Essen. Das 4. Sinfoniekonzert in der Philharmonie glänzte mit Werken von Wagner und Schumann sowie Mezzosopranistin Bettina Ranch als Solistin.

Sonnenstrahlen im Trauermonat November: Die Essener Philharmoniker widmeten sich in ihrem 4. Sinfoniekonzert nicht dem Totengedenken, sondern dem prallen Leben. Mit Schumann und Wagner, die man trotz ihrer sächsischen Herkunft kaum spontan zusammenbringt und die selbst zu Lebzeiten nicht allzu viel miteinander anfangen konnten.

Zwischen der heiter gestimmten „Rheinischen“ und der festlich-pompösen „Meistersinger“-Ouvertüre hatte Gastdirigent Erik Nielsen allerdings noch die „Wesendonck-Lieder“ platziert, Wagners schwelgerisches Dokument jener Dreierbeziehung, der die Nachwelt auch den „Tristan“ zu verdanken hat. Wie der Meister in seinem Bühnenwerk beschwor auch seine „Muse“ Mathilde Wesendonck in ihren Gedichten Nachttrunkenheit und „Allvergessen“.

Melodisch fein ausgehorcht: Schumanns „Rheinische“

Bei Bettina Ranch war das affektgesättigte wagnersche Melos in bester Kehle, verband sie doch bezwingend bühnenpräsent verzehrend-dunkle Sehnsucht und leidenschaftlichen dramatischen Schub mit vorbildlicher Deklamation, kraftvoller Mezzogrundierung und freischwingendem Legato. Brava!

Die Philharmoniker rollten ihr dazu in der reduzierten Instrumentierung von Hans Werner Henze einen kammermusikalischen, subtilen Klangteppich aus. Der „Meistersinger“-Ouvertüre in gemessenem Tempo vorweg nahm Nielsen in geradezu weicher Rundung die pathetische Aufmarschkulisse, betonte den orchestralen Schmelz, wenngleich nicht in der letzten linearen Klarheit.

Zur Apotheose der Lebensfreude indes erhob der US-Amerikaner die 3. Sinfonie, die Schumann als frisch gebackener Düsseldorfer Musikdirektor im Hochschwang der Gefühle geschrieben hatte – wunderbar innerlich bewegt, melodisch fein ausgehorcht. Eine Wiedergabe aus einem Guss, bei der freilich die Hörner und Holzbläser am Schluss einen Extra-Applaus ernteten.