Essen-Werden. Klaus Adrian Schlegtendahl ist Chirurg aus Leidenschaft, praktiziert immer noch am St. Josef-Krankenhaus in Werden. Und das soll auch so bleiben.

Ein Chirurg, der weit über die übliche Altersgrenze hinaus praktiziert, mag schon mal Misstrauen auslösen. Nicht so Klaus-Adrian Schlegtendal, nach dem bis heute sehr viele gezielt fragen, wenn sie sich einer Operation unterziehen müssen. Der „Senior Consultant“ am St. Josef-Krankenhaus, der in Werden bekannt ist wie ein bunter Hund und den Freunde nur Claudio rufen, feiert am Samstag (22.10.) seinen 75. Geburtstag.

„Für mich ist das nur eine Zahl, die ich selbst kaum glauben kann, ich fühle mich viel jünger“, sagt Schlegtendahl, der aus einer alteingesessenen Werdener Familie stammt und im Stadtteil fest verwurzelt ist. Bis heute versieht er nicht nur Dienst am OP-Tisch, er ist sich auch nicht zu schade, nachts mit dem Notarztwagen rauszufahren wie ein junger Assistenzarzt. 47 Jahre steht er nun am Tisch, zehntausende Eingriffe hat er vorgenommen. „Die Hand“, sagt er, „ist noch so ruhig wie früher“. Und außer hin und wieder ein bisschen „Rücken“ fehle ihm nichts.

Seine Spezialität ist die Unfall- und Bauchchirurgie

Der Spross einer Medizinerfamilie wollte erst Kinderarzt werden („ging nicht, zu viele hysterische Mütter“), um dann zur Unfall- und Bauch-Chirurgie zu gelangen. Seine Spezialität ist die Leisten-Operation, die er mit einer kleinen, feinen Erfindung nach vorne brachte - einem Gewebeschlauch, der die Leisten nach der OP stärkt.

Für Schlegtendal ist die ärztliche Kunst eigentlich keine Arbeit im engeren Sinn, sondern Leidenschaft. „Man kann sehr schnell Menschen heilen und sie wieder glücklich machen, das war für mich immer das wichtigste.“ Sein Ruf sprach sich herum, Kranke aus aller Welt kamen in den letzten Jahrzehnten nach Werden, um sich ihm anzuvertrauen. Neben seinen fachlichen Fähigkeiten hat das auch etwas mit seinem Hobby zu tun: Schlegtendal hat „Benzin im Blut“, war ein begeisterter Rallye-Fahrer, hat viel von der Welt gesehen und dabei unzählige Freundschaften geschlossen.

Ein guter Netzwerker und offener Mensch

Beigetragen dazu hat eine Offenheit und Herzlichkeit, der man sich nicht entziehen kann, selbst wenn man wollte. Gute Ärzte, die noch dazu gute Netzwerker sind, gehen die Patienten so schnell nicht aus, dafür sorgt das Prinzip Schneeball: Einer sagt’s dem anderen und am Ende kann sich so einer vor lauter Anfragen kaum retten. Viele Ärzte reagieren reserviert, wenn man sie auch mal im privaten Rahmen mit einem medizinischen Problem und der Bitte um Rat behelligt. Claudio Schlegtendahl ist da anders. „Ich bin Waage, ich freue mich einfach, wenn ich Menschen helfen kann.“ Geld sei dabei für ihn nie entscheidend gewesen.

Wie viele leidenschaftliche Berufstätige kommt er mit wenig Schlaf aus. „Drei Stunden genügen mir.“Anders wäre es wohl kaum möglich gewesen, für die jährliche Oldtimer-Rallye „Tour der Rü“ nächtelang sehr aufwendig die genaue Strecke zu kartieren und morgens wieder putzmunter am OP-Tisch zu stehen. Und auch das soll so weitergehen: „Ich finde diese Oldtimer-Rallye ist Essener Kulturgut, das muss man erhalten.“

Herzlichen Glückwunsch, Claudio Schlegtendahl!