Essen. Rea Garvey ist in Essen aufgetreten. Im Seaside Beach hat er nicht nur vor vielen seiner Fans gespielt – weswegen es Freitag emotional wurde.

Seit vielen Jahren im Musikgeschäft, zig Konzerte hinter sich, und dann sagt Rea Garvey am Freitagabend (12.8.) auf der Bühne im Seaside Beach am Baldeneysee: „Essen ist offensichtlich unser Zuhause gerade.“

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Was bei den allermeisten Musikern auf ihren Touren wie eine Floskel wirkt, um eine Verbindung mit dem Publikum aufzubauen, scheint an diesem Abend keine zu sein. Denn der Auftritt ist für den irischen Musiker wirklich etwas Besonderes, wie er erzählt: „Ich hatte noch nie eine so lange Gästeliste.“

Rea Garvey in Essen: „Supergirl“ ist der emotionale Höhepunkt

Und so spielt Rea Garvey nicht nur vor Tausenden im Publikum, sondern auch für zahlreiche Familienmitglieder, Freunde und Wegbegleiter seiner langen Karriere. „Ich habe meine sieben Schwestern heute in Essen“, ruft der Künstler von der Bühne, der 1998 von Irland nach Deutschland zog und sich dann mit seiner Band Reamonn durch Hits wie „Supergirl“ fest in der Musikszene etablierte.

Und auch wenn es diese Formation seit mehr als zehn Jahren nicht mehr gibt, darf „Supergirl“ selbstredend nicht auf der Garvey-Setlist fehlen. Nach einem energiegeladenen Opener – bei den heißen Temperaturen in Bomberjacke – kam der 49-Jährige bei seinen neueren Solosongs ordentlich ins Schwitzen und außer Puste. Also: schnell Jacke aus.

Da war die Jacke noch an: Konzertbeginn im Seaside Beach.
Da war die Jacke noch an: Konzertbeginn im Seaside Beach. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Nach dem ersten Drittel des Konzert stimmt Rea Garvey die leiseren Töne an. Zum Publikum und in Richtung VIP-Bereich zeigend sagt über seine Schwestern: „Sie haben mich so oft getragen.“ Dann greift er zu einer Akustikgitarre und spielt eben jenen alten Reamonn-Song an. Ein Moment der sich echt anfühlt.

Man mag es mögen oder nicht: Die vielen Smartphones die aus dem Publikum in den Abendhimmel gereckt werden zeigen: Das ist ein emotionaler Höhepunkt der über zwei Stunden dauernden Show. Sogar ein einsames Feuerzeug schwingt im Takt. Davon gab es 2000, als „Supergirl“ rauf und runter im Radio und Musik-TV gespielt wurde, mit Sicherheit eine jede Menge mehr im Publikum.

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Riesiger Vollmond über dem Baldeneysee

Aber zurück ins Hier und Jetzt. Auch die Reamonn-Nummer „Tonight“ sorgt in der Abenddämmerung bei vielen Besuchern für Gänsehaut, bevor Rea Garvey zeigt, dass er im Laufe der Zeit in so ziemlich alle Pop-Genres geschnuppert hat. Das Publikum klatscht zur elektronischen Nummer „Can’t Stand the Silence“ mit dem Beat, bevor es im Takt und grellem Strobolicht im Takt hüpft.

Die Bühne am Seaside Beach in Essen.
Die Bühne am Seaside Beach in Essen. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Auch seine irischen Wurzeln kann und will Rea Garvey nicht verleugnen, was man auch daran festmachen kann, dass in seiner Band mit Jördies Tielsch eine Geigerin zur Formation gehört.

An zwei Stellen klappt nicht alles nach Plan. Direkt zu Beginn hatte die Technik mit einem Hintergrund zu kämpfen, der eigentlich zur Seite fahren sollte, sich aber auf der Hälfte verhakte. Das kleine Missgeschick wurde aber schnell gelöst und so hatte das Publikum freie Sicht auf die Lichtblitze hinter dem Vorhang. Einmal klappte ein Einstieg in einen Song nicht, was Rea Garvey mit einem Augenzwinkern weglächelte und sagte: „It’s live music!“ Recht hat er. Und nach einer langen Zeitpause giert nicht nur sein Publikum nach Live-Erlebnissen. Er selbst sagt am Abend: „Langsam trauen wir uns wieder, gemeinsam zu sein. Wir Musiker waren kaputt in den letzten Jahren. Ich liebe euch.“

Rea Garvey verneigt sich vor seinem Essener Publikum.
Rea Garvey verneigt sich vor seinem Essener Publikum. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Ohnehin ist die Stimmung am Seaside Beach bei Hits wie „The One“, „Oh My Love“ und „Can’t Say No“ viel zu gut und sommerlich entspannt, als dass kleine Fauxpas die Stimmung trügen – vor allem nicht, wenn am Ende in der Dunkelheit der riesige Vollmond, größer als sonst, über dem Baldeneysee steht und das Publikum nach einer energiegeladenen Zugabe (ohne Pause!), nach Hause schickt. Kitsch im positiven Sinne.