Essen. Kaminholz ist knapp und teuer. Die Stadt Essen bietet Bürgern ab Montag an, Holz selber zu sägen. Allerdings sind dabei Dinge zu beachten.

Die explodierenden Gaspreise oder gar ein kompletter Gasstopp befeuert das Brennholzgeschäft. Händler in Essen werden derzeit mit Nachfragen überrannt. Doch wer sich nicht rechtzeitig in diesem Jahr eingedeckt hat, hört dieser Tage häufig nur einen Satz: „Wir sind für dieses Jahr ausverkauft.“

Dennoch gibt es durchaus noch Händler und Baumärkte in Essen, die Kaminholz vorrätig haben. Allerdings müssen Kundinnen und Kunden dafür tief in die Tasche greifen. 200 Euro aufwärts kostet derzeit der Raummeter getrocknete Buche – und damit mehr als doppelt so viel wie noch im vergangenen Jahr. „Die Preise sind verrückt. Aber die Leute sind bereit, das zu bezahlen“, sagt Sascha Olschner vom gleichnamigen Kaminholzhandel.

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Ein deutlich günstigeres Angebot macht ab kommenden Montag, 17. Oktober, die Stadt Essen. Sie vergibt ab diesem Tag die Termine an diejenigen, die gefälltes Holz aus städtischen Wäldern und Flächen selbst kleinsägen und abtransportieren wollen. Die Stadt gibt den Raummeter Buche/Eiche für 35 Euro ab, berichtet Olav Möllemann, der im Auftrag der Stadt die Termine koordiniert (0177 2155722). Der Preis sei derselbe wie im vergangenen Jahr, sagt Möllemann. Ein Schnäppchen also, wenn man bedenkt, dass sich für die Holzhändler die Einkaufspreise mehr als verdoppelt haben.

Stadt verlangt Genehmigung fürs Brennholzsägen

Laut Möllemann sei das ein Entgegenkommen der Stadt, um die Bürger und Bürgerinnen nicht mehr zu belasten. Die Crux nur: Wer das städtische Holz erwerben will, braucht eine Genehmigung und muss dafür einen Motorsägenschein vorweisen. Außerdem ist das Holz für diesen Winter zum Verbrennen nicht einsetzbar. Es muss zwei bis drei Jahre trocknen. „Das ist vielen gar nicht bewusst“, weiß Möllemann. Nur erlaubt ist, Holz mit einer Restfeuchte von maximal 25 Prozent zu verbrennen. Außerdem schadet zu nasses Holz dem Ofen.

Wie viele Genehmigungen Möllemann ab Montag noch vergeben kann, ist offen. „Es kommt darauf an, wie viele Leute sich melden.“ Der Koordinator rechnet insgesamt mit einem deutlich größeren Ansturm auf das städtische Holz als in der Vergangenheit. „Mich haben schon im Vorfeld viele angerufen“, so Möllemann.

Wer in den städtischen Wäldern Holz selbst sammeln oder sägen will, braucht dafür eine Genehmigung. Wer diese nicht hat, begeht Diebstahl.
Wer in den städtischen Wäldern Holz selbst sammeln oder sägen will, braucht dafür eine Genehmigung. Wer diese nicht hat, begeht Diebstahl. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Holzhändler Sascha Olschner ist zwischenzeitlich gar nicht mehr ans Telefon gegangen, so viele Kunden riefen bei ihm an. „Wir sind gar nicht nachgekommen, so viele wollen Kaminholz.“ Olschner gehört zu den wenigen Händlern, die noch reichlich Holz vorrätig haben. „Ich kaufe jedes Jahr 5000 laufende Meter und bekomme auch noch Nachschub“, berichtet der Unternehmer, der seit 15 Jahren im Holzverkauf tätig ist. Seine Bezugsquellen will er nicht preisgeben. Schließlich wäre die Konkurrenz heiß darauf, diese zu erfahren. Den Schüttraummeter Buche/Eiche verkauft Olschner derzeit für 200 Euro. Reservierungen für nächstes Jahr nimmt er auch schon entgegen. Dafür nimmt er 170 Euro, Kunden müssten allerdings in Vorkasse gehen.

Warnung vor Betrügern im Internet

Der Brennholzhandel ist freilich kein rein lokales Geschäft. Viele Kunden ordern ihr Holz auch übers Internet. Doch die hohe Nachfrage hat auch vermehrt Betrüger auf den Plan gerufen. Deshalb warnen Verbraucherschützer davor, beim Internetkauf in Vorkasse zu gehen. Auch Olschner bemerkt, dass Kunden verstärkt lokale Händler suchen, weil es „viele Fakeshops gibt“.

In den Baumärkten in Essen ist Brennholz derzeit ebenfalls ein äußerst rares Gut. Am Dienstag (11. Oktober) gab es lediglich im Bauhaus an der Langemarckstraße Palettenware. Der Kubikmeter Buche kostete 265 Euro. Online-Reservierungen nimmt der Markt dafür allerdings nicht entgegen, wie ein Mitarbeiter auf Nachfrage berichtet. Das Motto lautet also: Vorbeikommen und Glück haben.

Der Essener Holzhändler Wolfgang Walter Schütz rechnet derweil damit, dass sich die Lage am Brennholzmarkt so schnell nicht verändern wird. Gerade das beliebte Buchenholz werde ein knappes Gut bleiben. Schütz hat sich dieses Jahr auch mit Nadelholz eingedeckt, „um überhaupt Holz zu haben“. Den Schüttraummeter verkauft er derzeit für 145 Euro. Die nächste Buchenholzlieferung erwartet er frühestens im nächsten Frühjahr.