Essen. Essens freie Szene stellt sich mit den „Theaterhäppchen“ vor: Programm-Ausschnitte sollen dem Publikum Lust auf neue Produktionen machen.

Der Vormittag beginnt „leicht bekömmlich“ mit ein paar schmissigen Ruhri-Songs und einem Auftritt vom Pink Panther. Das Menü 2 hat die Geschmacksnote „süß und sauer“ mit Märchenhaftem und Hintergründigem. Am Nachmittag präsentiert sich das Programm dann „scharf gewürzt“ mit Ruhrpott-Science-Fiction und Nervenkitzel von Sebastian Fitzek. Wenn die Freie Essener Szene am kommenden Sonntag, 18. September, von 11 bis 18 Uhr in der Casa des Schauspiel Essen die mittlerweile schon traditionellen „Theaterhäppchen“ serviert, dann soll eben wieder für jeden Geschmack etwas dabei sein.

Wie groß und vielfältig das Angebot der Essener Bühnen zwischen Borbeck und Burgaltendorf ist, davon zeugt der gemeinsame Theater-Aktionstag seit vielen Jahren. Schon zum zwölften Mal werden die „Theaterhäppchen“ als Appetizer für die in den Stadtteil-Theatern zur Auswahl stehenden Krimis, Komödien und Klassiker angeboten. Doch womöglich war die gemeinsame Präsentation noch nie so bedeutsam wie in diesem Jahr.

Der gemeinsame Auftritt setzt ein Zeichen für Solidarität und Zusammenhalt

Nach zwei schwierigen Jahren, in denen Pandemie-bedingt wenig und nur vor kleinem Publikum gespielt werden konnte, sind die Bühnen mehr denn je auf den Zuspruch und die Neugier der Theatergänger angewiesen. Ein Kostproben-Medley der aktuellen Produktionen, die die 16 Theater von der Rü-Bühne bis zum Theater Extra in drei verschiedenen Themenblöcken vorstellen, soll dabei wie der Filmtrailer im Kino Appetit machen auf mehr.

Womöglich wird dann auch der Stammgast im Theater Freudenhaus neugierig auf die besonderen Angebote im Theater Essen-Süd, fühlt sich der treue Besucher der Krayer Studio-Bühne ermuntert, auch einmal die Ruhrpott Revue auf der Zeche Carl zu besuchen. Gerade in den für die Kulturszene äußerst schwierigen Zeiten sei es immens wichtig, „ein gemeinsames Zeichen für Solidarität und Zusammenhalt zu setzen“, sagt Rainer Besel vom Vorstand der Initiative Freie Szene Essen.

Ein Mehrgenerationen-Theater wie in Altenessen trifft dabei auf inklusive Produktionen des am Franz-Sales-Haus beheimateten Theater Makiba. Performatives und Skurriles, wie es das „Rabbit Hole Theater“ am Viehofer Platz bereit hält, ergänzt sich mit Gemeindesaal-Aufführungen des Kleinen Theater Burgaltendorf. Und neben dem Seniorentheater Essen e.V. stellen sich auch neue, junge Ensembles wie die im Unperfekthaus beheimateten „Storytellers“ erstmals vor.

Kulturdezernent und Schauspiel-Chef stehen zu Interviews bereit

Die Teilnehmerfeld ist damit erneut gewachsen. „Noch gibt es ein großes Angebot. Es liegt an den Menschen, das zu unterstützen“, plädiert Schauspiel-Intendant Christian Tombeil für einen regen Besucher der Bühnen. Das Essener Schauspiel räumt die Casa dabei einen Tag lang für den Gemeinschaftsauftritt der freien Szene frei. Da die Bühne in der Theaterpassage allerdings im kommenden Jahr geschlossen werden soll und bislang kein Alternativ-Spielort zur Verfügung steht, werden sich wohl auch die „Theaterhäppchen“ bald nach neuen Auftrittsmöglichkeiten umschauen müssen. Kulturdezernent Muchtar Al Ghusain steht am Theaterhäppchen-Tag für Nachfragen zur Verfügung, auch der scheidende Schauspiel-Chef Christian Tombeil wird in einer Programmpause interviewt.

Ohnehin steht der Austausch im Vordergrund. „Wir hoffen auf viele Gespräche“, sagt Frank Fuchs von der Essener Volksbühne. Und natürlich auch auf viele neue Fans der freien Essener Theaterszene.