Essen-Katernberg. Wie eine App aus Katernberg die Beauty-Branche revolutionieren will. Und warum Business Angels schon jetzt investieren.
Mit digitalen und modernen Dienstleistungslösungen wollen drei junge Männer aus Katernberg der Beauty-Branche auf die Sprünge helfen – und damit in absehbarer Zeit selbst Geld verdienen. Beautinda heißt die App, die Can Kaplan, Matthias Pyka und Niklas Rohmann entwickelt und vor kurzem an den Start gebracht haben. Sie wendet sich vor allem an kleine Unternehmen und Solo-Selbstständige: 5000 Anbieter in ganz Deutschland listet die App bereits und macht sie auffindbar – vom kleinen Kosmetik-Studio bis zur Drogerie.
Digitale Plattformen gewinnen zunehmend an Bedeutung. Im Beauty-Bereich dominieren da allerdings noch alteingesessene Kosmetikstudios, große Friseure und Drogerie-Ketten. Wer sich hier selbstständig machen will, hat nur selten Ahnung von Social Media, von Marketing und vom Erstellen einer Internetseite – ganz zu schweigen von Online-Buchung und -Abrechnung. Für sie wollten die drei Essener eine einfache Lösung auf den Markt bringen. Unternehmen und Solo-Selbstständige können sich bei Beautinda kostenlos registrieren und erhalten dafür eine kleine Internetseite, eine so genannte Landing Page, und können über eine Suchmaschine gefunden werden.
Mehr als nur Kosmetik und Make-up
Haarverlängerung in Altenessen gesucht? Kein Problem. Eine Hochzeit in Stoppenberg steht an? Kleinigkeit. Von der Wimpernverlängerung bis zum Fruchtsäurepeeling, vom Wellnesstag bis zur Zahnaufhellung reichen die Angebote, sogar Weiterbildungen für Kosmetikerinnen und Friseure können über die App und die Homepage gefunden werden. Termine werden online gebucht und bezahlt – ein Service, den Solo-Selbstständige in der Regel nicht anbieten können. Von allen Buchungen erhalten die Macher von Beautinda eine Provision.
„Beim Thema Beauty denken viele ja nur an Kosmetik und Make-up“, sagt Can, 23-jähriger Gründer und einer von zwei Geschäftsführern der GmbH. „Wir wollen das ganzheitlicher denken. Das heißt, es geht auch um Friseure, Tattoo-Studios, Heilpraktiker, sogar Ärzte sind mittlerweile bei uns angemeldet – beispielsweise wenn jemand ein Hautproblem hat, findet sich eine Lösung bei uns.“ Bewusst bietet man dabei auch Ratenzahlung an, denn gewisse Angebote wie etwa eine Haarverlängerung können schnell teuer werden. Can: „Damit sind wir Europa sogar Vorreiter, das bietet keine andere Plattform in diesem Bereich an.“
Unterstützung vom Essener Ruhrhub
Es ist also mehr als nur eine Suchmaschine für Schönheit, die die drei Jung-Unternehmer da unter www.beautinda.de ins Netz gestellt haben. Nach und nach werden kostenpflichtige Zusatzleistungen angeboten wie Onlinewerbung, Social-Media-Pakete, Logos, Visitenkarten oder der Kontakt zu Influencern. Sitz der Firma ist in Katernberg, tatsächlich gearbeitet wird aber in der Lindengalerie in der Innenstadt. Hier bietet der Ruhrhub, eine gemeinschaftliche Initiative der Digitalen Wirtschaft NRW (DWNRW) und der sechs Ruhrgebietsstädte Essen, Bochum, Dortmund, Duisburg, Gelsenkirchen und Mülheim Start-ups die Möglichkeit, erste Schritte zu tun, ohne gleich eigene Räume mieten zu müssen. Es ist eine junge, hippe Umgebung für die so genannten Digital Natives: Der Co-Working-Space stellt großzügige Arbeitsplätze und Besprechungsräume zur Verfügung, man trifft sich an der Bar und holt sich Getränke aus dem Kühlschrank. Die Arbeitsatmosphäre gestaltet sich dem entsprechend: Man ist sofort beim Vornamen und per du.
Aus der Forschung heraus gegründet
Angefangen hat für die drei alles noch im Studium – aus ihren Masterstudiengängen heraus haben sie bereits in diese Richtung geforscht. „Wir haben während der Corona-Krise an der Uni geforscht, wie man die Beauty- und Dienstleistungsbranche bei der Digitalisierung unterstützen kann“, erklärt Can. Mittlerweile hat Can einen Master in „Innovation und Entrepreneurship“, beschäftigt sich also mit Unternehmertum. Matthias hat einen Master in Dienstleistungsmanagement und Niklas in Informatik – das perfekte Trio also, um eine solche Firma zu gründen. EXIST, ein Förderprogramm des Bundeswirtschaftsministeriums half bei der Finanzierung der ersten Schritte, weiter ging es mit einer ersten Finanzierungsrunde, über die Anteile verkauft und so genannte Business Angel gefunden wurden. Eine zweite Finanzierungsrunde steht nun kurz bevor und soll die nächsten Schritte ermöglichen.
Deutlich wird: Derzeit konzentriert sich Beautinda noch auf die Anbieter, die Endkunden kommen eher automatisch hinzu, je bekannter die App wird. „Wir propagieren im Moment gar nicht so sehr die Reichweite“, sagt Niklas, „sondern eher die Vereinfachung im Tagesablauf und die Zeiteinsparung, wenn man sich um die Buchungen nicht mehr telefonisch kümmern muss.“ Nichtsdestotrotz scheint der mögliche Wachstum in der Reichweite unbegrenzt: Erste Kunden aus Österreich und der Schweiz sind schon dabei, an einer Lösung in französischer Sprache wird bereits gearbeitet. Und potenzielle Werbekunden wie weltweit agierende Unternehmen aus dem Kosmetik-Bereich sind bereits aufmerksam geworden.