Essen. Wie Filmemacher Alexander Waldhelm sein Werk „Beziehungen“ mit wenigen Mitteln auf die Beine stellt und im Essener Traditionskino begeistert.

In seinem Brotberuf arbeitet er als Journalist im Forschungszentrum Jülich und bei dieser Zeitung in Mülheim. Doch seine Leidenschaft gilt dem Filmemachen. Ganz ohne öffentliche Fördergelder hatte Alexander Waldhelm bereits sein Debüt „Pottkinder - ein Heimatfilm“ 2017 auf die Beine gestellt. Wie zuvor gelang es dem Mittvierziger auch bei dem zweiten Werk „Beziehungen - kein schöner Land“, viele Unterstützer unter Geldgebern und Prominenten für sein jüngstes Low-Budget-Film zu finden und die Premiere in der Lichtburg zu feiern. „Das ist das Optimum“, schwärmt er vor dem Auftritt auf dem roten Teppich.

Promis loben Eigeninitiative bei Premiere in der Lichtburg

Gerburg Jahnke, Uwe Lyko alias Herbert Knebel, Kai Magnus Sting, Volker Pispers waren neben den Hauptdarstellern Bodo Lacroix und Patricia Höfer dabei. Aber auch Rene Steinberg, Fritz Eckenga, Torsten „Toto“ Heim, Norbert Heisterkamp sagten wie die Musiker Andy Brings und Slick Prolidol zu, als er sie fragte, ob sie bei seiner Krimikomödie mitmachen wollten. „Einige haben gar nicht reagiert, andere ganz nett“, erzählt der Drehbuchautor und Regisseur in Personalunion.

Die Oberhausener Kabarettistin Frau Jahnke, die schon beim ersten Projekt mitspielte, ist voller Begeisterung für diese Art „mit wenigen Mitteln Filme zu machen, Laien anzuleiten und andere Kollegen zu gewinnen“. So viel Eigeninitiative müsse man unterstützen, meint sie in der Filmbar der Lichtburg. Bei den fünfwöchigen Dreharbeiten hatten sie und ihre Mitstreiter Spaß, jetzt sind sie auf der Leinwand zu entdecken.

Lange nicht gesehen: Die Kabarettisten Uwe Lyko und Volker Pispers ( rechts) haben sich in der Filmbar der Lichtburg am Premierenabend  von „Beziehungen - kein schöner Land“ einiges zu erzählen. Foto: Kerstin Kokoska/ FUNKE Foto Services
Lange nicht gesehen: Die Kabarettisten Uwe Lyko und Volker Pispers ( rechts) haben sich in der Filmbar der Lichtburg am Premierenabend von „Beziehungen - kein schöner Land“ einiges zu erzählen. Foto: Kerstin Kokoska/ FUNKE Foto Services © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

In kleinen Filmsequenzen bereichern sie einen Kriminalfall um eine tote Rentnerin, den Bodo Lacroix und Patricia Höfer als ungleiches Ermittlerpaar mit Alkoholproblem lösen sollen. Gerburg Jahnke durfte einen Imker verkloppen und wird von Rene Steinberg als Polizist befragt. Der Essener Uwe Lyko wettert als Herbert Knebel, weil ihm vorgeworfen wird, eine Entziehungskur mit Eierlikör torpediert zu haben. „Er hat so nett gefragt. Da konnte ich nicht Nein sagen, erklärt er die Zusage zum Dreh in dem kahlen Flur einer Fachhochschule in Mülheim. Volker Pispers, der ganz ernsthaft einen Immobilienmakler spielt, fand das ganz spannend. „Ich habe sowas noch nie gemacht.“

Kai Magnus Sting überzeugt als skurriler Pathologe

Kai Magnus Sting meint lachend zu seinem überzeugenden Einsatz als skurriler Pathologe: „Ich habe es wegen des Geldes getan und weil Hollywood anklopfen könnte.“ Dabei haben alle Darsteller ohne Gage mitgewirkt: der Dortmunder Fritz Eckenga als Heiratsschwindler, der Dorstener Norbert Heisterkamp als unbekleideter Autofahrer, der Bochumer Torsten „Toto“ Heim als findiger Polizeireporter.

Neben den prominenten Namen hat das Crowdfunding etwas geholfen, „Beziehungen - kein schöner Land“ zu realisieren und natürlich Geschäftsleute aus der Region, die Mitfinanzierung in Namensnennung und DVDs als Werbegeschenke für Kunden investiert haben. Auch 180 Übernachtungen, die ein Hotel während der Dreharbeiten zur Verfügung stellte, oder die 1.000 Mahlzeiten eines Caterers „hätte ich nicht stemmen können“, so Alexander Waldhelm. Obwohl die von ihm geschätzten Kosten mit rund 25.000 Euro vergleichsweise gering ausfallen.

Kaum hat er den Film auf den Weg gebracht in ausgesuchte Kinos und auf DVD kündigt der Energiegeladene auf der Bühne der Lichtburg schon sein nächstes Projekt „Darf ich das schreiben?“ an. „Es geht um Journalismus und wird eine Komödie“, sagt er und Gerburg fragt strahlend: „Darf ich da wieder was machen?“