Essen-Rüttenscheid. Kohle ins Gesicht? Ja, sagen drei Jung-Unternehmer aus Rüttenscheid, liefern nachhaltige Tuchmasken und Naturkosmetik – und verbuchen Erfolge.

Drei Jung-Unternehmer aus Rüttenscheid wollen die Kosmetikbranche nachhaltig verändern. Ihr Produkt: Tuchmasken und entsprechende Heilerden, die, so die vorherrschende Meinung in den sozialen Medien, alles andere als ein vorübergehendes Beauty-Phänomen, sondern ein waschechter Trend sind. Große Kosmetik-Hersteller versprechen eine belebende, beruhigende, ausgleichende oder entspannende Wirkung und für die Haut einen „strahlenden Teint“.

Start-up aus Rüttenscheid setzt auf Nachhaltigkeit

Dem kann Alexandra Habicht von Tawacha, einem im August gegründeten Unternehmen mit Sitz an der Alfredstraße 81 in Rüttenscheid, nur zustimmen. Sie sieht beim vorherrschenden Marktangebot allerdings grundsätzliche Schwächen im Bereich Ökologie: „Das Problem ist, dass es sich dabei um Wegwerfprodukte handelt. Auch Tuchmasken werden nur einmal verwendet und kommen einzeln in Plastikverpackungen. Außerdem enthalten sie oft schwer abbaubare Polymere, die uns und der Umwelt schaden. Das wollen wir ändern.“

Tuchmaske aus Bio-Baumwolle und Heilerde von Tawacha.
Tuchmaske aus Bio-Baumwolle und Heilerde von Tawacha. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Und so produziert das Start-up, das sie gemeinsam mit Fabio Natzel und Dustin Syfuß führt, Tuchmasken aus 100 Prozent zertifizierter Bio-Baumwolle. Einer der Vorteile: „Einfach bei 60 Grad in die Waschmaschine werfen und wiederverwenden.“ Zudem sei Baumwolle ein nachwachsender Rohstoff, erläutert Fabio. Und: „Unsere Baumwolle sorgt dafür, dass durch den Verzicht auf chemisch-synthetische Pestizide und Düngemittel die Böden nachhaltig bewirtschaftet werden können.“ Dennoch habe ihr Produkt die gleichen Eigenschaften wie die Konkurrenzprodukte aus Cellulose.

Produkte ohne Mikroplastik

Und damit nicht genug der Nachhaltigkeit. Drei Arten von Heilerde bieten die gerade mal 25, 26 und 28 Jahre jungen Gründer an, produziert von einer kleinen Manufaktur in Hessen: „Blütentraum“ mit Hibiskus und Roter Bete, „Grüner Garten“ mit Extrakten aus Spinat, Matcha und Brennnessel sowie „Kohlenwäsche“ mit Kokosaktivkohle. Kohle ins Gesicht? Ja, sagen die Expertin und die Experten, Kokosaktivkohle bringe die Haut ins Gleichgewicht, erfrische und beruhige.

Letzteres gilt nicht nur für die Haut, sondern auch für das Gewissen: Alle Produkte seien frei von Mikroplastik, enthielten keine Silikone und Parabene. Zudem achte man grundsätzlich auf kurze Transportwege und biologisch angebaute Produkte. Fabio: „Unser Bestreben, nachhaltig zu agieren, spiegelt sich bei der Auswahl der Lieferketten, der Etiketten und weiterer Faktoren wider.“ Alle Produkte seien natürlich getestet – aber niemals an Tieren.

Essener Wirtschaftsförderung unterstützt die Gründer

Kennengelernt haben sich die drei übrigens schon im Studium an der Uni Duisburg-Essen – Wirtschaftsinformatik und Modedesign, was erst einmal nicht besonders viel mit Kosmetik zu tun hat. Alle drei jedoch waren sich in einem Punkt einig, erinnert sich Alexandra: „Wir hatten den Konsum von Wegwerfprodukten sowas von satt.“ Sowohl im eigenen Badezimmer als auch bei Freunden und Bekannten hatten die drei Gründer festgestellt, dass es viele Produkte gibt, die sofort nach Gebrauch direkt in den Müll wandern. Angesichts eines nicht vorhandenen Angebots an wiederverwendbaren Tuchmasken in der Drogerie war die Idee zu Tawacha schnell geboren. „Wir haben unsere Firma quasi am Küchentisch gegründet, und haben da alles Mögliche ausprobiert.“ Tvach übrigens ist Hindi und bedeutet Haut.

Dass die Idee gut war, zeigen die ersten Erfolge, die Tawacha bei Pitches erzielt hat. So bewarben sie sich in einem zweistufigen Verfahren um den so genannten „EWG Business Builder“ der Essener Wirtschaftsförderung (EWG) – und setzten sich durch. Seitdem profitiert das Start-up nun von geballter Unterstützung durch Experten: Die EWG steht bei Fragen zur Seite, es gab eine Rechtsberatung bei der Firmengründung, eine Marketing- und Design-Agentur half bei den ersten Schritten hin zur eigenen Marke, und ein Jahr lang können Tawacha den Coworking-Space an der Alfredstraße mietfrei nutzen. Nach Ende dieses Zeitraums, so das Ziel, soll das junge Unternehmen dann auf eigenen Füßen stehen können.