Beim Schmidt Verlag (Halle 3, Stand 3H102) hat sich eine Schlange vor der Spielausgabe gebildet. Wer möchte, spielt ein paar Runden und wandert von einem der unzähligen Tische, die in der Ausstellung zum Ausprobieren einladen, zum nächsten. Mit den „Hausis“ testen wir bei unserem Messe-Rundgang „Mit Quacks & Co. nach Quedlingburg“. Das Brettspiel von Wolfgang Warsch wurde am Mittwoch vor der Fachwelt mit dem Deutschen Kinderspielepreis gekürt. Bis der Karton geöffnet und alle nagelneuen Teile aus den Pappen herausgedrückt sind, vergeht eine Weile.

Am Stand vorbei rauscht derweil das Messevolk, an diesem Vormittag meist Erwachsene. Männer und Frauen zwischen 20 und 60 tragen Rucksäcke oder ziehen Trolleys hinter sich her. „Hier werden viele Spiele verkauft. Manche Verlage gewähren spezielle Rabatte“, erklärt Thorsten Hausmann und liest sich in die Regeln ein. Schnell weiß der Profi, wie das spannende Wettrennen zum goldenen Kessel auf dem Quedlinburger Marktplatz funktioniert.

Bis zu vier Personen dürfen bei der Kindervariante von „Der Quacksalber von Quedlinburg“ mitmachen. Die Erwachsenenversion spielen „Die Hausis“ oft und gern. „Auf die Tiere fertig, los“, wir starten die Partie auf dem hübsch gestalteten Spielbrett. Jeder Spieler hat ein Säckchen mit einigen Futter-Chips aus Pappe, die Maiskolben, Äpfel oder „Traumkräuter“ zeigen. Damit werden der Esel, die Kuh, Schaf oder Schwein gefüttert. Aktionstafeln sorgen für Abwechslung beim Würfeln. Ein kurzweiliges Familienvergnügen. Und lernen können die Kids dabei auch. Etwa, dass man selbst dann siegen kann, wenn man viele Runden aussetzen musste, weil man immer wieder sogenannte Traumkräuter zieht.

Auf der „Spiel ‘22“ stellen auch Aussteller aus dem Ruhrgebiet aus

Eine Kaffeepause legen am Donnerstag Tobias und Gero bei „Kraken Wargames“ in Halle 6 ein. Jeweils 35 Kilo wiegen ihre handgeschmiedeten Rüstungen, die sie als Werbung für ihren „Kumpel“ tragen. Der ist Chef der Gelsenkirchener Firma, die Zubehör für beliebte Fantasie-Spiele vermarktet. Gefragt seien die „Gamingmats“ für besonderes Spieleflair.

Auch gängige Figuren alter Spieleklassiker – in allen Farben, aus Holz oder Kunststoff – lassen sich auf der Messe nachkaufen, etwa die spitzen Malefiz-Hütchen. Würfel finden sich in allen Größen. „Lebst du nur, oder spielst du schon“ lautet die Headline eines Flyers am Stand von www.spielmaterial.de.

Sam ist mit den Eltern und Schulfreundin Joulina (11) aus Oberhausen gleich morgens zur „Spiel ´22“ gekommen, die der Bonner Friedhelm Merz Verlag GmbH & Co. ausrichtet. Der Zehnjährige strahlt beim Anblick der vielen bunten Packungen. Sandra Karjewski, seine Mutter, sagt. „Der Besuch dieser Messe gehört bei uns seit vielen Jahren dazu.“ Sam zeigt stolz die getätigten Einkäufe. Schulfreundin Joulina hat ihr Taschengeld dabei. Für den Fall, dass sie etwas sieht, was ihr gefällt …

Viele Spieler stehen am Donnerstag interessiert an den langen Regalen im Asmodee-Shop (Halle 1). Der unter anderem in Essen ansässige Spieleverlag hat in den vergangenen Jahren einige Erfolgstitel herausgebracht. Seit 2018 gehört zur deutschen Asmodee-Familie das eigenständige Entwicklungsstudio Lookout Spiele, die ebenfalls groß auf der Spielemesse vertreten sind – natürlich mit vielen Tischen, an denen die Titel ausprobiert werden dürfen.

Getestet hat Nina Fleischer die drei Neuerscheinungen nicht, die sie zur Kasse trägt. Sie sei am Mittwoch aus Bielefeld angereist, um in Essen ihrem Hobby nachzugehen. „Ich mag seit der Kindheit leidenschaftlich gern Brettspiele“, erzählt die 42-Jährige. Acht Neuheiten habe sie schon zum Auto gebracht, nun sei wieder Platz in der blauen Reisetasche. Sie werde wohl noch öfter zum Wagen gehen, ergänzt sie und verabschiedet sich in Richtung Kasse. Dort hat sich eine lange Schlange gebildet.

Ein Luftschiff wird am Sonntagnachmittag versteigert

Für Markus Geiger aus München ist das Highlight am Sonntag um 15 Uhr. „Dann versteigern wir hier das Luftschiff.“ Stolze 2,50 Meter misst das über dem Stand in Halle 5 hängende Modell. Der Startpreis beträgt 300 Euro. Mit 200 Euro gehe zudem das Jagd-U-Boot Typ 7 in die Auktion. Geiger ist Spieleautor. In seinem früheren Leben war er Maschinenbauer. Abenteuerliche Geschichten zum Nachspielen zu entwickeln, mache ihm aber mehr Freude. So kriegerisch, wie es vielleicht wirke, sei sein Brettspiel „Dockfighters“ aber nicht. Zeitlich angesiedelt 1948, kämpfen darin Sachsen gegen Bayern mit Flugzeugen um Bier.

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„Ebbe und Blut“ ist der lokale Newcomer beim Team vom Spielzentrum Herne. Ein Brettspiel mit Mord an der Nordsee. Ebenfalls ein Hit: der erste Titel von Thomas Moder aus Herne, „Der Mord von Wanne Eickel“. Der Krimispaß lässt bis zu neun Personen in die Cranger Kirmeswelt von 1961 einzutauchen. Die Rahmenhandlung: Der Besitzer eines Fahrgeschäfts wurde tot am Karussell aufgefunden. Autor Thomas Moder freut das rege Interesse am Stand. Dieser ist mit 170 qm der größte nichtkommerzielle und präsentiert rund 300 Neuheiten verschiedenster Verlage.

>>> INFO: Spielemesse läuft bis Sonntag (9.10.)

• Tageskarte Erwachsene und Kinder ab 13 Jahren: 19 Euro; Tageskarte Kinder von 4 bis 12 Jahren: 11 Euro.
• Tageskarte Familien: max. 5 Personen (2 Erwachsene, Kinder nicht älter als 12 Jahre oder mit Schülerausweis) 44 Euro.
• Es gibt auch Zwei-Tageskarten: Erwachsene und Kinder ab 13 Jahren (34 Euro); Kinder von 4 bis 12 Jahren (18 Euro).
• Tageskassen gibt es ausschließlich am Eingang Ost. Öffnungszeiten der Spielemesse: jeweils 10 bis 19 Uhr, Sonntag 10 bis 18 Uhr. Es herrscht Maskenpflicht, ausgenommen sind Kinder unter 6 Jahren.