Essen. Die Infektionszahlen in Essen steigen. Doch ein neuer Lockdown sei weder nötig noch durchsetzbar, sagt Virologe Ulf Dittmer.
Trotz steigender Infektionszahlenhält der Chef-Virologe des Essener Uni-Klinikums, Ulf Dittmer, einen weiteren Lockdown im Herbst oder Winter für ausgesprochen unrealistisch und unnötig. „Wir haben eine völlig veränderte Lage als im Jahr 2020 oder 2021, als Maßnahmen wie Lockdowns vermutlich sehr viele Todesfälle verhindert haben“, sagt Dittmer. Auch für den kommenden Herbst wird eine neue, große Infektionswelle vorausgesagt.
Die Schließung von Schulen, Unis, Geschäften und Restaurants sei nicht mehr notwendig, weil „90 Prozent der Bundesbevölkerung mitlerweile Antikörper gegen Corona entwickelt hat – entweder durch die Impfungen oder eine Genesung.“ Bekanntlich schützt eine Impfung oder erste Infektion nicht vor einer möglichen weiteren Ansteckung mit Covid-19, aber: „Die Verläufe bleiben in der Regel mild, und wir haben kein dramatisches Krankheits-Geschehen mehr in den Krankenhäusern.“
Inzidenz in Essen steigt seit Ende Mai wieder
Die Inzidenz in Essen liegt derzeit bei 633,1 (Wert des Robert-Koch-Instituts von Donnerstag, 21. Juli). Die bislang höchste Inzidenz in Essen seit Ausbruch der Pandemie wurde bislang am 7. Februar 2022 verzeichnet, damals war die Omikron-Variante auf dem Vormarsch, die Inzidenz betrug an diesem Tag 1.969,7. Danach sank sie rapide; der letzte Tiefstand lag Ende Mai bei 183,9. Seitdem steigt der Wert wieder.
Frank-Ulrich Montgomery, Ratsvorsitzender des Weltärztebundes, hatte in dieser Woche öffentlich appelliert, die Möglichkeit eines Lockdowns nicht freiwillig aus der Hand zu geben. Das Infektionsschutzgesetz müsse grundsätzlich solche Maßnahmen erlauben. Derzeit wird bundesweit über das Infektionsschutzgesetz diskutiert, weil die gültigen Bestimmungen Ende September auslaufen.
Impfquoten in Essen weiter unter 80 Prozent
Dass das Gesetz auch weiter drastische Maßnahmen wie Lockdowns möglich machen müsse, sieht Dittmer ebenfalls so. Aktuell seien neue Schließungen wegen Corona allerdings auch „kaum durchsetzbar“.
Die Impfquoten in Essen verharren seit Wochen weiter unter der 80-Prozent-Marke. Den letzten Stand gab die Stadt Essen am 18. Juli mit 79,76 Prozent Erst- und 76,13 Prozent Zweitimpfungen an. Geboostert waren zuletzt 60,34 Prozent der Essener Bürger.
Obwohl die Nachfrage nach Impfungen dramatisch gesunken ist, bietet die Stadt weiter Impftermine an: Die nächsten Impfungen für Bürger ab 12 Jahren sind am Mittwoch, 27. Juli, 16.30 bis 18.30 Uhr in Altenessen-Nord im Verwaltungsgebäude Marienhospital, Johanniskirchstraße 27, sowie am Samstag, 30. Juli, 12 bis 14 Uhr, in der Innenstadt, Theaterpassage, Rathenaustraße 2.