wird? Alles Schnee von gestern. Moderne Bibliotheken sind Orte der Begegnung, an denen sich längst nicht mehr alles nur um Bücher dreht. Ein Pilotprojekt entsteht am Mählerweg, genau an der Grenze zwischen Huttrop und Steele. Beim Infotag schauten viele interessierte Nachbarn vorbei.
Die Stadtteilbibliothek Essen-Huttrop verdoppelt ihre Fläche am neuen Standort
Standortleiterin Sabine Schnick schwärmt von ihren neuen Räumen: „Das ist doppelt so groß wie vorher. Mehr als ein Quantensprung.“ So werde eine Nutzung auch außerhalb der personalgebundenen Öffnungszeiten ermöglicht. Nach dem „Open Library“-System können Medien eigenständig ausgeliehen werden. Rund um die Uhr, an sieben Tagen die Woche.
Schon am alten Standort war die Einrichtung beliebt. Die Huttroper hatten ihre Bibliothek liebgewonnen. Sie war eine der größten in Essen und hatte die höchste Ausleihe zu verzeichnen. Doch am seit 1968 etablierten Standort wurde der Mietvertrag gekündigt. Engagierte Huttroper wollten aber nicht auf „ihre“ Bibliothek verzichten und machten Druck. Friederike Dannehl wohnt an der Dinnendahlstraße: „Wir haben sogar eine Demo organisiert.“
Gute Anbindung an den Nahverkehr
Die neue Bibliothek am Mählerweg 1 liegt direkt an der Straßenbahnhaltestelle Knappschaftskrankenhaus. Es gibt einen großen Parkplatz und Fahrrad-Stellflächen. Nebenan wird eine eingruppige Kindertagesstätte entstehen. Ein elektronisches Zugangssystem wird ein Betreten der Bibliothek ermöglichen, etwa für Veranstaltungen.
Für die Ausstattung der Bibliothek werden 854.900 Euro veranschlagt. Es gibt Förderungen durch das Programm „REACT“ der EU, das NRW-Ministerium für Kultur und Wissenschaften und die Bezirksregierung Düsseldorf.
Die 50-Jährige blickt sich um und ist überwältigt: „So viel Platz, wunderbar. Vorher war es doch sehr beengt.“ Ein leerstehender Discounter bot ideale Voraussetzungen. Aldi konnte sich die Stadt Essen gut als Mieter vorstellen und Friederike Dannehl knüpfte den Kontakt zum damaligen Bibliothekschef Klaus-Peter Böttger.
Die Räume sollen zum Treffpunkt für alle Generationen werden
Seine Nachfolgerin Anja Flicker führt jetzt neugierige Besucher herum: „Die Architektin erzählte mir, dass ständig Passanten fragen, ob sie kurz mal die Baustelle besichtigen dürfen.“ Die Leiterin der Stadtbibliothek arbeitete vorher in Würzburg: „Dort ist die Bibliothek von 7 bis 22 Uhr geöffnet. Mit einem Café und Sitzgelegenheiten. Die Leute lieben es. Besonders am Wochenende ist es voll, weil viele Familien kommen.“
In Huttrop solle „ein einzigartiger, einladender Treffpunkt“ geschaffen werden. Neben der Versorgung mit Medien solle auf den 700 Quadratmetern auch Aufenthalts- und Veranstaltungsfläche geboten werden: „Räume sind die Goldwährung unserer Zeit. Wir bieten einen Ort, an dem sich die Menschen wohl, sicher und willkommen fühlen können.“ Über den Umzug nicht mehr zeitgemäßer Standorte solle nachgedacht werden. Auch schweben Anja Flicker temporäre Pop-up-Bibliotheken vor.
Am Mählerweg ließ Vermieter Aldi die alten Deckenverkleidungen entfernen und große Fenster einbauen. Die rohen Betonsäulen bleiben so. Der Industrie-Look passe doch zum Ruhrgebiet, findet Anja Flicker. Der zuständige Dezernent Muchtar Al Ghusain wählt bewusst ein großes Wort: „Ein Meilenstein.“ Der rege Zuspruch beim Infotag zeige, dass der Weg der Bürgerbeteiligung genau der richtige gewesen sei.
Das Konzept steht: Kinder und Jugendliche bekommen einen Rückzugsort, auch zum Hausaufgaben machen und gemeinsamen Lernen. Es schließen sich ein Coworking Space und der Kreativbereich an. Dort könnten 3D-Drucker und Nähmaschine zur Verfügung stehen und vielleicht ein Repair-Café.
Mitarbeiterinnen hoffen auf einen Start in 2023
Begeistert testet der achtjährige Nico ein Lernspiel und erprobt so die Grundlagen eines Computerprogrammes. Zurzeit müssten sie in die Stadtmitte fahren, sagt seine Mutter: „Wir freuen uns schon riesig auf die Wiedereröffnung hier in Huttrop.“ Im Kinderbereich wird es eine Bühne geben, ein Baumhaus, eine Krabbel-Sitz-Lese-Zone. Es entstehen Sitznischen, eine Info- und Servicetheke mit Kaffeebar und Zeitschriften sowie ein „Wohnzimmer“ mit Sofas. In den Regalen soll der Buchbestand aufgelockert präsentiert und ständig aktualisiert werden.
Die helle, offene Gestaltung soll Sinnbild für den Geist sein, der dort einziehen soll. Gemeinsam mit ihrem Team Silke Schlewald und Max Hemsing freut sich Sabine Schnick auf die Eröffnung: „Wir können es kaum erwarten, unsere Leser in den schönen neuen Räumen begrüßen zu dürfen. Hoffentlich können wir im Verlauf des nächsten Jahres eröffnen. Für uns könnte es schon morgen losgehen.“