Essen. Drei Iraker erschlichen sich als Hawala-Banker getarnt das Vertrauen von Landsleuten. Dann zeigten sie ihr wahres Gesicht – auch in Essen.
Alles beruhte auf Vertrauen: Im vergangenen Winter sollen drei junge Iraker in Essen, Karlsruhe und Leipzig als sogenannte Hawala-Banker aufgetreten sein. Sie boten an, Geld in den Irak weiterzuleiten – vorbei an allen Geldinstituten. Doch kaum hatten sie das Bargeld in der Hand, zeigten sie ihr wahres Gesicht. Jetzt müssen zwei von ihnen ins Gefängnis.
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Die 16. Strafkammer des Essener Landgerichts hat einmal sieben Jahre Haft und einmal fünf Jahre und zwei Monate Haft verhängt – wegen schweren Raubes. Nur einer kam mit einer elfmonatigen Bewährungsstrafe wegen Betruges davon.
Opfer in Essen-Steele wurde mit Messern bedroht
Es war der 20. Oktober letzten Jahres, als zwei der angeklagten Iraker mit Verstärkung bei einem Landsmann im Stadtteil Steele aufgetaucht sind. Laut Urteil ging es um mindestens 4000 Euro, die heimlich in den Irak gebracht werden sollten.
Doch dann ging angeblich alles ganz schnell. Die Täter zückten Pfefferspray und Messer, flüchteten mit der Beute. Auch Goldschmuck soll mitgenommen worden sein.
Frau aus dem Auto gestoßen
In Leipzig und Karlsruhe sollen die Taten ähnlich abgelaufen sei. Auch hier wurde laut Urteil der 16. Strafkammer angeboten, Geld mit Hilfe des in Deutschland verbotenen Hawala-Bankings in den Irak zu transferieren. Einmal soll sich die Beute sogar auf 17.000 Euro plus 600 Euro Provision belaufen haben.
Als das Opfer, eine ältere Dame, eine Quittung verlangte, wurde sie gebeten, mit ins Auto zu steigen. Die Fahrt endete jedoch schon nach 500 Metern. Die Frau wurde mit einem Messer bedroht, an der Hand verletzt und aus dem Auto gestoßen. Sie hatte das Geld mühsam zusammengespart, um es ihrer Familie zukommen zu lassen.
Zwei der Angeklagten schweigen vor Gericht
Grundsätzlich wäre der Einsatz von Gewalt wahrscheinlich gar nicht nötig gewesen. Bei den Heimlich-Transaktionen in Richtung Nahost – die offenbar auch funktionieren, und bei denen das Geld durch viele Hände geht – ist Vertrauen die Grundlage des gesamten Geschäftsmodells.
Zwei der Angeklagten hatten sich im Prozess vor der 16. Strafkammer des Essener Landgerichts nicht zu den Vorwürfen geäußert, einer hatte ein Geständnis abgelegt. Die Gesamtbeute aus den drei Taten belief sich laut Urteil auf mindestens 27.000 Euro.