Essen. Selbst wer private Zulassungsdienste einschaltet, muss viel Zeit mitbringen bei Kfz-Anliegen. Wie lange, dazu gehen die Angaben auseinander.

Wer in Essen die Dienste der Kraftfahrzeug-Zulassungsstelle in Anspruch nehmen will, muss sich derzeit auf längere Wartezeiten und Geduldsproben einstellen. Das bestätigte auf Anfrage die Pressestelle der Stadt, nachdem sie mit Beschwerden von Bürgern konfrontiert wurde. Neu sind diese Beschwerden allerdings nicht, auch in der Vergangenheit gab es immer wieder gravierende Probleme.

Wartezeit selbst für private Zulassungsdienste beträgt laut Stadt Essen drei Tage

„Aktuell beträgt die durchschnittliche Wartezeit für Zulassungsdienste in Essen drei Tage“, erklärte am Dienstag (23.8.) eine Stadtsprecherin. Das dürfte aber auch heißen: Wer es ohne die kostenpflichtigen Dienste versucht, wartet in der Regel deutlich länger. Grund dafür sei eine technische Verfahrensumstellung, die am 15. August in der Zulassungsstelle nach Vorgaben des Kraftfahrtbundesamtes hätte umgesetzt werden müssen. „Im Zusammenhang mit diesem Verfahrenswechsel treten Folgeerscheinungen auf, welche sich auf die Bearbeitungszeiten auswirken.“

Betroffen von dieser Einschränkung ist unter anderem Hans Weckmüller. Der Essener Senior hat sich nach eigenen Angaben ein Fahrzeug angeschafft, in das ein Rollator, ein mobiles Sauerstoffgerät und bei Bedarf auch ein Rollstuhl passt. „Versuche, beim Straßenverkehrsamt einen Termin für die Zulassung zu bekommen, sind seit Tagen gescheitert“, so Weckmüller.

Zulassungsdienste sprechen von mindestens einer Woche Wartezeit

Um endlich zum Zuge zu kommen, schaltete er schließlich einen kostenpflichtigen privaten Zulassungsdienst ein in der Hoffnung, das Auto von einem auf den anderen Tag zugelassen zu bekommen und rasch nutzen zu können. „Der Zulassungsdienst teilte mir aber mit, dass die Ummeldung auch dort mindestens eine Woche dauert. Dies empfinde ich als eine Unverschämtheit gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern.“

Eine Woche oder „nur“ drei Tage, wie die Stadt mitteilt? In ihrer schriftlichen Reaktion auf die Beschwerden ging die Stadtverwaltung auf den offenkundigen Widerspruch nicht weiter ein. Eine Sprecherin verwies hingegen auf immer wieder auftretende „Softwarefehler, die vom Anbieter behoben werden müssen“, räumt dann aber auch eigene Probleme ein. „Auf der anderen Seite sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter noch nicht so verfahrenssicher, so dass es immer wieder zu Rückfragen und Verzögerungen in der Abarbeitung der Zulassungsvorgänge kommt.“

Stadt: Es gibt „Rückstände“ bei der Bearbeitung von Anträgen

Aus der Kombination beider Probleme seien „leider einige Rückstände entstanden, die nun schnellstmöglich wieder abgearbeitet werden, unter anderem mit temporär erweiterten Öffnungszeiten“, betont die Stadt. Hans Weckmann überzeugt das nur bedingt. Nicht nur für ihn als Hundert-Prozent-Schwerbehinderten, sondern auch für Tausende andere Menschen, die täglich auf das Auto angewiesen sind, seien solche Verzögerungen unzumutbar.

Zu vermuten sei, dass auch Personalengpässe in der Stadtverwaltung eine Rolle spielen, wie sie vor einem Jahr schon einmal bestätigt wurden. „Systemumstellungen in einer solch sowieso schon prekären Situation vorzunehmen ist der Gipfel. Mir tun die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dort leid, da sie seit Jahren verschlissen werden und trotz großem Engagement kein Land sehen“, so Weckmüller.