Essen. Clan-Ermittler der Polizei haben einen gesuchten 26-Jährigen ausfindig gemacht. Er soll bei den Altendorfer Massentumulten zugestochen haben.

Knapp drei Monate nach den Massentumulten zwischen verfeindeten Großfamilien in Essen-Altendorf hat die Polizei ein gesuchtes Clan-Mitglied gefasst. Dem 26-Jährigen mit ungeklärter Staatsbürgerschaft wird vorgeworfen, einem 30-Jährigen mit syrisch-türkischer Staatsangehörigkeit bei der Auseinandersetzung auf der Altendorfer Straße in den Hals gestochen und sein Gegenüber zunächst lebensgefährlich verletzt zu haben.

Ende Juli bereits hatte das Amtsgericht Essen auf Antrag der Staatsanwaltschaft einen Untersuchungshaftbefehl wegen gefährlicher Körperverletzung gegen den Mann erlassen. Wo er sich aufhielt, war lange unklar, bis Ermittler der Clan-Abteilung der Essener Polizei ihn am Montag in einer Wohnung in Altendorf festnehmen konnten.

Der 26-Jährige landete im Gewahrsam und wurde am Dienstag einem Haftrichter vorgeführt. Gegen Zahlung einer Kaution, deren Höhe die Polizei nicht nennt, wurde die Untersuchungshaft außer Vollzug gesetzt. Der mutmaßliche Messerstecher kam deshalb wieder auf freien Fuß. Es handele sich um ein Mitglied eines bekannten libanesischen Clans. Nähere Angaben zu dem Mann machen die Behörden derzeit nicht.

Ein Streit um einen Parkplatz als Auslöser

Nach den Massenschlägereien zwischen bis zu 400 Mitgliedern verfeindeter libanesischer Großfamilien ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen insgesamt sieben Beschuldigte. Die Vorwürfe lauten auf gefährliche Körperverletzung, Landfriedensbruch, schwerer Raub und Verstoß gegen das Waffengesetz.

Nach dem ersten Tumult mit bis zu 400 Beteiligten und dem lebensgefährlich verletzten 30-Jährigen am 25. Juni, dessen Auslöser ein Streit um einen Parkplatz an der Altendorfer Straße gewesen sein könnte, war es tags drauf zu erneuten Unruhen und einer Zusammenrottung von rund 100 gewaltbereiten Randalierern gekommen. Es gab drei Leichtverletzte. Ein 19- und ein 20-Jähriger wurden in Gewahrsam genommen.

Zwei Tage später trafen Polizisten im Stadtteil auf vier Verdächtige im Alter von 17 bis 20 Jahren, die in ihrem Auto diverse Schlagwerkzeuge, Messer, Macheten und einen Elektroschocker transportierten. In der Nacht zum 29. Juni schließlich stoppten Beamte nach einem Hinweis in Borbeck elf Maskierte, die ausnahmslos einer an den Ausschreitungen mutmaßlich beteiligten Großfamilie zuzuordnen waren.

Einsatzbereite Waffen im Auto gefunden

In einem Auto der libanesischstämmigen Männer fanden sich zwei Pistolen samt Munition. Die Waffen seien einsatzbereit gewesen, hieß es bei der Polizei, die lediglich Platzverweise erteilte. Die Verdächtigen konnten anschließend ihrer Wege gehen. Die Begründung: Die Schießeisen waren keinem von ihnen konkret zuzuordnen.